München: Wapperl-Zone schafft neue Probleme

Ab Herbst ist rund um den Rotkreuzplatz endlich Wapperl-Zone. Das dürfte aber zu neuen Problemen führen.
München - Anna Hanusch hat ein Fahrrad und einen Elektro-Roller, kein eigenes Auto. Vom nervtötenden Thema Parkplatzsuche ist die Neuhauserin also nicht betroffen. Als Bezirksausschussvorsitzende in Neuhausen-Nymphenburg kommentiert die Grünen-Politikerin allerdings jetzt die wachsende Ungeduld und den steigenden Unmut der Bürger in ihrem Viertel, wenn es um dieses Reiz-Thema geht: Parklizenzgebiet.
"Wie sich das hinzieht", beklagt Anna Hanusch, "in den letzten fünf bis sechs Jahren ist der Parkdruck bei uns dramatisch geworden." Zwar hat der Stadtrat im Herbst 2018 – nach drei Jahren Bürokratie – endlich ein großes Parklizenzgebiet um den Rotkreuzplatz herum ausgewiesen. Anwohner werden in Zukunft entlastet. Auf einigen Gehsteigen zwischen Dom-Pedro-Straße und Arnulfstraße sind sogar schon Plätze markiert für die neuen Ticket-Automaten.
Stadt prüft Erweiterung des Gebiets
Bis dieses Parklizenzgebiet aber wirklich funktioniert, wird es wohl Herbst 2019 werden. Anna Hanusch weiß, dass das zu großer Enttäuschung im Viertel führen wird. Viele Bürger warten verärgert auf eine verbesserte Situation. Doch nur ein Teil der Neuhauser ist enttäuscht, der andere sieht mit der Wapperl-Zone schon die neuen Probleme kommen: Wenn die Anwohnerparkzone steht, wird es ein "Verdrängungsparken" geben. Ortsfremde Autofahrer werden dann vermehrt im Westen des Viertels herumkurven und dort nach Gratis-Parkplätzen suchen – davon gehen die Stadtverwaltung und besorgte Anwohner aus.
Damit das Gebiet westlich des Winthirplatzes, dominiert von großen Gewofag-Wohnsiedlungen und ohne jede Tiefgarage – ab Herbst nicht kollabiert, prüft das Planungsreferat jetzt eine Erweiterung der Wapperl-Zone dorthin. "Im Rückblick hätte man den westlichen Bereich des Viertels gleich mitmachen können. Jetzt hoffe ich, dass hier die Durchsetzung der Anwohner-Parkzone viel schneller geht", sagt Anna Hanusch.
Klare Überlastung am Winthirplatz
Laut Planungsreferat besteht dazu aber wenig Hoffnung: "Ungefähr ein Jahr zwischen Stadtratsbeschluss und Realisierung der Parkzone ist üblich," erklärt Planungsreferats-Sprecher Ingo Trömer. Zudem erläutert er: "Rund um den Rotkreuzplatz hat ein extrem hoher Parkdruck vorgelegen, deshalb hat das Gebiet für uns Priorität gehabt."
Jedenfalls zeigen die Zahlen der Verwaltung für die Straßen westlich des Winthirplatzes (um die Wendl-Dietrich-Straße herum) eine klare Überlastung auch dieses Parkraums: 1.560 Autobesitzer haben hier keinen privaten Stellplatz und müssen am Straßenrand mühsam nach Parkplätzen suchen. Abends werden zwischen 100 und 200 Autos illegal abgestellt, zum Beispiel auf den Gehsteigen der Karl-Schurz-Straße, die besonders breit sind. "Die Polizei duldet das teilweise. Es gibt hier eine gewisse Kulanz ohne eine offizielle Erlaubnis", sagt Hanusch.
Wapperl verdrängen Außenstehende
Eine Lösung, ein wirkliches Konzept ist jedoch nicht in Sicht – außer, dass man Gebiet für Gebiet mehr Straßenraum für die Anwohner reserviert. Anna Hanusch propagiert persönlich und politisch den Verzicht aufs Auto als beste Lösung: Gibt es mehr Anwohnerparkstraßen, wird es für Außenstehende immer schwieriger und teurer in diesen Vierteln zu parken.
In der Altstadt sei der Verkehr durch das Parkraummanagement deutlich zurückgegangen lobt Hanusch. "Anwohner müssen bevorrechtigt sein", das ist die Grundidee der Bezirksausschuss-Chefin. "Die Stadtteilpolitiker in den BAs wollen höhere Parkgebühren", erklärt die grüne Politikerin. Ihre Forderung: "Wenn die MVV-Preise steigen, müssen die Parkgebühren auch teurer werden – sonst verschiebt sich etwas."
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