Anwohnerinitiative in Sendling: Wohlfühl-Oase statt Verwaltungsgebäude
Sendling - Für den "Brunthaler"-Parkplatz in Untersendling, unweit der Großmarkthalle, hat es in den vergangenen Jahren die unterschiedlichsten Nutzungs-Vorschläge gegeben.
Parkplatz soll einem Verwaltungsgebäude weichen
So stand die Fläche in der Kochelseestraße Ecke Thalkircher Straße bis Anfang 2010 zur Diskussion als möglicher neuer Standort für eine Moschee. Das Projekt scheiterte damals jedoch an der Finanzierung.
Nachdem diese Pläne auf Eis gelegt wurden, beschloss die Münchner Markthallen GmbH damals, die Fläche einfach zu asphaltieren und darauf einen Anwohner- und Beschäftigtenparkplatz anzulegen.
Seitdem hat sich dort nicht viel geändert. Doch nun wurden Pläne bekannt, nach denen die Stadt auf dieser Fläche ein weiteres Verwaltungsgebäude des Kreisverwaltungsreferates (KVR) errichten möchte.

Diese Pläne riefen die Nachbarschaft auf den Plan, die Anwohner sind enttäuscht, dass sie nicht frühzeitig über die Planungen der Stadt informiert wurden.
Eine durch die Anwohner gegründete Initiative geht nun mit einer Unterschriftenliste und eigenen Nutzungsvorschlägen an die Öffentlichkeit und hat sich bereits mit einem Schreiben an die drei Münchner Bürgermeister Dieter Reiter, Katrin Habenschaden und Verena Dietl, sowie an die Stadtbaurätin Elisabeth Merk, das Münchner Planungsreferat, den Sendlinger Bezirksausschuss und weitere Politiker gerichtet.
Anwohner gründen Initiative und schreiben Petition an die Stadt
In dem Schreiben heißt es, dass man "mit Schrecken" von den Plänen der Stadt zur Bebauung der als Parkplatz genutzten Fläche erfahren habe.Weiter ist dort zu lesen, dass es gerade in der Pandemie deutlich geworden sei, wie wichtig zusätzliche Erholungsflächen seien und wie intensiv die "wenig attraktive Parkplatzfläche" im vergangenen Frühjahr während des ersten Lockdowns von zahlreichen Menschen genutzt wurde.
"Die Spielplätze waren geschlossen, an die Isar durfte man sich mit seinen Kindern auch nicht setzen, da haben wir einfach den Parkplatz dazu genutzt, dass die kleinen Kinder dort ein paar Runden auf dem Rad drehen oder mit Gleichaltrigen ein bisschen spielen konnten. Tagsüber waren die Eltern mit ihren Kindern dort, am Abend haben sich dann die Jugendlichen getroffen. Sogar Tennisspieler waren ab und zu dort, um ihre Bälle gegen die Gebäudewand zu spielen", so Constanze von Hassel von der Anwohnerinitiative zur AZ.
Die Anwohner des Gotzinger Platzes seien so froh über die Nutzungsmöglichkeit des Platzes gewesen, dass sie auch die "Spielen verboten"-Schilder, welche von der Münchner Markthallen GmbH großzügig verteilt aufgehängt worden waren, nicht abhalten konnten, den Platz zur "Pandemie-Oase" umzufunktionieren. Mit den Kindern mal die eigenen vier Wände verlassen, sich am Parkplatz mit anderen treffen und die Kleinen sich mal etwas austoben lassen, gehörte zum Leben im Viertel dazu.
Anwohner haben eigene Ideen für die Neugestaltung
Umso härter trifft es die Anwohner natürlich, dass ihnen dieser Ort nun genommen werden soll, um darauf ein weiteres Verwaltungsgebäude zu errichten. "Auf dem Gelände der angrenzenden Großmarkthalle werden in absehbarer Zeit viele Gebäude ohne weitere Nutzung leer stehen, die würden sich doch bestens dafür eignen, dort Verwaltungen unterzubringen", sagt von Hassel.
In ihrem Schreiben an die Stadtverantwortlichen präsentieren die Anwohner daher ihre eigenen Ideen, wie der Parkplatz künftig als multifunktionale, klimawirksame Freifläche genutzt werden könnte.
Viel Grün, reichlich Sitzgelegenheiten, eine gepflasterte Fläche, auf denen die Kinder mit ihren Rädern oder Inline-Skates fahren könnten. Auch Basketballkörbe und ein kleiner Rodelhang für den Winter spielen bei den Gestaltungsplänen der Anwohnerinitiative eine Rolle.

Eine Verwirklichung dieser Ideen wäre natürlich der große Wurf, "aber wir würden uns auch schon damit zufriedengeben, wenn auf dieser Fläche statt eines weiteren Verwaltungsgebäudes ein Wohnkomplex mit bezahlbaren Mietpreisen und einer Begegnungsstätte entstehen würde", sagt von Hassel kompromissbereit.
"Ein runder Tisch mit Vertretern der Stadt wäre eine tolle Sache"
Von der Stadt erhofft man sich nun, dass die Anwohner in die weiteren Überlegungen mit einbezogen werden. "Ein runder Tisch mit Vertretern der Stadt und des Bezirksausschusses wäre eine tolle Sache", erklärt von Hassel.

In der direkten Nachbarschaft zeigt man sich von den Ideen der Anwohnerinitiative auf alle Fälle begeistert. Deren Mitglieder gingen in den letzten Tagen von Haus zu Haus und haben damit bereits mehr als 220 Unterschriften sammeln können. "Das Interesse an der Initiative ist aber wesentlich größer und noch haben wir gar nicht alle Unterschriftenlisten zurückbekommen", sagt Sophie Dezlhofer, die sich ebenfalls für die Nachbarschaftsinitiative engagiert.