Das Testament des Harun P.: "Mama, sei nicht traurig"

Ein Islamist aus München reist in den Dschihad. Als beim Sturm auf das Gefängnis von Aleppo in unmittelbarer Nähe Bomben und Schüsse zu hören sind, macht Harun P. sein Testament. Was er darin sagt...
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Der 27-jährige Harun P. soll als Mitglied der Gruppe "Junud Al-Sham" am Terror in Syrien beteiligt gewesen sein.
dpa Der 27-jährige Harun P. soll als Mitglied der Gruppe "Junud Al-Sham" am Terror in Syrien beteiligt gewesen sein.

Ein junger Islamist aus München reist in den Dschihad nach Syrien und kämpft dort für eine Terrororganisation. Als beim Sturm auf das Gefängnis von Aleppo in unmittelbarer Nähe Bomben und Schüsse zu hören sind, macht Harun P. sein Testament.

München - Der mutmaßliche Terrorist, der sich wegen Mordes in Syrien vor dem Oberlandesgericht München verantworten muss, hat im syrischen Bürgerkrieg sein Testament gemacht. Beim Sturm auf das Zentralgefängnis von Aleppo im Februar 2014 nahm er eine Audio-Datei mit seinem letzten Willen auf.

Im Hintergrund sind Schüsse zu hören. "Ich befinde mich gerade hier in Syrien", sagt er etwas außer Atem in der Aufnahme, die am Donnerstag vor Gericht abgespielt wurde. "Wir sind gerade dabei, diese Gefangenen zu befreien." Sein Geld solle nach seinem Tod vor allem für das Grab seiner Tochter auf dem Münchner Westfriedhof ausgegeben werden, die als Baby gestorben war. Seine Familie solle nicht um ihn weinen. "Mama, sei nicht traurig", sagt er in der Aufnahme. "Hier ist nichts echt auf dieser Erde – alles, was Ihr seht, wird vergehen."

Die Bundesanwaltschaft wirft dem 27-Jährigen Harun P. vor, als Mitglied einer islamistischen Organisation am Terror in Syrien beteiligt gewesen zu sein und gemordet zu haben. In seinem Testament sagte er auch: "Es war meine Pflicht, hier rauszukommen und Dschihad zu machen."

Lesen Sie hier: Die Wut des Harun P.

Nach den Vorspielen des Testaments setzte der junge Mann seine Aussage fort. Er berichtete von dem Sturm auf das Gefängnis, den er nur aus den hinteren Reihen mitbekommen haben will. Er habe sich in einer Häuserruine aufgehalten, die sich dem Gefängnis gegenüber befand, sich aus Kampfeshandlungen aber weitgehend herausgehalten. Einmal habe er mit seiner Kalaschnikow auf das Gefängnis geschossen, sagte er - aber nur auf die Mauer und nur, um zu testen, ob die Waffe funktioniere. Ansonsten habe er sich "zu Tode gelangweilt". Laut Anklage hatte er Anfang Februar zusammen mit etwa 1600 Dschihadisten das Zentralgefängnis in Aleppo mit Panzern und Maschinengewehren angegriffen und rund 300 Gefangene befreit. Bei den Kämpfen wurden laut Bundesanwaltschaft mindestens zwei syrische Regierungssoldaten und fünf Häftlinge getötet.

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