Neubaugebiet am Hirschgarten: Ganz schön quadratisch
Neuhausen - Als ich noch ein kleines Kind war, schenkte mir unsere Nachbarin ein junges Häschen. Nach einem Jahr brachte sie einen ihrer Hasen für einen Nachmittag in unseren Hasenstall. "Die beiden müssten mal zusammen spielen," meinte sie. Das taten sie auch ausgiebig und nach einiger Zeit baute mein Hase, der eigentlich eine Häsin war, ein Heu-Nest und bald wurlte es im Heu.
Mein Vater fing an, neue Ställe zu zimmern, viel Platz war nicht, aber er fand eine Lösung. Immer zwei nebeneinander, der Rest in zweier Reihe oben drauf. Fast ein Turm. Kein Schnickschnack, kein Geschnörkel, jeder Zentimeter ausgenutzt. Alle neuen Hasen wohnten. Irgendwie. Architektonisch aus heutiger Sicht fast schon visionär.
Im letzten Herbst fotografierte ich aus dem obersten Stock der ehemaligen Tengelmannzentrale das neue "Forum Hirschgarten" und nahm mir vor, mir das bei Gelegenheit einmal genauer anzuschauen. Letzte Woche war ich dann da. Die meisten Baukräne sind mittlerweile verschwunden – und ich war wirklich ein bisschen erschrocken.
Hirschgarten: Arbeit und Wohnen auf einem Areal
Kennen Sie die Szene aus den "Münchner Geschichten", als sich die Oma von Tscharlie, gespielt von der wunderbaren Therese Giehse, im damals nagelneuen Neuperlach umschaut? Die kleine Knuddel-Oma, verloren zwischen all dem Beton.
So ähnlich kam ich mir vor. Vor einiger Zeit hatte ich ja über den Arnulfpark berichtet und da fand ich alles schon, sagen wir einmal, praktisch. Jetzt sieht's aus, als hätte man diese Bauweise noch perfektioniert. Nur klare Linien. Alles gerade. Alles zackig. Alles zweckmäßig und eng. Arbeit und Wohnen auf einem Areal.
Unterwegs im Luitpoldpark: Schwabings grüne Oase
Das Forum schmückt sich mit fremden Federn

Der Name: "Forum Hirschgarten", benannt nach dem nahen, zu Fuß in etwa zehn Minuten erreichbaren Königlichen Hirschgarten. Nun hat der neue Stadtteil so gar nichts von Hirschgarten, von königlich, gartenartig, schön. Nur die Nähe zu demselben. Das Forum schmückt sich halt – wenn auch nur mit fremden Federn.
Ich möchte natürlich niemanden verärgern, der gerne dort arbeitet oder wohnt und sich wohlfühlt. Für mich wär's aber nichts. Vielleicht wird es ja schöner, wenn alles einmal eingewachsen ist, aber wir sollten die wenigen Bäume nicht überfordern.
In diesem Sinne eine schöne Woche,
Ihr Sigi Müller
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