Syndikats-Häuser: Wo Miethaie nicht mitmachen dürfen

In der Görzer Straße entsteht Münchens erstes Syndikats-Haus, das neu gebaut wird.
Laura Meschede |
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Ein Haus des Miethäuser-Syndikats gibt es in München schon, es steht in der Ligsalzstraße. Wenn alles gut geht, soll im Winter 2023 ein weiteres in Ramersdorf dazukommen. (Archivbild)
Ein Haus des Miethäuser-Syndikats gibt es in München schon, es steht in der Ligsalzstraße. Wenn alles gut geht, soll im Winter 2023 ein weiteres in Ramersdorf dazukommen. (Archivbild) © Daniel von Loeper

Ramersdorf - Drei Bäume, etwas Gestrüpp, eine Wiese, die lang nicht mehr gemäht wurde: Noch gibt es nicht viel zu sehen in der Görzer Straße 128. Aber das soll sich bald ändern.

Der 39-jährige Mike Koppe steht in der Mitte des Grundstücks und grinst. "Hier kommt der große Gemeinschaftsraum hin", sagt er und deutet auf den Boden neben sich. "Und hier", er zeigt vor sich, "hier könnten wir eine Flügeltür hinbauen, die vom Gemeinschaftsraum in den Garten führt."

"Dann", das bedeutet: nächstes Jahr. Ende 2023 soll sie nämlich bereits fertig sein, die "Görzer128", das zweite Syndikatshaus Münchens.

Syndikats-Häuser sollen für bezahlbare Mieten sorgen

Mietshäuser-Syndikats-Projekte gibt es 177 in Deutschland. Ihr Ziel ist es, Wohnungen dauerhaft dem Mietmarkt zu entziehen - und damit dauerhaft günstige Mieten für die Bewohner zu schaffen. Das Syndikat verhindert dabei über eine Sperr-Minorität, dass die Häuser wieder verkauft werden können. Das bedeutet: Niemand macht Gewinn mit den Häusern. Mieterhöhungen aus Profitgründen sind ausgeschlossen.

In München gibt es bislang ein einziges Syndikatshaus: die "Ligsalz8". Die Görzer128 soll sich an ihrem Vorbild orientieren. Mit einem kleinen Unterschied: Es wird neu gebaut.

Möglich geworden ist das durch einen Beschluss des Stadtrates von 2019, nach dem sich nun auch Mietshäuser Syndikate auf städtische Ausschreibungen für Baugrund bewerben können. "Als wir das mitbekommen haben, haben wir uns sofort zusammengesetzt und ein Konzept geschrieben", sagt Koppe.

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Die Idee: Alle Bewohner leben in einer großen Gemeinschaft

Das Konzept beinhaltete unter anderem: Wohnraum für 14 bis 16 Personen, eine Verteilstation für Solidarische Landwirtschaften und einen offenen Gemeinschaftsraum für die gesamte Nachbarschaft im Erdgeschoss. "In dem können sich dann beispielsweise Nachbarschaftsgruppen treffen", sagt Mike Koppe und seine Augen leuchten. Sie könnten sich auch vorstellen, dass Nachbarn hier einmal Blockflötenunterricht für Kinder anbieten.

Auch bei der Stadt kam das Konzept gut an: Die Gruppe bekam den Zuschlag.

Bevor sich in ihrem Haus Nachbarschaftsgruppen treffen können, muss es jedoch erst einmal gebaut werden. Und das kostet Geld. Mike Koppe und seine Mitstreiter haben deshalb eine GmbH gegründet, welche schließlich auch den Pachtvertrag für das Grundstück unterschrieben hat.

Im Winter 2023 könnte alles bezugsfertig sein

Diese GmbH hat Kredite eingesammelt, zunächst einmal von Privatpersonen. "Das hat ziemlich gut funktioniert", sagt Mike Koppe. "Wir haben beispielsweise Kredite von Leuten bekommen, die geerbt haben und das Geld sinnvoll anlegen wollten." Kredite von Banken erwiesen sich als schwieriger: Die angepeilte Miethöhe erschien den meisten herkömmlichen Banken verdächtig: zu niedrig.

Letzten Endes fand sich eine Gemeinwohlbank, die bereit war, das Projekt mit einem Kredit zu unterstützen.

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Bevor es Zusagen gibt, muss das Haus erstmal stehen

Im Frühjahr nächsten Jahres ist nun Baubeginn und wenn alles glatt läuft, dann wird die Görzer128 bereits im Winter 2023 bezugsfertig sein. Schon jetzt trudeln regelmäßig Anfragen von Münchnern ein, die gerne einziehen würden. Aber Mike sagt: "Im Moment sagen wir niemandem zu. Das Haus muss erstmal stehen."

Er hofft, dass sich viele Menschen ihr Projekt zum Beispiel nehmen - und selbst Syndikatshäuser bauen. "Wir können dabei auch gerne beraten", sagt er.

Ab nächstem Winter vielleicht auch im neuen Gemeinschaftsraum in der Görzer Straße.

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  • Der wahre tscharlie am 18.10.2022 16:28 Uhr / Bewertung:

    Syndikatshäuser sind absolut unterstützungswerte Projekte. Das muß man einfach mal ganz klar sagen. Und die 250 Euro, mit denen man die Projekte unterstützen kann, sind gut angelegtes Geld.

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