Taxi-Festpreise in München kommen: Darauf hofft die Branche

Wer mit dem Taxi im Stau steht, kann leicht nervös werden, wenn das Taxameter unaufhaltsam weiter läuft. In München geht das jetzt auch anders – mit einem Festpreis. Hilft das der Taxibranche, um gegen Konkurrenten wie Uber bestehen zu können?
AZ/dpa |
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Taxis während einer Demonstration vor dem Siegestor auf der Ludwigstraße. (Archivbild)
Taxis während einer Demonstration vor dem Siegestor auf der Ludwigstraße. (Archivbild) © Lino Mirgeler/dpa/Archivbild

München - Als erste Stadt in Deutschland macht die Stadt München von einer gesetzlichen Neuerung Gebrauch, Städte wie Hamburg oder Berlin wollen nachziehen: Ab kommenden Freitag (1. September) können Fahrgäste hier vorab Festpreise vereinbaren.

Münchens OB Dieter Reiter: "Regelung war dringend notwendig" 

Bei Konkurrenz-Anbietern wie Uber ist das schon lange möglich. Im Taxi ist Zeit oft auch Geld – denn mit den Sekunden und Minuten, die die Fahrt wegen eines Staus länger dauert, steigt der Fahrpreis auf dem Taxameter. Wer in München ein Taxi bestellt, muss sich also künftig keine Sorgen mehr machen, selbst wenn es nur zäh vorangeht.

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"Die neue Regelung war dringend notwendig, damit die Taxibranche konkurrenzfähig bleiben kann", begründete Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Er hofft auf rege Nutzung bereits zur demnächst startenden Mobilitätsmesse IAA und zum Oktoberfest ab 16. September.

Jüngere Menschen rufen am liebsten ein Uber oder ähnliche Anbieter

Voraussetzung dabei: Passagiere müssen vorab das Taxi bestellen und einen Festpreis vereinbaren, telefonisch, per App, E-Mail oder SMS. Wird dagegen ein Wagen am Straßenrand herbei gewunken, läuft das Taxameter.

Vor allem junge Leute rufen am liebsten ein Uber oder ähnliche Fahrdienstanbieter. Ein paar Klicks auf der App, und schon ist der Mietwagen samt Fahrer für die Wunschroute gebucht. Und auch der Preis steht gleich fest und ist obendrein meist deutlich günstiger. Reguläre Taxis, die sich an die von den Kommunen festgelegten Tarife halten müssen, nutzen die Jüngeren oft gar nicht mehr.

Taxibranche fordert  Mindestpreise für den App-vermittelten Mietwagenverkehr

Ein unfairer Wettbewerb, findet der Präsident des Bundesverbandes Taxi und Mietwagen, Herwig Kollar. Das regulierte Taxigewerbe treffe auf Mietwagen-Fahrer, die teils illegal oder konzessionslos und zu unmenschlichen Konditionen arbeiteten.

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"Ermöglicht wird dies durch ein Wegschauen der zuständigen Ordnungsbehörden, die schlichtweg Angst vor juristischen Übergriffen der amerikanischen Plattformbetreiber haben." Seine Forderung: Mindestpreise für den App-vermittelten Mietwagenverkehr, die sich am Taxitarif orientieren. "Nur so lassen sich Lohndumping und Steuerhinterziehung vermeiden."

München: Preise sollen behördlich überwacht werden

Für die Festpreise in München gilt ein Tarifkorridor, wie das Kreisverwaltungsreferat (KVR) erläutert. Bezugsgröße sei der Grund- und Kilometerpreis des geltenden Taxitarifs. Der vereinbarte Preis dürfe davon um bis zu 20 Prozent nach oben und fünf Prozent nach unten abweichen. Zudem sollen die Preise behördlich überwacht werden. Auch der Vermittlungsdienst Freenow will diesen Tarifkorridor nach Behördenangaben umsetzen.

Vorab-Festpreise für Taxis: So plant man andere Städte

In Hamburg und Berlin könnte es ebenfalls irgendwann losgehen. Die Einführung einer Festpreisregelung innerhalb eines Tarifkorridors für Taxifahrten auf Bestellung sei geplant, teilt die Hansestadt mit. Man sei im Gespräch mit dem Taxigewerbe. Auch die Verkehrsverwaltung in Berlin ist für entsprechende Vorschläge aus der Branche offen. Es müsse jedoch eine manipulationssichere und eichrechtlich zulässige Umsetzung gefunden werden, sagte eine Sprecherin.

Wie können Taxis konkurrenzfähig bleiben?

In Leipzig treibt die SPD-Fraktion das Thema voran. Taxis als Teil des öffentlichen Personennahverkehrs müssten konkurrenzfähig bleiben und durch ein modernes Buchungsverhalten für jüngere Kundengruppen attraktiv bleiben, heißt es in einer Anfrage an die Ratsversammlung.

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In Köln oder auch Nürnberg dagegen gibt es von Seiten der Städte noch keine Überlegungen in diese Richtung. Das klassische Taxameter sei oft das Mittel der Wahl, da es streckengenau abrechne, schreibt die Stadtverwaltung in Nürnberg. "Ob das also in Zukunft auch in Nürnberg relevant wird, hängt sicher von der Marktentwicklung insgesamt ab."

Wie kann der Markt der Mietwagen-Anbieter reguliert werden?

Beim Landesverband Bayerischer Taxi- und Mietwagen dagegen berichtet man von vielen Anfragen aus ganz Deutschland. Der Vorsitzende Thomas Kroker hofft, dass weitere Städte dem Münchner Vorbild folgen. Und dass der Markt der Mietwagen-Anbieter ebenfalls reguliert wird. Auch die Kommunen profitieren: "Phasenweise sind auf Münchens Straßen mehr sogenannte Mietwagen als echte Taxis im Einsatz, größtenteils von auswärtigen Betrieben, die in München keine Gewerbesteuer bezahlen", sagt Kroker. Sein Wunsch: "Kein Wildwuchs, sondern ein geordnetes Gewerbe."

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4 Kommentare
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  • am 29.08.2023 14:11 Uhr / Bewertung:

    Aufgrund etlicher schlechter Erfahrungen haben sich Taxis in München für mich erledigt. Mit Uber bisher immer günstig, freundlich und sicher gefahren.

  • AllesBesser am 29.08.2023 13:38 Uhr / Bewertung:

    Ich teile das Argument, dass Uber-Fahrer (und andere ähnliche Anbieter) ausgebeutet werden. Weswegen ich die auch nur sehr ungerne nutze. Andererseits fallen Taxis keineswegs durch Kundenfreundlichkeit auf. Die Fahrer sind viel häufiger als früher ziemlich ortsunkundig (müssen die keine Prüfung mehr darüber ablegen, oder ist die zu einfach?), die Innenräume der Autos wirken manchmal ziemlich runtergekommen und man hat leider schon den Eindruck, dass nicht automatisch die kürzeste Route gewählt wird wenn man nicht aufmerksam ist.

  • Newi83 am 29.08.2023 11:08 Uhr / Bewertung:

    Wie können Taxis konkurrenzfähig bleiben?
    In München vor allem indem es kompetente und ortskundige Fahrer gäbe. Grundvoraussetzung eines Taxifahrers ist nicht permanent und überall die Vorschriften und Geschwindigkeit zu brechen sondern den Fahrgast Orts- und strassenkundig von A nach B zu bringen. Münchener Taxifahrer beherrschen nur ersteres und als Fahrgast muss ich dem Fahrer die Strecke diktieren. Da helfen auch keine Festpreise bei schlechtem Service.

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