Gabelsbergerstraße: Ein Denkmal verfällt
Maxvorstadt - Der Bau an der Gabelsbergerstraße 38 sieht erbarmungswürdig aus: Risse im Putz, kaputte oder fehlende Scheiben, morsche Fensterstöcke.
Mietshaus ist 155 Jahre alt
Es hat mit Sicherheit schon bessere Zeiten gesehen, dieses Mietshaus, das heuer 156 Jahre alt wird und darum auch unter Denkmalschutz steht. Doch trotz Schutzstatus: Wenn man das Haus so anschaut, mag man kaum glauben, dass es noch bewohnt ist. Der Dachstuhl, der immerhin den Zweiten Weltkrieg überlebt hat, könnte jetzt schlicht Opfer der nie vorgenommenen Sanierung werden. Doch warum verfällt das Haus so? Ist das am Ende die Strategie eines Hausbesitzers, der lieber abreißen und neu bauen will? Wenn man sich hier umhört, wird diese Vermutung schnell laut.
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Denselben Verdacht hegt auch der Bezirksausschuss. Auf Anregung einer Anwohnerin hin ließ der BA schon den Verdacht der Zweckentfremdung prüfen, bei Leerstand hätte das hohe Strafen gegeben. Noch sind allerdings Mieter in dem Haus. Seit Jahrzehnten leben sie hier, und haben zugesehen, wie die anderen Hausbewohner nach und nach ausziehen; auch in Wohnungen, die der Besitzer alternativ angeboten hat. Gerade in der teuren Maxvorstadt ist es freilich nicht einfach, aus der altvertrauten Wohnung auszuziehen, Eine Sanierung im laufenden Betrieb wäre, gemessen am Zustand des Hauses eher schwierig.
Druck vom Bezirksausschuss
„Angeblich will der Vermieter das Haus sanieren“, sagt BA-Mitglied Britta Gürtler (CSU). Und wenn er will, aber eben nicht kann, dann sind den Ämtern die Hände gebunden. Deshalb will der BA jetzt Druck bei der Stadt machen. „Wir wollen jetzt mal eine Bestätigung dieser Willenserklärung sehen“, fordert Gürtler. Ein entsprechender Antrag ist in der BA-Sitzung am Dienstag beschlossen worden.
Auch das Denkmalschutzamt kann erst reichlich spät eingreifen. Dazu müsste das alte Haus schon richtig auseinanderfallen und Passanten durch herabfallende Putzteile oder Dachziegel akut gefährden. „Dann könnte man den Besitzer zwingen, das Haus in Ordnung zu bringen. Aber wir wollen es natürlich nicht soweit kommen lassen“, stellt Gürtler klar. Das Haus ist 1860 erbaut worden und damit älter als alles, was drumherum steht. Die Wohnungen waren viele Jahre das Zuhause der Angestellten der Metzgerei, die im Ziegelbau dahinter untergebracht war.
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Der bildet zusammen mit einem Seitengebäude eine schöne Baugrund-Einheit mit dem Wohnhaus zur Straße hin, dem jetzt der Tod durch unterlassene Hilfeleistung droht. Ganz abwegig ist der Verdacht des absichtlichen Verfalls also nicht, bewiesen allerdings auch nicht.
In die nebulöse Problemstellung um den Erhalt der Gabelsbergerstraße 38 will der BA mit dem Antrag Klarheit bringen. Akute Abhilfe soll vom Denkmalschutzamt kommen. Die Behörde kann den Besitzer nach aktuellem Stand zwar nur auffordern und nicht zwingen. Dennoch geht jetzt ein Brief raus, mit der Bitte, das Haus notzusichern.
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