Die letzten Minuten im Leben von Hasnaa A.
Riem - Das Bild aus einer Überwachungskamera im U-Bahnhof Messestadt Ost zeigt eine sportlich-elegante Frau mit Kopftuch. Sie trägt hohe Schuhe, Röhrenjeans und eine helle Handtasche mit dunklen Streifen. Aufmerksam blickt sie ihren Mann an. Sie folgt ihm. Er ist komplett in Rot gekleidet. Sogar sein Rucksack und seine Turnschuhe sind rot.
Es ist das letzte Foto, das Hasnaa A. (30) lebend zeigt. Etwa eine halbe Stunde später ist die vierfache Mutter tot: verblutet in einem Wald in Riem. Seit acht Tagen sitzt ihr Mann Osman H. wegen Mordverdachts in U-Haft.
Hasnaa A. kam aus Brandenburg, sie wollte ihren jüngsten Sohn (7) besuchen, der mit dem Vater in einer Asylunterkunft in Riem lebte. Sie selbst war mit den drei weiteren Kindern (1, 10, 11) – getrennt von ihrem Mann – aus Aleppo in Syrien geflüchtet. Hasnaa A. hatte sich in einen anderen Mann verliebt, wollte ihn heiraten. Osman H. hingegen soll auf eine Wiedervereinigung der Familie gehofft haben – das berichteten Mitbewohner aus der Asylunterkunft der AZ.
Zwischen der letzten Aufnahme von Hasnaa A. und dem Mord liegen nur wenige Minuten
War Eifersucht das Motiv für die Tat? Osman H. bestreitet, seine Frau getötet zu haben. Doch die Mordkommission kann ihm jetzt teilweise minutengenau nachweisen, dass er Hasnaa A. vom Zentralen Omnibusbahnhof an der Hackerbrücke abholte und mit ihr nach Riem fuhr.
Die beiden stiegen in eine S-Bahn zum Hauptbahnhof und fuhren von dort mit der U-Bahn bis zur Endhaltestelle Messestadt Ost. Dort trafen sie gegen 7.25 Uhr ein. Das belegen die Video-Bilder.
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In den darauffolgenden 43 Minuten hat Osman H. – so die Überzeugung der Ermittler – seine Frau in das Riemer Wäldchen an der De-Gasperi-Straße gelockt und sie dort mit 20 Messerstichen getötet. Danach kehrte er zur Messestadt Ost zurück. Sein Weg lässt sich wieder mit Hilfe von Überwachungskameras rekonstruieren: Um 8.08 Uhr wird er von einer Kamera im Bahnhof aufgezeichnet. Er ist allein. Und er hat ihre Handtasche dabei.
Osman H. fährt eine Station bis zur Messestadt West und geht von dort zum Willy-Brandt-Platz bei den Riem-Arkaden. Auf die Frage der Mordermittler, was er dort wollte, erzählt er den Ermittlern, er habe die Handtasche seiner Frau dort in einen Mülleimer geworfen. Anschließend sei er wieder in seine Unterkunft gegangen. Die Handtasche wurde – wie auch die Tatwaffe – bislang nicht gefunden.
Drei Tage später finden Spaziergängerinnen die Leiche von Hasnaa A. in der Nähe der alten Start- und Landebahn des ehemaligen Flughafens Riem.
Die Mordkommission (Tel. 20100) bittet Zeugen, sich zu melden. Sie fragt: Wer hat Osman H. von Freitag, 29. April, bis Samstag, 30. April, gesehen? Wer hat ihn und Hasnaa A. in den Morgenstunden des 29. April in U- oder S-Bahn gesehen? Wer hat in Riem etwas beobachtet, das mit der Tat zu tun haben könnte?
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