Verbrannte Leiche von Obdachlosem in München gefunden: Tatverdächtiger festgenommen
Schwabing - Im Fall des toten Obdachlosen unter der Fußgängerbrücke in der Nähe des Kleinhesseloher Sees im Englischen Garten konnte die Polizei nun einen Tatverdächtigen ermitteln, welcher den Obdachlosen erschlagen und im Anschluss angezündet haben soll. Der mutmaßliche Täter stammt ebenfalls aus dem Obdachlosenmilieu und hat laut Polizei nur ein paar hundert Meter weiter campiert.
Der 56-jährige tatverdächtige Ungar ist bereits polizeibekannt wegen einem Dutzend anderer Delikte – Körperverletzung und Diebstahl. Der Mann ist seit einiger Zeit arbeitslos und lebt bereits seit 2018 auf der Straße. Zuletzt hatte er seinen Lagerplatz im Englischen Garten, wenige Hundert Meter vom Tatort entfernt. Dort wurde der Verdächtige am Donnerstagnachmittag von Polizisten verhaftet. Der 56-Jährige wurde inzwischen dem Haftrichter vorgeführt. Er kam anschließend in die JVA Stadelheim. Dort wird er die Zeit bis zu seinem Prozess in einer Zelle in Untersuchungshaft verbringen. „Ihm droht wegen Mordes eine lebenslange Haftstrafe“, sagte Oberstaatsanwältin Anne Leiding. „Dem Haftbefehl liegen die Mordmerkmale der Habgier und der Ermöglichungsabsicht für den Raub zugrunde.“
Raimund Auer (78) wurde am 23. November unter der Fußgängerbrücke getötet. Laut Obduktionsbericht wurde das Opfer erschlagen und die Leiche anschließend angezündet. Passanten, darunter ein Paar, das mit seinem Hund Gassi ging, sahen die Flammen kurz nach 22 Uhr. Sie verständigten den Rettungsdienst und die Polizei.
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Auch der 56-jährige mutmaßliche Täter hielt sich noch am Tatort auf, als die Rettungskräfte eintrafen. „Es sah aus, als wolle er bei dem Opfer Erste Hilfe leisten“, sagte Stephan Beer, Chef der Mordkommission, am Freitag im Präsidium. Raimund Auer, dessen Identität zunächst nicht bekannt war, starb an „massiver stumpfer Gewalt“, so steht es im Obduktionsbericht. Die zur Schau gestellte Hilfsbereitschaft war offenbar nur ein Ablenkungsmanöver des 56-Jährigen, um seine Anwesenheit am Tatort zu erklären. Den Toten angezündet hat er vermutlich, um Spuren zu verwischen. Doch das ist dem 56-Jährigen nicht gelungen. Als Polizisten seinen Lagerplatz durchsuchten, fanden sie eine Tüte. In der lagen Dinge, die dem Mordopfer gehört haben: eine Lupe, eine Zange, ein Multifunktionswerkzeug und ein schwarzer Fahrradexpander. „An einigen Gegenständen wurde die DNA des Opfers sichergestellt“, sagt Stephan Beer.

Der Ungar wurde zunächst als Zeuge von der Polizei befragt, dabei machte der mutmaßliche Täter Fehler, „es ergaben sich Widersprüche“, so der K11-Chef. Die Ermittler werteten auch Aufnahmen von Überwachungskameras aus. Auf manchen sind beide Männer zu sehen. Auch hier gibt es bezüglich der zeitlichen Abfolge Widersprüche. Die Tat selbst wurde von keiner Kamera gefilmt. Über die Tathintergründe und das Motiv schweigt der Verhaftete. Der Verdächtige schweigt auf Rat seines Anwalts. Auch einige Dinge des Toten sind verschwunden, seine EC-Karte der Stadtsparkasse München, seine AOK-Karte, sein Personalausweis und sein Handy. Die Polizei bitten Zeugen, die Raimund Auer am 23. November gesehen haben, sich bei der Polizei zu melden.
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Ende November war die Leiche des damals noch unbekannten Mannes im Englischen Garten gefunden worden. "Wir gehen von einem Tötungsdelikt aus", hatte Polizeisprecher Werner Kraus kurz danach gesagt. Weitere Details waren zunächst aus ermittlungstaktischen Gründen zurückgehalten worden.
Der Mann war nicht mehr ansprechbar, als er gefunden wurde, berichten Zeugen. Die Passanten hatten kurz vor 22 Uhr Flammen unterhalb der Fußgängerbrücke gesehen. Sie riefen die Feuerwehr und versuchten, dem Mann zu helfen, die brennende Kleidung zu löschen. Der Notarzt, der Minuten später eintraf, konnte nur mehr den Tod des Mannes feststellen.
Obdachloser Mann: Die Identität des Opfers ist geklärt
Der Tote trug keinerlei Papiere mit sich, die Polizei vermutete den Mann schnell im Obdachlosenmileu. Auch die Kleidung deutete darauf hin. Diese Vermutung hatte sich dann bestätigt.

Passanten, die regelmäßig an der Brücke vorbeikommen, berichteten, ein älterer Mann habe an der Stelle seit Jahren ein Lager gehabt und dort campiert. Er habe sehr darauf geachtet, dass sein Platz sauber und ordentlich aufgeräumt sei.
Zeugenaufruf: Wer hat zum genannten Zeitpunkt oder auch schon möglicherweise davor irgendwelche Wahrnehmungen gemacht, die mit dem Vorfall zusammenhängen können? Personen, die hierzu sachdienliche Angaben machen können, werden gebeten, sich mit dem Polizeipräsidium München (Telefon 089/2910-0) oder auch mit jeder anderen Polizeidienststelle in Verbindung zu setzen.