Sankt-Lukas-Kirche in München schließt für zwei Jahre: 1,2 Millionen Euro für Sanierung fehlen

Der Innenraum von Sankt Lukas wird umfassend saniert, die Kirche in München schließt daher für zwei Jahre. In der Zwischenzeit bekommen die Gläubigen Obdach in der katholischen Kirche Sankt Jakob.
Anna-Maria Salmen |
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Ein Gesamtkunstwerk des Historismus: die Kirche Sankt Lukas im Lehel. Ihr atemberaubender Innenraum soll dank der Sanierung bald wieder in voller Pracht erstrahlen.
Ein Gesamtkunstwerk des Historismus: die Kirche Sankt Lukas im Lehel. Ihr atemberaubender Innenraum soll dank der Sanierung bald wieder in voller Pracht erstrahlen. © Hannes Magerstädt

München - Unter der fast 64 Meter hohen Kuppel der evangelischen Kirche Sankt Lukas im Lehel öffnet sich ein atemberaubender Innenraum. Doch die Pracht des 1896 eingeweihten Gotteshauses bröckelt allmählich: Während die Außenfassade vor knapp 15 Jahren umfassend renoviert wurde, liegt die letzte Sanierung des Kircheninneren schon mehr als 60 Jahre zurück.

Und das zeigt sich: "Die ganze Versorgungstechnik ist erneuerungsbedürftig", sagt Pfarrer Helmut Gottschling. Damit unter anderem Beleuchtung, Elektrik und Akustik wieder in Schuss gebracht werden können, schließt Sankt Lukas für zwei Jahre seine Tore.

Pfarrer Helmut Gottschling freut sich auf mehr Platz im Innenraum.
Pfarrer Helmut Gottschling freut sich auf mehr Platz im Innenraum. © Hannes Magerstädt

Sankt Lukas in München ist die größte evangelische Kirche in Südbayern

Schon lange wünscht sich die Gemeinde mehr Flexibilität, sagt Gottschling. "Wir haben zwar die größte evangelische Kirche im südbayerischen Raum. Aber wir haben keinen Platz." Die Lagerung von Ausstattung für Veranstaltungen war etwa bisher schwierig. Nun ist dafür ein Stauraum unter dem Kirchenschiff geplant.

Seit Sankt Lukas Ende des 19. Jahrhunderts eingeweiht wurde, haben sich die Zeiten geändert, wie Gottschling sagt. Die Gottesdienste seien offener geworden: Die Gläubigen sitzen nicht mehr nur starr auf den Bänken und lauschen einer Predigt, sondern tauschen sich auch mal aus. Unter den Emporen sollen daher die Bänke wegfallen und denkmalgerecht eingelagert werden. So soll Platz geschaffen werden für andere Formate, zum Beispiel für Empfänge.

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Für solche Anlässe will man auch kleine Cateringstationen an den Seiten des Kirchenschiffs einrichten. Wollte man die Gläubigen bei Empfängen oder nach Gottesdiensten kulinarisch versorgen, musste man Getränke und Essen erst von außerhalb herbeischaffen. Durch die Stationen soll es künftig einfacher werden, zum Beispiel einen Kaffee nach dem Gottesdienst zu servieren oder zum Sektempfang zu laden.

Pfarrer Gottschling legt Wert darauf, dass bei der Sanierung der Charakter des Gebäudes erhalten bleibt. 2019 wurde Sankt Lukas als Baudenkmal von nationaler Bedeutung eingestuft. "Es ist ein Gesamtkunstwerk des Historismus. Und das soll auch so bleiben." 

Die zugemauerten Fenster der Sankt-Lukas-Kirche in München werden wieder geöffnet

Nach den Arbeiten soll der Innenraum stellenweise wieder mehr seiner ursprünglichen Gestaltung ähneln. Bei der Renovierung in den Sechzigerjahren ist einiges von der Originalausstattung verschwunden, was man nun wieder ans Tageslicht holen will – zum Beispiel die alte, dunkle Holzdecke, die zwischenzeitlich hinter helleren Platten verborgen war.

Auch die Biforienfenster sollen ihre alte Bestimmung wiederfinden. Sie wurden einst zugemauert – "für die Kraft dieses Raumes war das Gift", sagt Gottschling. Bei der Renovierung sollen die Fenster daher wieder geöffnet werden. Das ermöglicht neue Perspektiven: Vom Vorraum aus kann man dann direkt in die Kirche blicken. Zudem macht die Öffnung das Kircheninnere heller.

Die zugemauerten Biforienfenster sollen wieder geöffnet werden.
Die zugemauerten Biforienfenster sollen wieder geöffnet werden. © Hannes Magerstädt

Obdach in der katholischen Kirche Sankt Jakob: Umzugsgottesdienst am Wochenende

15 Millionen Euro sollen die Arbeiten kosten. Einen großen Teil übernehmen der Bund, die evangelische Landeskirche und das Dekanat München, doch einen Teil muss die Gemeinde selbst zahlen. Knapp 1,2 Millionen fehlen noch, Sankt Lukas ist daher auf Spenden angewiesen. Etwa zwei Jahre soll die Renovierung dauern. Wenn alles nach Plan läuft, soll Ostern 2026 in der frisch sanierten Kirche gefeiert werden können. Bis dahin findet die Gemeinde Unterschlupf in der Innenstadt – in der katholischen Kirche Sankt Jakob.

Die originale, dunkle Holzdecke soll wieder zum Vorschein gebracht werden. In den Sechzigerjahren wurde sie hinter hellen Platten versteckt.
Die originale, dunkle Holzdecke soll wieder zum Vorschein gebracht werden. In den Sechzigerjahren wurde sie hinter hellen Platten versteckt. © Hannes Magerstädt

Vor der Schließung feiert die Gemeinde am Sonntag einen Umzugsgottesdienst. Beginn ist um 10 Uhr in Sankt Lukas, die Gläubigen laufen gemeinsam zur Kirche Sankt Jakob, wo der Gottesdienst beendet wird.


Für die Renovierung spenden kann man an die Deutsche Stiftung Denkmalschutz: IBAN DE71 500 400 500 400 500 400 bei der Commerzbank AG.

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  • eule75 am 19.04.2024 18:16 Uhr / Bewertung:

    Nicht nur bei den Kirchen, sondern Straßen (Auto holpern), Brücken etc., etc. Wofür früher Geld da war, wurde zweckentfremdet.

  • Himbeergselchts am 19.04.2024 16:47 Uhr / Bewertung:

    Warum der Bund die Kirchensteuern einzieht für die christlichen Kirchen, erschließt sich mir ebenso wenig, wie die Gründe für Pauschalen von je 500 Mio für die evang. und die kath. Kirche aus den Steuern der Bürger. Wer jetzt denkt, das sind Zuschüsse für soziale, kirchliche Einrichtungen wie Kitas oder Beratungsstellen täuscht sich. Dafür gibt zusätzlich dick Kohle aus unseren Steuern. Für steinreiche Organisationen. Die Gehälter kath. Bischöfe und Kardinale kommen noch oben drauf. Woelki bezieht 14 000 ,— Das ist so unglaublich, wie unerhört.

  • Geo+++60 am 19.04.2024 17:44 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Himbeergselchts

    Die Kirchensteuer in heutiger Form wurde von der Weimarer Verfassung 1919 eingeführt.
    Doch schon in der Säkularisation 1802/1803 wurden fast alle christlichen Klöster, Kirchen, Ländereien, etc und viele unschätzbare Kulturgüter, Wertgegenstände, Bibliotheken aufgelöst, bzw. ersatzlos enteignet und dem Staat übertragen.
    Daraus entstand der Grundgedanke einer Kirchensteuer, bzw der Übernahme der Bezahlung zumindest der Bischöfe.
    Im übrigen bekommt das Finanzamt von der Kirche einen finanziellen Beitrag für den Einzug der Kirchensteuern.

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