Neues Quartier in Ramersdorf: "Wir würden selbst einziehen"

Auf dem Erdbeerfeld an der Ottobrunner Straße entstehen 112 Mietwohnungen. Die Kommission für Stadtgestaltung lobt den Entwurf.
Eva von Steinburg
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Dieses Erdbeerfeld an der Ottobrunner Straße wird bebaut.
Dieses Erdbeerfeld an der Ottobrunner Straße wird bebaut. © HJA

Ramersdorf - Drei Brüder haben eine Idee: Auf ihrem Erdbeerfeld an der Ottobrunner Straße möchten sie Mietwohnungen bauen. Die Vorfahren der drei Reischl-Brüder sind seit Jahrzehnten Landwirte in Perlach und im Münchner Umland. Nun bauen sie in Ramersdorf 112 neue Mietwohnungen.

Es ist schon fast ungewöhnlich, dass die Grundeigentümer keine Eigentumswohnungen bauen, die sie dann verkaufen. Der Grund hierfür ist: Aus Heimatverbundenheit, so sagen sie es, haben die drei Reischl-Brüder ein anderes Selbstverständnis als der typische Bauträger. Diese machen ein möglichst günstiges Grundstück baubereit, bebauen es und stoßen danach die Wohnungen mit Gewinn ab.

Die neue Anlage soll bis zu sechs Stockwerke hoch sein

"Als Landwirte sind wir auf Dauerhaftigkeit und Nachhaltigkeit bedacht, das ist der Unterschied", erklärt Benno Reischl (57), der Sprecher der Brüder. Und er gibt zu bedenken: "Was mache ich denn mit dem Geld, wenn ich die Wohnungen verkaufe?"

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Für das rund 8.000 Quadratmeter große Erdbeerfeld an der Ecke zum Diakon-Kerolt-Weg hat der Münchner Architekt Sebastian Händel eine Wohnanlage entworfen: Bis sechs Geschosse hoch. Es soll Fünf-Zimmer-Wohnungen und auch kleinere Wohnungen geben. Sie liegen um einen begrünten Hof: mit Gärten, Hecken, Blumenwiese, Rasen, Spielplatz und Bänken.

Als "anheimelndes Element" erhält die Anlage einen Rundbogen und viele Zugänge zum Hof. "Wir würden selbst einziehen in das Haus. Ausgerichtet ist es auf Nachhaltigkeit, mit geringen Betriebskosten für zufriedene Bewohner", erklärt Benno Reischl.

Mit einem "anheimelnden Rundbogen" und unterschiedlichen Höhen: Die Visualisierung zeigt die geplante Fassade der Wohnanlage in Ramersdorf.
Mit einem "anheimelnden Rundbogen" und unterschiedlichen Höhen: Die Visualisierung zeigt die geplante Fassade der Wohnanlage in Ramersdorf. © HJA Händel Junghans Architekten

Auf den Dächern sollen Pflanzen wachsen

Alle Dächer werden begrünt: "Wir nutzen jede Gelegenheit, für das Kleinklima und die Artenvielfalt aktiv zu werden. Es gibt Raum für ein Biodiversitätsdach", sagt Architekt Sebastian Händel.

Ende Juli ist dieses neue Münchner Bauprojekt der Stadtgestaltungskommission vorgestellt worden. Die Experten haben den Mietwohnungsbau gelobt. Architekt Manfred Kovatsch etwa sagte: "Die Fassade hat etwas wohltuend Selbstverständliches. Sie erinnert an die Zeit, als in München sehr gute Wohnbauten entstanden sind."

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Daniel Fügenschuh, Architekt aus Innsbruck, gefiel, dass die Dachgärten für jeden Bewohner von jedem Treppenhaus aus zugänglich sein werden. Architekt Peter Wich aus München stellte den "zeitgemäßen Umgang" mit Regenwasser heraus. Es wird für die Bewässerung der Grünflächen gesammelt. Wich sagte: "Mein Lob an die Bauherren, dass sie so viel Geld in die Hand nehmen, um zu realisieren, was den Bewohnern zugutekommt."

Den Innenhof gestalten die Landschaftsarchitekten von Studio B naturnah.
Den Innenhof gestalten die Landschaftsarchitekten von Studio B naturnah. © HJA Händel Junghans Architekten

Die neue Wohnanlage soll in drei Jahren fertig sein

Wenn die Baugenehmigung planmäßig kommt, kann die Wohnanlage auf dem Erdbeerfeld in drei Jahren fertig sein. Benno Reischl sieht sich allerdings nicht als "sozialer Ritter", der die Wohnungsnot in München mildern kann: "Dazu sind wir zu klein. Doch ein bisschen Entspannung bringen die Wohnungen ins Stadtviertel. Unterschiedliche Menschen mit unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlicher Prägung werden hier zusammen wohnen."

Eine Verpflichtung, geförderte Wohnungen zu bauen gibt es keine. Mit rund 18 Euro pro Quadratmeter wollen die drei Brüder aber auf "vernünftige und marktübliche" Mieten setzen, sagen sie. Das i-Tüpfelchen ihrer Anlage wird der Hof, gestaltet von Landschaftsarchitektin Elke Berger: extrem naturnah und mit einem Hügel. Die ausgefallene Bodenmodellierung ist nur möglich, weil die Zufahrten für die Feuerwehr so geschickt geplant sind. Bei einem Brand-Alarm müssten die Rettungsfahrzeuge hier nicht in den Hof.

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9 Kommentare
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  • marshal am 27.08.2021 15:33 Uhr / Bewertung:

    Bauern aus Perlach. Die haben in der Vergangenheit schon ausreichend Land verkauft. Da ist es auch richtig, ein solches Grundstück zu erhalten und zu bewirtschaften. Baugrund in dieser Lage ist ein Anlageobjekt. Und mit der Vermietung wirft es auch Einnahmen ab. Wenn man dann auch noch einen Kredit aufnimmt, spart man sogar noch Steuern.

  • Heide Fröttmaninger am 27.08.2021 10:34 Uhr / Bewertung:

    Vernünftige 18 Euro pro qm Miete für hypothetische 112 x 70 = 7840 qm Wohnfläche, das macht 7840 x 18 = 141.120 € Mieteinnahmen brutto pro Monat oder 1.693.440 € pro Jahr. Dann noch alle drei Jahre die Miete um 15 % erhöht, macht nach der ersten Mieterhöhung 1.947.456 €, nach der zweiten 2.239.574 €, nach der dritten 2.575.510 € (in den ersten zehn Jahren also insgesamt 20.216.920 €), u. s. w., u. s. f., bis die Häuser nach etwa drei bis vier Generationen runtergewohnt sind. Stellt sich die Frage, wohin mit dem Geld, wenn die Brüder ihre Wohnungen NICHT verkaufen?

  • Der wahre tscharlie am 27.08.2021 15:23 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Heide Fröttmaninger

    Nettees Rechenbeispiel grinsen
    Erstens ist nicht jede Wohnung 70qm groß, also kann die Rechnung schon mal grundsätzlich nicht stimmen.
    Zweitens scheinst du vergessen zu haben, dass die Reischl-Brüder ihre Einnahmen auch versteuern müssen.
    Drittens müssen Hauseigentümer ihre Häuser auch in Stand halten und deren Unkosten sie NICHT ALLE auf die Vermieter umlegen können.

    Aber der Neid mancher Deutschen ist schon fast grenzenlos.

    Es ist also absolut zu befürworten, dass die Reischl-Brüder dort Wohnungen bauen. Insbesonders dass es KEINE Eigentumswohnungen sind.

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