Taubennester mit Eiern einfach wegschmeißen? Tierschützer empört über Stadt München
München - Es ist wieder Tauben-Brutzeit, der eine oder andere wird das auf dem eigenen Balkon auch schon festgestellt haben. In einem eigens erstellten Leitfaden empfiehlt die Stadt München jenen, die sich dadurch gestört fühlen, unerwünschte Taubennester zu entfernen – egal ob schon Eier drin sind oder nicht.
Taubenschützer kritisieren Stadt München: "Verstößt gegen Tierschutzgesetz"
Sabine Georgi vom Verein Stadttauben München hat den AZ-Artikel dazu gelesen und sich empört bei der Redaktion gemeldet: "Das Entfernen des Nests mit Eiern verstößt in vielerlei Hinsicht gegen das Tierschutzgesetz", sagt sie. Es müsse aus der Perspektive der ungeborenen Küken und der Elterntiere betrachtet werden.
Nur sachkundige Personen seien in der Lage einzuschätzen, ob die Küken in den Eiern schon so weit entwickelt sind, dass sie Schmerzen und Leid empfinden können. Und: "Das Entfernen des Nests versetzt die Elterntiere in Stress." Darum hat der Tierschutzverein auch schon Kontakt mit der Stadt gesucht, damit die den Leitfaden entsprechend anpasst.
Wo der Taubenschützerverein auch nicht mit der Stadt einverstanden ist: das Fütterungsverbot. Diese Maßnahme wirkt sich laut Georgi nicht auf die Taubenpopulation aus, da die Tiere bis zu sechs Mal pro Jahr brüten, "auch wenn sie hungern". Vielmehr habe das Verbot zur Folge, dass die Tiere statt bis zu 15 nur zwei bis drei Jahre Lebenserwartung haben.
Tauben in München: "Es hat sich viel getan"
Abgesehen davon bewertet der Verein den Umgang der Stadt mit den Tauben aber positiv. Es habe sich viel getan in letzter Zeit: Das Budget für Taubenhäuser und die Bemühungen, solche an Hotspots zu bauen, etwa. Dort werden die Tauben artgerecht gefüttert und die Eier gegen Attrappen ausgetauscht. Das ermöglicht laut Georgi eine "effektive Maßnahme", um die Taubenpopulation "langfristig und tierschutzkonform zu vermindern."
Der Verein Stadttauben München e.V. möchte darauf hinarbeiten, dass möglichst viele Münchner die Taubennester auf ihren Balkonen nicht entfernen, sondern die Tauben brüten lassen. Sie bieten an, die gelegten Eier durch Ei-Attrappen auszutauschen. "Die Aktion kommt gut an", sagt Georgi.
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