Gefällte Robinien in der Feilitzschstraße: Aktionismus oder Schlamperei?

In der Feilitzschstraße sind nun alle Bäume weg. Hat die Stadt vorschnell gehandelt, wie Schwabinger klagen? In Bogenhausen hingegen werfen Anwohner der Stadt Untätigkeit vor.
Nina Job
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Von den fünf Robinien in der Feilitzschstraße neben dem Karstadt sind nur noch die Stümpfe übrig. Jeder einzelne wurde mit Flatterband und Baustellengittern gesichert.
Von den fünf Robinien in der Feilitzschstraße neben dem Karstadt sind nur noch die Stümpfe übrig. Jeder einzelne wurde mit Flatterband und Baustellengittern gesichert. © Irene Kleber

Schwabing - Die Fakten sind geschaffen, nun sind alle fünf Bäume aus dem Straßenbild verschwunden. Seit Ende voriger Woche stehen neben dem Karstadt in der Feilitzschstraße nur noch die Baumstümpfe. Wo bis vor Kurzem alte Robinien Schatten spendeten und Blätter im Wind raschelten, flattern jetzt Absperrbänder.

Schwabinger: Anwohner sind traurig

Anwohnern trauern um die Bäume: "Ein trauriges Bild ist das", sagt ein Schwabinger. Eine Frau, die aus dem Fenster immer auf die Bäume blickte, meint: "Die Stadt ist schuld. Sie hat die Bäume überhaupt nicht gepflegt." Einige Anwohner bezweifeln, dass wirklich alle Bäume hätten gefällt werden müssen – und werfen der Stadt Aktionismus vor.

Wie berichtet, war am 2. August der älteste in der Reihe, eine etwa 50 Jahre alte Robinie, scheinbar anlasslos umgestürzt und gegen die Fassade des gegenüberliegenden Hauses gekracht.

Bei Kontrollen wurden keine Krankheiten festgestellt

Baumkontrolleure hatten die Robinie zwei Mal jährlich – und erst wenige Monate zuvor – in Augenschein genommen, aber keine Krankheiten festgestellt. Im Nachhinein stellte sich jedoch heraus: Der Baum hatte Stammfäule. Vorige Woche wurden deshalb die Nachbarbäume von einem Fachgutachter untersucht. Er kam laut Baureferat zu dem Ergebnis: Die Bäume seien nicht mehr verkehrssicher, alle müssen weg. In einer Hauruckaktion fielen alle Robinien. Sie werden nun gehäckselt und landen als Mulch auf Blumenbeeten.

Hat nun die Tatsache, dass eine Stammfäule nicht erkannt wurde, Folgen für andere Straßenbäume im Viertel? Viele haben oberirdisch ähnlich wenig Platz. Nein, Extra-Kontrollen seien nicht vorgesehen, hieß es auf AZ-Anfrage. Eine Sprecherin teilte mit: "Ein Zusammenhang zwischen Standortbedingungen in der Feilitzschstraße und dem Pilzbefall, der die Stammfäule bewirkte, konnte nicht hergestellt werden."

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Spezialsubstrat kann bis zu 12.000 Liter Wasser speichern

Zu wenig Wasser sei auch kein Problem für die einbetonierten Bäume: "Die Wasserversorgung erfolgt in der Regel durch die Wurzeln aus tief liegenden feuchten Erdschichten", heißt es. Bei Neupflanzungen bekämen die Bäume eine Wurzelgrube mit 36 Kubikmetern Spezialsubstrat. Dieses könne bis zu 12.000 Liter Wasser speichern.

Gefählich? Dieser kahle Baum steht neben einem Wartehäusl.
Gefählich? Dieser kahle Baum steht neben einem Wartehäusl. © Daniel von Loeper

Während Schwabinger der Stadt vorwerfen, voreilig Tabula rasa angeordnet zu haben, befürchten Bürger aus Bogenhausen das Gegenteil: gefährliche Untätigkeit. In der belebten Montgelasstraße drohe womöglich ein Baum umzustürzen. "Er hat kein einziges Blatt mehr und ist wahrscheinlich wirklich krank", schreibt ein AZ-Leser. "Er könnte auch bald umfallen und Wartende an der Haltestelle erschlagen."

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26 Kommentare
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  • EOLEON am 16.08.2022 15:38 Uhr / Bewertung:

    Wer Bäume will soll in den Park gehen oder aufs Land in den Wald ziehen. An der Straße stören die nur !!!

  • Leopold2810 am 16.08.2022 19:31 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von EOLEON

    Was für ein unqualifizierter Kommentar ?? Dann sind andere Städte wie z.B. Mailand völlig blöd, weil sie ihre Stadt begrünen um die steigende Temperaturen in den Großstädten in den Griff zu bekommen. Aber vermutlich wohnen Sie im Grünen und sehen nicht über den Tellerrand hinaus

  • Schubri am 16.08.2022 14:12 Uhr / Bewertung:

    Die Grünen schaffen alles. Früher oder später sind wir wieder in unseren Kutschen. Aber ohne Bäume.

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