Beschluss im Stadtrat: Startschuss für Turbo-Wohnungen
3000 neue Wohnungen für Geringverdiener und Flüchtlinge. Der Stadtrat beschließt das Sofortbauprogramm „Wohnen für alle“. Die Bagger rollen bald.
Der Druck auf den Münchner Wohnungsmarkt ist seit Jahren hoch und wächst beständig. Gestern hat sich der Stadtrat an einen Befreiungsschlag gewagt – zumindest einen kleinen: Das Programm „Wohnen für alle“ soll bis 2019 3000 neue Wohnungen für Geringverdiener und Flüchtlinge schaffen. Schnell, unkompliziert und preisgünstig (AZ berichtete). Mit nur einer Gegenstimme hat der Stadtrat das Programm jetzt beschlossen.
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Allein 1000 Wohnungen sollen bis 2017 bezugsfertig sein. Die Hälfte bauen die städtischen Baugesellschaften, auf städtischem Grund. 20 Areale sind derzeit im Gespräch. Gebaut werden soll auf ungenutzten gewerblichen Flächen oder auf Parkplätzen. Für die andere Hälfte der 3000 Wohnungen sollen private Investoren gewonnen werden.
Reiter: "Ein aus wohnungspolitischer Sicht besonderer Tag"
Gebaut wird mit Fertigbauteilen, mit einfacheren Bädern, weniger Wohnfläche und ohne Keller. Langwierige Genehmigungsprozesse soll es bei dem Programm nicht geben.
„Es ist ein aus wohnungspolitischer Sicht ein besonderer Tag“, sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) bei der Sitzung. Man müsse zeigen, dass man bei Lösungen anpacken kann. Deshalb seien die Details des Programms noch nicht gänzlich ausgearbeitet: „Wir müssen jetzt einfach einen Start machen.“
Das Programm erhielt fraktionsübergreifend Zuspruch – wohl auch, weil der Stadt hinsichtlich des hohen Zuzugs und der Wohnungsnot (jeden Monat werden in München etwa 50 Menschen obdachlos) wenig Möglichkeiten bleiben.
Kritik an Kompromissen bei Energieeffizienz und Barrierefreiheit
Kritik gab’s trotzdem: Um schneller bauen zu können, sieht das Sofortprogramm niedrigere Standards bei der Energieeffizienz und der Barrierefreiheit vor. Grün-Rosa und Die Linke hätten das gerne verhindert, scheiterten im Stadtrat aber.
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Die städtischen Wohnungsbaugesellschaften wollen nach dem positiven Votum der Stadträte jetzt so schnell wie möglich loslegen. Ein Projekt ist die Bebauung des Parkplatzes vor dem Dantebad. Hier zeichnen sich jedoch bereits Konflikte ab: Anwohner und der dort ansässige Sportverein sperren sich gegen die Bebauung. „Wohnen für alle“ gefällt nicht jedem.
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