AZ-Spaziergang in München: Die schöne und schreckliche Geschichte von Milbertshofen
Milbertshofen – Der Olympiapark grenzt an Moosach und hat auch eine Stadtbezirksgrenze, die mittendurch verläuft: Südlich des Olympiasees befindet man sich in Schwabing-West, nördlich davon in Milbertshofen. Dort soll es heute zum Spazieren hingehen. Und das bietet sich auch an, denn im Milbertshofener Teil des Olympiaparks befinden sich viele der historisch interessanten Zeugnisse der Olympischen Spiele von 1972.
Viele Münchner haben diese als heiter, als prägend für die Stadtarchitektur in Erinnerung. Ohne Olympia hätte München keine U-Bahn und vermutlich keine Fußgängerzone. Zumindest nicht schon so lange.
München-Milbertshofen: Dunkle, traurige Erinnerungen an die Olympischen Spiele 1972
Aber natürlich gehört zu den Olympischen Spielen von 1972 auch das Dunkle, Traurige. Die Geiselnahme israelischer Sportler durch palästinensische Extremisten hat die Stadt erschüttert. Auch das Gedenken war und ist nicht immer konfliktfrei gewesen. Das 50-jährige Jubiläum der Olympischen Spiele in München war zwar heiter, aber trotzdem überschattet von nicht geklärten Fragen und bis heute bestehenden Verletzungen der Opferfamilien.
Bei dem Spaziergang durch die olympischen Anlagen, die freilich heute ganz anders genutzt werden – eher kulturell und nicht sportlich – werden die guten, aber auch tragischen Erinnerungen an die Olympischen Spiele sichtbar. Am einfachsten fahren Sie mit der U3 zum Olympiazentrum und gelangen von dort zum Startpunkt.
Station 1: Olympiaturm
Wir starten am Olympiaturm, dessen Geschichte sogar vorolympisch ist. Denn bereits 1964 hatte der Stadtrat dem Bau zugestimmt. Damals ging es aber gar nicht um Olympia, sondern darum, dass die Stadt dringend einen Fernsehturm benötigte.
Als München dann 1966 den Zuschlag für die Spiele bekam, wurde der Turm in die Planungen miteinbezogen. Laufen Sie nun ans Ufer des Olympiasees und gehen nach rechts an ihm entlang. Am Theatron können Sie rasten oder den Hügel hinauf zum Hans-Jochen-Vogel-Platz.

Station 2: Coubertin-Platz
Hier, am einstigen Coubertin-Platz dem nun ein einstiger OB seinen Namen geschenkt hat, stehen Sie zwischen zwei imposanten Olympiabauten. Rechts die Olympiahalle, in der 1972 die Turner und Handballer um Medaillen kämpften und links das Olympiastadion, das heute leider nur noch in die Schlagzeilen zu kommen scheint, wenn wieder einmal neue Summen publik werden, die es für die Sanierung braucht.

200 Millionen Euro will die Stadt in ihr Denkmal stecken, so richtig freudig macht das niemanden. Aber einmal nur auf das Gebäude geschaut: Toll ist die Konstruktion des Dachs, entworfen mit einer Strumpfhose, schon oder? Wenn's nur nicht so teuer wäre!

Station 3: Gedenkstätte an das Olympia-Attentat
Lassen Sie die Großanlagen hinter sich und gehen Sie in Richtung Norden. Über die Hanns-Braun-Brücke können Sie den Mittleren Ring überqueren. Der Blick rüber zur BMW-Welt und dem Zylinder ist ein bisschen rustikal, aber eigentlich ganz schön.
Halten Sie sich nun leicht rechts, bis Sie zum Erinnerungsort an das Olympia-Attentat gelangen. Sehr zurückhaltend präsentiert sich dieser Gedenkort, der in einen Hügel im Park integriert ist.

Der Ort ist zwölf Opfern des Terroranschlags gewidmet: den elf israelischen Sportlern und dem bayerischen Polizisten, die von den Attentätern am 5. September getötet wurden. Acht Historiker werden alle noch offenen Fragen zum Attentat untersuchen.
Sie werden, wie das Bundesinnenministerium diese Woche mitteilte, die Vor- und Nachgeschichte betrachten und die Ereignisse wissenschaftlich bewerten.
Station 4: Tennisanlage
Die nächste Station bietet Ihnen eine kleine Auszeit. Verlassen Sie den Gedenkort nach rechts und gehen Sie nur wenige Meter weiter bis zur Tennisanlage. Hier befindet sich direkt neben den Tennisplätzen das Bob im Park. Ein schöner Ort, um ein Bier, eine Limo oder ein anderes Getränk seiner Wahl zu trinken.
In der kleinen Gastronomie gibt es auch Hollywoodschaukeln, die bei den Gästen besonders beliebt sind. Geöffnet ist immer von Mitte April bis Ende September, allerdings muss das Wetter passen. Mo-Do 15-0 Uhr, Fr 14-1 Uhr, Sa, 11-1 Uhr, Sonn- und Feiertag 11-22 Uhr.

Station 5: Olympiadorf
Na, haben Sie es geschafft, sich von der Hollywoodschaukel loszureißen? Dann kann es weitergehen! Überwinden Sie den kleinen Hügel direkt nördlich vom Bob im Park und gelangen Sie so ins Olydorf.
Lassen Sie sich ein bisschen treiben, die kleinen Bungalows sind so schön bunt angemalt, hier gibt es viel zu entdecken. Sobald Sie an der großen Conollystraße sind, gehen Sie ein Stückchen nach links, hier finden Sie die kinetische Plastik Olympische Ringe von Ruth Maria Kiener-Flamm.

Ursprünglich drehte sich diese Plastik dank Motoren, doch sie wurde immer wieder beschädigt. Der Bildhauer Peter Schwenk erschuf im Jahr 2000 in Absprache mit der Künstlerin ein leichteres Model aus Alu.
Dieses kann auch per Hand gedreht werden. Ruth Maria Kiener-Flamm verstarb kurz vor der Fertigstellung.
Station 6: Ehemaliger Flughafen
Folgen Sie nun der Conollystraße nach rechts und durch die Anlage hindurch. Über den Helene-Mayer-Ring und die Straßbergerstraße gelangen Sie ans Ende der Wohnanlage und können hier sozusagen sehen, dass Sie nichts sehen. Also zumindest keinen Flughafen.
Aber hier auf dem nördlichen Oberwiesenfeld war Münchens erster Verkehrsflughafen. 1890 startete die bayerische Armee zunächst mit dem Betrieb, dann kam nach und nach die zivile Fliegerei dazu.

Immer wieder gab es Flugshows mit Zeppelinen oder Heißluftballons, die die Münchner mit Begeisterung ansahen. 1931 wurde das Gelände zum richtigen Flughafen. Aber schon bald wieder aufgegeben, denn er war zu klein. Bis 1968 hoben hier noch Privatflieger ab.