Zebrastreifen-Absage am Pariser Platz: "Unübersichtlich und gefährlich"

Am Pariser Platz in Haidhausen geht es chaotisch zu. Anwohner und Politiker wünschen sich Zebrastreifen - doch die Stadt sagt Nein.
Myriam Siegert
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
23  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Karl Braun und seine Töchter wünschen sich Zebrastreifen am Pariser Platz. Den BA hat er auf seiner Seite.
my 2 Karl Braun und seine Töchter wünschen sich Zebrastreifen am Pariser Platz. Den BA hat er auf seiner Seite.
So könnte ein Zebrastreifen hier aussehen.
Fotomontage: Toni Reitz 2 So könnte ein Zebrastreifen hier aussehen.

München - Mit Kindern hier unterwegs sein oder größere Kinder gar alleine laufenlassen? Das ist eher schwierig, da ist man sich im Viertel einig. Der Pariser Platz, auf der Haupt-Einkaufsachse vom Rosenheimer Platz zum Orleansplatz und einer Hauptverkehrsachse durchs Franzosenviertel gelegen, ist ziemlich trubelig.

Der Pariser Platz ist beliebt - und gefährlich

Hier treffen sich die Haidhauser auf einen Ratsch, zum Eisessen, zum Verschnaufen, vor allem aber münden gleich sechs Straßen auf die teils ziemlich breite Fahrbahn rund um den Platz.

So könnte ein Zebrastreifen hier aussehen.
So könnte ein Zebrastreifen hier aussehen. © Fotomontage: Toni Reitz

Parkende Autos machen viele Stellen schlecht einsehbar. Die Folge: jede Menge Autos, Roller und Radl, die oft nicht wissen, wer darf hier eigentlich wie wo fahren? Irgendwie dazwischen: die Fußgänger, die über den Platz queren wollen.

Der BA ist für einen Zebrastreifen, die Stadt dagegen

"Es ist schade, dass in einem solchen Viertel den Autos so viel Vorrecht eingeräumt wird", sagt Karl Braun zur AZ. Weil er hier viel mit seinen Kindern unterwegs ist, hatte er die Idee: Zebrastreifen könnten helfen. Er fragte im Bekanntenkreis herum, erzählt Braun, wo jeder fand, das wäre eine echte Verbesserung. Braun wandte sich also an den örtlichen Bezirksausschuss (BA).

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

"Man braucht sich hier nur eine Viertelstunde hinstellen und sich das anschauen, dann sieht man sofort, wie unübersichtlich und gefährlich die ganze Situation ist", sagt Nina Reitz von der SPD im Haidhausener BA. Das Stadtviertelgremium hatte Brauns Vorschlag schon im April übernommen und einstimmig beschlossen, die Stadt möge hier Zebrastreifen anbringen, damit der Fußgängerverkehr besser fließen kann. Die "als verwirrend wahrgenommene Situation führt stündlich zu brenzligen Situationen", heißt es in dem Antrag, zudem passe die Maßnahme zu der angedachten Fußgängerzone zwischen Weißenburger und Pariser Platz.

Es gilt rechts vor links, das ist vielen nicht klar

Konkret sollen drei Zebrastreifen die Hauptgehrichtungen mit der Mittelinsel verbinden und so sichere Verbindungen für Fußgänger schaffen und zugleich den Verkehr strukturieren. So würde auch deutlicher, dass der Pariser Platz kein Kreisverkehr ist. Was vielen gar nicht bewusst ist: Hier gilt eigentlich rechts vor links. Im BA ist man überzeugt: Zebrastreifen seien schnell und günstig umgesetzt, der Effekt wäre groß. "Sogar die Gehsteige sind schon abgesenkt", sagt Nina Reitz.

Lesen Sie auch

Trotz der großen Einigkeit im Viertel: Zur Überraschung des Gremiums lehnte das Mobilitätsreferat das Ansinnen ab. Begründung: In Tempo-30-Zonen wie hier seien Fußgängerüberwege grundsätzlich entbehrlich und würden nur angelegt, wenn eine Gefahrenlage bestehe. Dies sei laut Rücksprache mit der örtlichen Polizeiinspektion aber nicht der Fall.

Die Antwort regt den BA auf

Heidrun Stangenberg von den BA-Grünen findet, das seien "Standard-Antworten aus der Schublade". Die Argumentation regt sie auf: "Muss also erst ein Unfall passieren, damit so etwas umgesetzt wird?", fragt sie.

So leicht will man sich nicht zufriedengeben. Der BA hat in seiner letzten Sitzung vergangene Woche nun einen Ortstermin beantragt, damit sich die Verantwortlichen vor Ort von der Notwendigkeit überzeugen können. Ob dieser Vorschlag angenommen wird, ist noch offen.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
23 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Fußball-Fan am 03.10.2021 10:10 Uhr / Bewertung:

    Die beste Lösing wäre, den Bereich komplett für Autos (Ausnahme Taxis und Lieferdienste bei Schrittgeschwindigkeit) zu sperren. Eine Fußgängerzone bereichert das Viertel.

  • MichiK am 01.10.2021 15:10 Uhr / Bewertung:

    Es steht auch jedem Fußgänger frei, um den Platz herum zu gehen und nicht quer darüber. Das Queren der Seitenstraßen dürfte deutlich überschaubarer sein. Aber das würde ja bedeuten, dass man einen längeren Weg gehen müsste...omg, geht gar nicht! Es sollten mal wirklich viele mal wieder von Ihren eigenen Befindlichkeiten herunter kommen und Gesamtheitlich denken. Ich habe es schon oft genug erlebt, dass sich Personen, die sich für einen FÜ vor der eigenen Haustüre stark machen trefflich über einen FÜ an andere Stelle aufregen können - weil sie dort dann als motorisierter Verkehrsteilnehmer selbst betroffen sind. Und leider haben Studien auch gezeigt, dass FÜ eine Scheinsicherheit vermitteln, weil nämlich nicht nur die Verkehrsteilnehmer auf der Straße sich nicht richtig verhalten, sondern auch die Fußgänger und am wenigsten die Radfahrer (welcher Radfahrer weiß schon, dass er sein Fahrrad über den FÜ schieben muss, um sein Vorrecht zu bekommen?)
    Anm. an AZ: FÜ dürfen nicht schief sein

  • MichiK am 01.10.2021 15:02 Uhr / Bewertung:

    "Muss also erst ein Unfall passieren, damit so etwas umgesetzt wird?"
    Ehrliche Antwort: "Ja". So tragisch wie jeder Unfall ist und nach Möglichkeit auch nicht passieren sollte, aber so ist das Leben nun mal. Und damit auf einer sachlichen Ebene Entscheidungen gefällt werden können, die dann auch am Weißenburger-, Rotkreuz- oder Odensplatz angewendet werden (weil die Anwohner dort auch einen Fußgängerübergang wollen und man bei Entscheidungen alle gleichbehandeln will), gibt es Richtlinien. Kann jeder googlen: Richtlinien für die Anlage und Ausstattung von Fußgängerüberwegen (R-FGÜ). Da haben Verkehrs- und Unfallexperten etwas ausgetüftelt, was den Entscheidungsträgern hilft. Und da wird berücksichtigt wie viele Fußgänger queren an einer Stelle pro Stunde, wie viele Fahrzeuge zur selben Zeit, handelt es sich um einen Unfallschwerpunkt. das muss man als abgelehnter Antragsteller eben auch mal akzeptieren und nicht den moralischen Finger heben "muss denn erst..."

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.