Euro-Industriepark: Ein Gewerbegebiet mit Potenzial
Freimann/Milbertshofen - Wie in Amerika sollte man sich fühlen. Mit diesem Ziel kaufte der Geschäftsmann Anton Ditt Anfang der 60er Jahre von der Deutschen Bundesbahn ein Grundstück im Norden Münchens und errichtete dort Parkplätze und Lagerhallen. Der erste Media-Markt eröffnete hier, und Münchens bekanntestes Bordell: der Leierkasten.
Der Euro-Industriepark, wie die Münchner das Gebiet nennen, galt als modern, weil man dort vom Regal im Möbelhaus bis zur Schraube im Baumarkt alles finden und direkt in den Kofferraum einladen konnte. Heute wirkt das Gewerbegebiet aus der Zeit gefallen.
Euro-Industriepark in München: Mehr Wohnungen und mehr Grün?
Paul Bickelbacher von den Grünen fordert deshalb bereits seit ein paar Jahren, dass die Stadt diese Flächen überplanen müsse - und am Mittwoch diskutiert der Stadtrat darüber. Sogar mit einem Architekten hat Bickelbacher das Gewerbegebiet angesehen. Das Ergebnis: Die Läden, die Parkplätze und die Hallen lassen sich auf einem Drittel der Fläche unterkriegen. "Zwei Drittel wären also übrig - für Wohnungen und mehr Grün."
Auch das Planungsreferat schlägt vor, zu überprüfen, wie sich Wohnen und Gewerbe vermischen lassen. Der Arbeitsplatzstandort solle aufgewertet werden und die versiegelten Parkplätze auf ihr "bauliches Potenzial" hin überprüft werden.
Münchner Tram 23 bis in die neue Siedlung
Eine bessere Anbindung bekommt der Euroindustriepark sowieso: In der Nähe entsteht die Bayernkaserne. Für die neue Siedlung wird die Tram 23 verlängert, auch eine Haltestelle am Euro-Industriepark ist geplant. Ihr Bau soll 2023 starten.
Der Fraktionsvorsitzende der SPD, Christian Müller, ist auch dafür, den Standort zu überplanen, um dort Wohnen und Gewerbe zu verbinden. Wichtig ist ihm aber, dass das Gewerbe nicht ganz verdrängt wird. "München ist auf Gewerbesteuereinnahmen und Arbeitsplätze angewiesen", sagt er.
Gewerbeflächen in München werden immer knapper
Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) hingegen fordert, dass das Gewerbegebiet komplett erhalten bleibt. Zwar sieht auch Baumgärtner, dass im Euro-Industriepark viel Platz verschwendet wird und dass man dort dichter und höher bauen könnte. Jedoch sollten aus Baumgärtners Sicht diesen Platz Unternehmen nutzen - für ihre Produktion, für ihre Büros oder für Forschung.
Denn Baumgärtner beobachtet, dass immer mehr Betriebe aus München abwandern, weil die Gewerbeflächen immer knapper und die Mieten damit immer teurer werden. "In den vergangenen zehn Jahren wurden 170 Hektar Gewerbeflächen in Wohnraum umgewandelt", sagt er.
Dass im Euro-Industriepark günstiger Wohnraum entstehen würde, bezweifelt der Wirtschaftsreferent. Denn die Flächen gehören nicht der Stadt, sondern 24 privaten Eigentümern. Die sind zumindest laut der Stadt aufgeschlossen für Veränderung. Denn klar ist auch: Der Wert ihrer Grundstücke würde mit der Aussicht auf Wohnungen steigen. Bickelbacher fordert deshalb, dass die Unternehmen einen Teil ihres Gewinns abgeben müssen.