Vorschlag: Auto verkaufen, MVG-Abo bekommen
Ludwigsvorstadt - Die Fronten sind verhärtet, die Meinungen gemacht: Entweder man ist für das Auto in der Innenstadt (und damit für Parkplätze) oder dagegen. Nicht so im Bezirksausschuss (BA) Ludwigvorstadt-Isarvorstadt, wo jetzt eine neue Idee die Fronten aufbrechen soll.
BA bezahlt: Abo statt Auto für fünf Jahre
Geht es nach SPD-Frau Martina Weinberger, soll nämlich der BA dabei helfen, Autofahrer zum Wechsel in ein autoloses Leben zu bewegen. Sie will, dass Leute, die ihr Auto verkaufen und ganze fünf Jahre darauf verzichten, in der Zeit MVG-Jahreskarten bekommen. Bezahlt vom Bezirksausschuss. Es gebe Leute, für die sei es einfach, ohne Auto in der Innenstadt zu leben, andere wiederum seien darauf angewiesen: "Mir geht es um die dazwischen, die unentschlossen sind", sagt sie zur AZ.
Saharastaub gab den Impuls
Anstoß zur Idee gab der Saharastaub. Der machte vor einigen Wochen auf einen Schlag sichtbar, wie viele Autos auf der Straße stehen und längere Zeit nicht bewegt werden. Auf der Nachbarschaftsplattform "nebenan.de" entspann sich dazu eine Diskussion, an der sich auch Weinberger beteiligte: "Ich habe dann gefragt, was es denn bräuchte, damit sich die Leute dazu entscheiden, auf das Auto zu verzichten. Da meinten einige, ein kleiner Schubs würde reichen."
MVG-Abo als "kleiner Schubs"
So kam die Idee zum "kleinen Schubs" in Form eines MVG-Abos für fünf Jahre, wenn man fünf Jahre auf sein Auto verzichtet. Der Versuch sollte ganz bewusst größer angelegt sein, als zum Beispiel das Projekt "Umparken" in Schwabing, wo vor zwei Jahren der Verzicht aufs Auto für vier Wochen mit einem "individuellen Mobilitätspaket" ausgeglichen wurde.
Zu wenige Experimente in München
"Es wird oft bemängelt, dass die Stadt nicht experimentierfreudig genug sei", sagt Weinberger, die hauptberuflich als Unternehmensberaterin tätig ist. "Man sucht immer die perfekte Lösung und kommt so nicht voran. Gerade beim Thema Parkplätze gebe es eine gewisse Anspruchshaltung von beiden Seiten, "die bringt aber keinen weiter".
Zug statt Auto: vernünftig
Weinberger hat selber schon Erfahrung mit dem autolosen Leben: Sie hat mit ihrer Familie seit zwei Jahren kein eigenes Auto mehr und setzt auf Sharing-Angebote. "Ich hätte mir das auch nicht vorstellen können", sagt sie. Das Angebot sei aber vernünftig und sie fahre jetzt mehr mit dem Zug oder miete am Wochenende ein Auto.
Darf ein BA das überhaupt?
Der Teufel liegt bei einem solchen Vorhaben im Detail: Wer bezahlt die MVG-Jahreskarten? Darf ein Bezirksausschuss das überhaupt? Und wer kontrolliert, dass das Auto nicht einfach nur an die Nachbarin überschrieben wurde? All das sind offene Fragen, die im BA noch konkret besprochen werden müssen. Das soll im Mai passieren.
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