Gefällte Robinien in der Feilitzschstraße: Aktionismus oder Schlamperei?
Schwabing - Die Fakten sind geschaffen, nun sind alle fünf Bäume aus dem Straßenbild verschwunden. Seit Ende voriger Woche stehen neben dem Karstadt in der Feilitzschstraße nur noch die Baumstümpfe. Wo bis vor Kurzem alte Robinien Schatten spendeten und Blätter im Wind raschelten, flattern jetzt Absperrbänder.
Schwabinger: Anwohner sind traurig
Anwohnern trauern um die Bäume: "Ein trauriges Bild ist das", sagt ein Schwabinger. Eine Frau, die aus dem Fenster immer auf die Bäume blickte, meint: "Die Stadt ist schuld. Sie hat die Bäume überhaupt nicht gepflegt." Einige Anwohner bezweifeln, dass wirklich alle Bäume hätten gefällt werden müssen – und werfen der Stadt Aktionismus vor.
Wie berichtet, war am 2. August der älteste in der Reihe, eine etwa 50 Jahre alte Robinie, scheinbar anlasslos umgestürzt und gegen die Fassade des gegenüberliegenden Hauses gekracht.
Bei Kontrollen wurden keine Krankheiten festgestellt
Baumkontrolleure hatten die Robinie zwei Mal jährlich – und erst wenige Monate zuvor – in Augenschein genommen, aber keine Krankheiten festgestellt. Im Nachhinein stellte sich jedoch heraus: Der Baum hatte Stammfäule. Vorige Woche wurden deshalb die Nachbarbäume von einem Fachgutachter untersucht. Er kam laut Baureferat zu dem Ergebnis: Die Bäume seien nicht mehr verkehrssicher, alle müssen weg. In einer Hauruckaktion fielen alle Robinien. Sie werden nun gehäckselt und landen als Mulch auf Blumenbeeten.
Hat nun die Tatsache, dass eine Stammfäule nicht erkannt wurde, Folgen für andere Straßenbäume im Viertel? Viele haben oberirdisch ähnlich wenig Platz. Nein, Extra-Kontrollen seien nicht vorgesehen, hieß es auf AZ-Anfrage. Eine Sprecherin teilte mit: "Ein Zusammenhang zwischen Standortbedingungen in der Feilitzschstraße und dem Pilzbefall, der die Stammfäule bewirkte, konnte nicht hergestellt werden."
Spezialsubstrat kann bis zu 12.000 Liter Wasser speichern
Zu wenig Wasser sei auch kein Problem für die einbetonierten Bäume: "Die Wasserversorgung erfolgt in der Regel durch die Wurzeln aus tief liegenden feuchten Erdschichten", heißt es. Bei Neupflanzungen bekämen die Bäume eine Wurzelgrube mit 36 Kubikmetern Spezialsubstrat. Dieses könne bis zu 12.000 Liter Wasser speichern.

Während Schwabinger der Stadt vorwerfen, voreilig Tabula rasa angeordnet zu haben, befürchten Bürger aus Bogenhausen das Gegenteil: gefährliche Untätigkeit. In der belebten Montgelasstraße drohe womöglich ein Baum umzustürzen. "Er hat kein einziges Blatt mehr und ist wahrscheinlich wirklich krank", schreibt ein AZ-Leser. "Er könnte auch bald umfallen und Wartende an der Haltestelle erschlagen."
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