Projekt aufwendiger als gedacht: Was wird aus der Münchner Großmarkthalle?

Zwei Frauen führen ab jetzt die Verhandlungen rund um die neue Großmarkthalle. Warum diese schwierig werden könnten und weshalb der Neubau doch noch länger dauert.
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Die Großmarkthalle hat neue Chefinnen: Zweite Werksleiterin Kira Weißbach (links), Kommunalreferentin Kristina Frank und Juristin Inken Wuttke (rechts).
Die Großmarkthalle hat neue Chefinnen: Zweite Werksleiterin Kira Weißbach (links), Kommunalreferentin Kristina Frank und Juristin Inken Wuttke (rechts). © Daniel von Loeper

Sendling - Die Gefahr, in Sendling unter Schneemassen begraben zu werden, ist gering. Trotzdem gab es dort eine Weile ein Lawinenwarnsystem. Es sollte allerdings nicht messen, ob irgendwo eine Schneedecke ins Rutschen gerät, sondern ob das Dach der Großmarkthalle hält. 

Ein Museum oder Actionsport - es gibt viele Ideen

"Bei jeder kleinesten Erschütterung hätte es einen Alarm gegeben. Nur so konnten die Händler weiterarbeiten", sagt Kristina Frank (CSU). Sie ist als Kommunalreferentin für die Großmarkthalle verantwortlich - und die befindet sich in keinem guten Zustand.

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Das Lawinenwarnsystem ist zwar wieder abgebaut. Doch noch immer stehen in der Halle alle paar Meter Stützen. Eigentlich hätten die Marktleute 2027 in eine neue Halle umziehen sollen. Inzwischen ist klar, dass sie ihre Arbeit wohl noch ein paar Jahre länger zwischen Baustellen verrichten müssen: Die Fertigstellung verzögert sich um mindestens drei Jahre.

Inken Wuttke nun Leiterin der Rechtsabteilung im Kommunalreferat

Das war bereits seit dem Winter bekannt. Während Corona hat der Investor, die Firma Umschlagzentrum Großmarkt München (UGM) das gesamte Projekt auf den Prüfstand gestellt, erklärte Kristina Frank damals. Allzu viel passiert ist seitdem allerdings nicht.

So könnte das Areal einmal aussehen.
So könnte das Areal einmal aussehen. © Visualisierung: Henn

Einen Erbbaurechtsvertrag hat die Stadt noch nicht ausgearbeitet. Dafür schickt sie eine neue Verhandlungspartnerin: Inken Wuttke ist nun Leiterin der Rechtsabteilung im Kommunalreferat. Ihr erster Arbeitstag habe damit begonnen, dass ihr gleich ein dicker Ordner zum Großmarkthallenprojekt überreicht wurde, sagt die 40-jährige Juristin.

Die neue Großmarkthalle: Ein komplexes Projekt

Auch die Händler haben eine neue Ansprechpartnerin: Kira Weißbach ist die neue Zweite Werkleiterin der Münchner Markthallen. Sie war die Stellvertreterin ihres Vorgängers Boris Schwartz.

Sie freue sich über die zwei starken Frauen an ihrer Seite, sagt Kommunalreferentin Frank. Kraft werden sie wohl auch brauchen. Denn das Projekt ist komplex.

Erbbaurechtsvertrag: Abstimmung vermutlich erst 2022

Zuerst überlegte die Stadt, den Großmarkt selbst zu erneuern. Doch der Stadtrat verwarf dies. Mit einem privaten Investor würde die neue Halle günstiger und schneller kommen - so lautete Franks Argument damals.

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Die Stadt setzte deshalb auf die Firma UGM. Doch das Unternehmen muss an die Finanzen denken. Deshalb sehen die Pläne auf dem Großmarktareal in Zukunft auch Einzelhandel, Gastronomie und etwa 65.000 Hektar Büroflächen vor.

Und natürlich will der Investor möglichst günstige Konditionen heraushandeln. Das kann sich möglicherweise in die Länge ziehen. Nicht einmal Frank rechnet damit, dass der Erbbaurechtsvertrag in diesem Jahr unterzeichnet wird. Voraussichtlich wird der Stadtrat über den Vertrag erst 2022 abstimmen.

Sanierung der Großmarkthalle: Drei Millionen Euro für 2021 eingeplant

Die Stadt saniert die alte Halle derweil nach und nach. Drei Millionen Euro sind laut Frank alleine für dieses Jahr eingeplant. Teurer werde es für die Stadt aufgrund der Verzögerung nicht - die Halle müsste sie schließlich in jedem Fall so sanieren, dass sie für viele Jahre halte, meint Frank.

Allerdings kann die Stadt nicht alles alleine bestimmen. Wie viele Händler in der neuen Großmarkthalle unterkommen, kann Frank nicht sagen. Die Verhandlungen führt jetzt der Investor.

Klar sei aber, dass die Stadt nur zustimmen werde, wenn es auf dem Areal weiterhin einen Großmarkt gibt, sagt sie. Auch was aus der alten Halle wird, sei noch unklar. Wieder eine Markthalle, ein Museum, ein Actionsportzentrum - es gebe viele Ideen.

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  • Der wahre tscharlie am 03.06.2021 14:02 Uhr / Bewertung:

    Eine vielleicht interessante Frage habe ich doch noch zum Thema Großmarkthalle.
    Davon ausgehend, dass er neu gebaut wird, und dort eine riesige Baustelle entsteht, wohin ziehen dann eigentlich die ganzen Händler? Und das über Jahre. Auf die Theresienwiese? Eher weniger.

  • Der wahre tscharlie am 02.06.2021 18:17 Uhr / Bewertung:

    "Wie viele Händler in der neuen Großmarkthalle unterkommen, kann Frank nicht sagen. Die Verhandlungen führt jetzt der Investor."

    Na das nenn ich mal ganz großes Kino. Der Investor entscheidet darüber, wer in die neue Großmarkthalle rein darf. Sowas gibts auch nur in München. In einen Großmarkt soll jeder Händler einen Stand bekommen, der dort etwas verkaufen will. So ist es in anderen Städten.

    Aber so wie ich das einschätzte, und der Investor bzgl. des Großmarktes anscheinend die "Oberhoheit" hat, will ich ja nicht hoffen, falls der GM gebaut wird, er irgendwann der Stadt auf der Nase rumtanzt.

  • Kadoffesalod am 02.06.2021 12:05 Uhr / Bewertung:

    Das Thema muss man im Ganzen betrachten und völlig neu durchdenken, insb. kritisch den Betrieb als Umschlagzentrum überdenken.

    Der Großmarkt München hat eigentlich nur das Ziel der Versorgung der Münchner Bevölkerung mit Lebensmitteln und Blumen.

    Tatsächlich ist er einer der 3 größten kommunalen Lebensmittelgroßmärkte in Europa.

    Es passt weder zur ursprünglichen Aufgabe noch ist es hinsichtlich der Verkehrs- und damit Lärm-und Abgasbelastung sinnvoll, wenn LKW z. B. aus Italien sich in die Stadt quälen um Waren zu bringen, die umgeschlagen und von anderen LKW und Lieferwagen wieder nach GAP, Innsbruck, Salzburg u.s.w. kutschiert werden.
    Ähnlich ist es mit Waren die per Luftfracht kommen.

    Wenn so ein Umschlagsystem trotzdem effizient ist und man es beibehalten will, muss das aber deshalb nicht mitten in der Stadt liegen.

    Transporte mit LKW sind immer noch viel zu billig. Deshalb kann man sich auch leisten, dass 50% bis 60% aller Fahrten von deutschen LKW Leerfahrten sind.

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