Bei der Surfer-Welle: Bäume am Eisbach in München sollen fallen - Politiker empört

Lehel - Oben braust der Verkehr und das gleich sechsspurig, unten rauscht der Eisbach. An der Prinzregentenstraße ist es nicht besonders idyllisch. Dreht man ihr aber den Rücken zu und schaut auf die Surfer und in den Englischen Garten geht es. Auf der Brücke unter den Bäumen steht man hier am grünen Torzum Englischen Garten.
Doch nicht mehr lange: Die Brücke, an der sich zwei Stadtbäche zum Eisbach vereinen, muss saniert werden. Eigentlich nichts besonderes, doch die Pläne rund um die Baumaßnahme sorgen für Ärger. Damit der Verkehr hier trotz der Brückensanierung weiter ungehindert auf sechs Spuren fließen kann, will das Baureferat entlang der Straße 13 Bäume fällen!
Der Bezirksausschuss ist entsetzt. "Das geht nicht, da stimmen wir nicht zu. Und zwar einstimmig", sagt BA-Chef Wolfgang Neumer (CSU) auf AZ-Nachfrage. Die Bäume wachsen hier mindestens seit dem Zweiten Weltkrieg, "einige sind laut unserem Baumschutzbeauftragten sogar 200 bis 250 Jahre alt."
Viertelpolitiker bekommen Unterstützung von FDP-Stadratsfraktion
Unterstützung bekommen die Viertelpolitiker von der FDP-Stadtratsfraktion, die wohl kaum in Verdacht steht, autofeindlich zu sein. Sie fordert, der Stadtrat solle den Erhalt der Bäume beschließen.
Fraktionschef Michael Mattar erklärt: "Die Baustelle dauert etwa acht Monate. Für den eher kurzen Zeitraum kann man in Kauf nehmen, den Verkehr hier auf vier Spuren zu begrenzen, damit die Bäume stehenbleiben können."
Alte Bäume in München - hoher Wert fürs Stadtklima
Solch alte Bäume hätten auch für das Stadtklima einen höheren Wert als die angekündigten jüngeren Nachpflanzungen, so Mattar. Die seien außerdem teuer. Und noch ein Punkt stört Mattar wie auch Neumer: "Es ärgert mich, weil die Verwaltung bei Privatleuten sehr streng ist und um jeden Baum feilscht", sagt Mattar.
Neumer sieht das ähnlich: "Da hat man das Gefühl, es wird mit zweierlei Maß gemessen." Außerdem gebe es Vorschläge, die Baustelle auch mit weniger Fahrspuren zu organisieren: Etwa eine grüne Welle, damit der Verkehr trotz Verengung der Straße besser fließen kann, sagt er.
Der BA-Chef ist optimistisch: Die Zusammenarbeit mit dem Baureferat war bisher immer sehr gut, sagt er. Von dort heißt es: Stand jetzt müssten leider Bäume gefällt werden. Die Verkehrsführung während der Baustelle und der Umfang der Fällungen werde mit KVR, Naturschutzbehörde und Denkmalschutz abgestimmt. Und bei einem Ortstermin auch mit dem BA.