Terror-Angeklagter: "Ich wollte als Märtyrer sterben"

Der mutmaßliche islamistische Terrorist, der sich seit Donnerstag in München vor Gericht verantworten muss, lässt keinen Zweifel zu: Er selbst sagt, er wollte "Ungläubige" töten.
von  dpa/AZ
Der Angeklagte Ufuk C. am Donnerstag beim Prozessbeginn in München.
Der Angeklagte Ufuk C. am Donnerstag beim Prozessbeginn in München. © dpa

Weißes Hemd, sorgfältiger Scheitel: Der mutmaßliche islamistische Terrorist, der sich seit Donnerstag in München vor Gericht verantworten muss, sieht eher brav und unschuldig aus. Aber er lässt keinen Zweifel zu: Er wollte "Ungläubige" töten.

München - In einem weiteren Prozess um islamistischen Terror in Syrien hat ein junger Angeklagter in München seine Reise in den Dschihad ("heiligen Krieg") gestanden. "Ich wollte damals als Märtyrer sterben, das war mein Ziel", sagte der 21-jährige Deutsch-Türke am Donnerstag vor dem Oberlandesgericht. "Man sagt, das dauert nicht lange." Auch wegen der Jungfrauen im Paradies, die ihm versprochen worden seien, habe er den Märtyrertod angestrebt. "Ich habe gedacht: Märtyrer - und durch."

In Deutschland habe er von Gräueltaten des Regimes von Baschar al-Assad gehört und in Syrien helfen wollen. "Durch Kämpfen, durch Töten", sagte der Angeklagte. "Das war damals meine Einstellung." Als er die Kriegswirren live mitbekommen habe, habe er aber gemerkt: "Jetzt wird's kritisch." Daraufhin habe er beschlossen, nach Deutschland zurückzukehren.

Der junge Mann sah mit seinem weißen Hemd und dem sorgfältigen Scheitel eher aus wie ein Konfirmand als wie ein Dschihadist. Fast fröhlich winkte und grinste er seiner versammelten Verwandtschaft im Zuschauerraum zu.

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Aus seiner damaliger Sicht sei es richtig gewesen, "Ungläubige" zu töten, sagte er. "Darf man sie umbringen", fragte der Vorsitzende Richter Manfred Dauster. "Sie bekämpfen? Schon!", antwortete der Angeklagte und fügte hinzu: "Ich hab' nicht so viel Wissen vom Islam, leider."

Über die Türkei sei er nach Syrien in ein Terrorcamp der Al-Nusra-Front gereist, des syrischen Ablegers von Al-Kaida. Dort sei er an Waffen ausgebildet worden, gab der Angeklagte zu und sprach von einer dreiwöchigen Ausbildung an der Kalaschnikow. Von seiner Zeit im Camp schickte er Fotos nach Deutschland. Für 700 Euro habe er sich selbst noch vor dieser Ausbildung eine Kalaschnikow gekauft, die sei aber kaputt gegangen. Die meiste Zeit habe er ohnehin mit Sport, Kochen und Schwimmen verbracht. "Das klingt mir so wie: Wir fahren ins Landschulheim", sagte Richter Dauster.

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Der junge Mann ist wegen Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland angeklagt. Ziel der Al-Nusra-Front sei es, "einen Gottesstaat unter Geltung der Scharia zu errichten", heißt es in der am Donnerstag verlesenen Anklageschrift.

Die Anklage stützt ihre Vorwürfe unter anderem auf ein Propaganda-Video, in dem zum Dschihad aufgerufen wird. Der Angeklagte soll darauf zu sehen sein. Er wurde bei seiner Rückkehr am 25. Juli 2014 am Münchner Flughafen festgenommen.

Der Mann äußerte sich zu Prozessbeginn umfangreich zu seiner Biografie: eine abgebrochene Ausbildung, ein nachgeholter Hauptschulabschluss, eine weitere Ausbildung als Bäckereifachverkäufer, eine nicht bestandene Abschlussprüfung, viel Marihuana. Eigentlich sei er nicht sonderlich religiös gewesen - bis eines seiner Gebete erhört worden sei. "Da habe ich gedacht: Was für eine Barmherzigkeit." Dann habe er angefangen zu beten. Im Internet habe er von Koranverteilungen gehört, bei denen er mitmachen wollte. Er habe sich Videos aus dem syrischen Bürgerkrieg angeschaut und Reden islamistischer Hassprediger angehört, die ihn beeindruckten.

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