Drama in Riem: Mann (36) ersticht Mutter seiner vier Kinder
Riem - Nach einer monatelangen, dramatischen Flucht aus ihrer zerstörten Heimat, haben drei Buben (7, 10, 11) und ein Mädchen (1) aus Syrien am vergangenen Samstag am selben Tag beide Eltern verloren. Ihre Mutter wurde erstochen in einem Wald bei Riem gefunden, ihr Vater sitzt unter dringendem Tatverdacht im Gefängnis. Nach derzeitigen Erkenntnissen der Ermittler hat der 36-jährige Keyboardspieler seine Ex-Frau, die in Aleppo einst als DJ gearbeitet hatte, mit mehreren Stichen getötet. Die Frau verblutete. Osman N. wurde am Samstagabend in einer Asylunterkunft in Riem festgenommen. Am Montag will die Staatsanwaltschaft München I Haftbefehl wegen Mordes beantragen. Der Mann bestreitet die Tat.
Die Polizei identifiziert die Tote anhand ihrer Fingerabdrücke
Am Samstagnachmittag gingen zwei Frauen in einem Waldstück am De-Gasperi-Bogen in Riem mit ihrem Hund Gassi. Plötzlich verschwand der Vierbeiner im Gebüsch, bellte laut und kam nicht mehr zurück. Als die Besitzerin nach ihrem Hund sehen wollte, machte sie im Wald die schreckliche Entdeckung: Auf dem Boden lag eine blutüberströmte, tote Frau. Die Spaziergängerinnen alarmierten die Polizei.
Die Identität der Toten war zunächst unklar. Bei der Leiche wurde weder ein Ausweis noch eine Handtasche gefunden. „Über einen Schnellabgleich ihrer Fingerabdrücke konnte aber innerhalb weniger Stunden geklärt werden, dass es sich bei der Toten um eine 30-jährige Syrerin handelte“, so Markus Kraus, Chef der Mordkommission, am Sonntag.
Hasnaa A. war erst vor wenigen Monaten aus der nordsyrischen Stadt Aleppo über die Türkei und Griechenland mit drei Kindern nach Deutschland geflüchtet. Im April hatte sie im brandenburgischen Eisenhüttenstadt einen Asylantrag für sich, ihre einjährige Tochter und ihre 10 und elf Jahre alten Buben gestellt.
Zuerst flüchtete der Vater mit seinem kleinen Sohn aus Syrien
Osman N., der Vater ihrer Kinder, war mit dem vierten gemeinsamen Kind (7) bereits einige Monate zuvor aus der zerstörten Stadt geflüchtet. Vater und Sohn fanden in München Zuflucht. Sie waren in einem Zimmer in einer Asylunterkunft in Riem untergebracht. Das Haus mit rund 210 Flüchtlingen ist nur wenige Minuten vom Fundort der Leiche entfernt.
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Am Samstag, gegen 20 Uhr, betraten etwa 15 Polizisten die Unterkunft, sie nahmen Osman N. mit. „Der Ehemann wurde im Laufe der Nacht zunächst als Zeuge vernommen. Er verstrickte sich dabei zunehmend in Widersprüche“, sagt Markus Kraus. Osman N. wurde vom Zeugen zum Beschuldigten. Polizisten versiegelten sein Zimmer in der Asylunterkunft.
Nach derzeitigen Erkenntnissen der Mordkommission hatten die Eltern um ihre Kinder gestritten. Osman N. hatte seine Ex-Frau angezeigt, weil sie einen ihrer Söhne geschlagen haben soll.
„Es hat ihn schwer getroffen, dass sie einen anderen hatte.“
Gegen den Vater lagen bis zu der Bluttat keine polizeilichen Erkenntnisse vor. Es gab lediglich ein Verfahren wegen unerlaubten Aufenthalts gegen ihn, das aber im März wegen geringer Schuld eingestellt wurde.
Ein Zimmernachbar berichtete der AZ: „Osman hat gehofft, dass die Familie in Deutschland wieder zusammenfindet. Er hat seine Frau und die Kinder überall gesucht. Aber dann hat er erfahren, dass sie einen anderen Mann hat und wieder geheiratet hat. Das hat ihn schwer getroffen.“ In der vergangenen Woche hatte sich die Mutter aus Brandenburg auf den Weg nach München gemacht, um ihren jüngsten Sohn, den sie durch die Flucht monatelang nicht gesehen hatte, zu besuchen.
Doch sie konnte ihren Buben nicht wieder in die Arme schließen. Wie Mitbewohner aus der Asylunterkunft der AZ berichteten, hat der Kleine seine Mutter nicht gesehen. Offenbar ist es vor dem geplanten Wiedersehen zu dem tödlichen Streit zwischen den Eltern gekommen. Der Chef der Mordkommission: „Wir vermuten, dass die Frau am Freitag oder Samstag getötet wurde.“
Der Siebenjährige wurde bis Sonntag von anderen Flüchtlingen in der Unterkunft betreut. „Er weiß noch nicht, was passiert ist“, sagt ein Mitbewohner. Seine drei Geschwister warten in Brandenburg auf die Mutter, die nie mehr wiederkommen wird. „Hoffentlich sind wenigstens die Geschwister bald wieder zusammen“, sagt Oman N.s Zimmernachbar.
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