Alles neu am Thomas-Wimmer-Ring: Platz für Radl - und für Autos

Parkplätze, E-Mobilität, Radl-Sharing - dazu der Altstadtradlring und viel neues Grün: In und auf der Tiefgarage am Altstadtring soll ein Stück "Innenstadt der Zukunft" entstehen.
Myriam Siegert
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Bis zu 2,80 m breit ist jetzt der Radweg am Thomas-Wimmer-Ring.
Bis zu 2,80 m breit ist jetzt der Radweg am Thomas-Wimmer-Ring. © Daniel von Loeper

Altstadt - Die insektenfreundliche Wiese sprießt, die Felsenbirnen sind gerade verblüht, Linden und Ahornbäume tragen frisches Laub. Als hier 2017 für die Bauarbeiten 56 Bäume gefällt wurden, war der Aufschrei groß.

Mitten in München: Deutschlands größte Tiefgarage

Nun sieht es grün und aufgeräumt aus am Thomas-Wimmer-Ring, wo bis vor kurzem noch eine von Münchens jahrelangen Großbaustellen war. 58 neue bis zu sieben Meter große Bäume wurden gepflanzt, dazu neun große Sträucher. Auf teils nur zwei Spuren quetschte sich der Verkehr hier bis vor kurzem über den Altstadtring, während unterirdisch ein Mammut-Projekt umgesetzt wurde.

Hier am Rand der Altstadt ist eine von Deutschlands modernsten Tiefgaragen entstanden, so heißt es vom Bauherren Wöhr+Bauer. Die Hofbräuhaus Parkgarage, so der offizielle Name, ersetzt das mittlerweile abgerissene Fina-Parkhaus an der Hildegardstraße. Die Garage wurde schon am 1. März eröffnet, jetzt ist die Oberfläche, immerhin 1.000 Quadratmeter, fertig.

Radlroute erforderte aufwendige Umplanungen

Wo einst sechs Autospuren das Lehel und die Altstadt trennten, rollen die Autos nun vierspurig, dazu wurde ein erstes Stück des Altstadtradlrings umgesetzt. 2,30 bis 2,80 Meter breit sind die Radlspuren.

58 neue Bäume und reichlich Platz für Radler: Der breite Radweg führt kreuzungsfrei um die Garageneinfahrten herum.
58 neue Bäume und reichlich Platz für Radler: Der breite Radweg führt kreuzungsfrei um die Garageneinfahrten herum. © Daniel von Loeper

Der Beschluss des Stadtrates, die Radlroute umzusetzen, platzte mitten in die Bauarbeiten und erforderte aufwendige Umplanungen, wie Oliver Vogt, Geschäftsführer von Wöhr+Bauer, erklärt. Die Radwege umfahren die Garageneinfahrten nun, ohne diese zu kreuzen. Für Stadtrat Andreas Schuster (SPD) der Beleg dafür, dass durch "richtige Vorgaben etwas Richtiges" geschaffen werde.

Pkw-Verkehr in der Innenstadt soll weniger werden

Seit 2003 hatte das Riesenprojekt den Stadtrat beschäftigt, bis zu Baubeginn 2017 und Fertigstellung 2021 gab es im Stadtrat, BA und mit Anwohnern viele, teils hitzige Diskussionen, etwa über die Halte-Lösung für Reisebusse, die hier oft in zweiter Reihe parkten.

In der Garage sollen und können nun nicht nur Pkw parken, sondern auch Radl - für Dauermieter in abschließbaren Boxen. E-Bikes und E-Scooter stehen zum Ausleihen bereit, um den Weg in die Stadt autofrei fortzusetzen.

Dieser "Mobilitätshotspot" soll ein Beitrag zur "Innenstadt der Zukunft" sein, so Vogt. So werde der "noch immer notwendige Pkw-Verkehr in der Altstadt integriert, aber am richtigen Ort". Parksuchverkehr in engen Altstadtstraßen hingegen entfalle.

Mit dem fertigen Projekt sind alle zufrieden: BA, Stadtrat und Bauherr.
Mit dem fertigen Projekt sind alle zufrieden: BA, Stadtrat und Bauherr. © Daniel von Loeper

Mit den rund fünf Jahren Bauzeit ist das Projekt im Plan geblieben. Den Verkehr währenddessen am Laufen zu halten, sei die große Herausforderung gewesen, so Oliver Vogt. Mit diesem Versprechen hatte Wöhr+Bauer den Wettbewerb für sich entschieden.

Gebaut wurde deshalb in Deckelbauweise. Bis zu 13 Meter tief war die Baugrube, teilweise bestanden nur fünf Meter Abstand zum Nachbargebäude. 70.000 Kubikmeter Erdaushub kamen zusammen, das Volumen des gesamten benachbarten Knöbelblocks.

Parkhaus bietet 520 Stellplätze

Jetzt hat die Garage drei Etagen mit je 6.000 Quadratmetern Fläche, taghell aber energiesparend beleuchtet. Insgesamt 520 Pkw-Parkplätze ohne störende Stützen wurden geschaffen.

Alle können auch mit E-Ladestationen ausgerüstet werden, 18 sind es bereits. Dauerparkplätze für Anwohner sind noch zu haben. Der Run darauf sei gar nicht so groß gewesen, sagt Wolfgang Püschel (SPD) vom BA. Viele Anwohner fänden nach wie vor im Viertel Platz zum Parken.

Nächstes Projekt: Isartorplatz

Neu ist auch die Fußgängerunterführung unter dem Ring, früher eher ein dunkel-dreckiger Angstort, nun verglast und hell beleuchtet. Zudem gibt es bessere oberirdische Querungsmöglichkeiten.

Das war dem BA wichtig, denn hier führe auch ein Schulweg aus dem Lehel in die Altstadt, erklärt BA-Chefin Andrea Stadler-Bachmaier (Grüne), die sehr zufrieden ist mit dem Projekt. Die sechs Spuren seien eine "riesige Barriere" gewesen, nun würden die Stadtviertel zusammengeführt.

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Grünen-Stadtrat Paul Bickelbacher könnte sich hier eine weitere Reduzierung der Fahrspuren zugunsten von Busspuren vorstellen. Die Baustellenlösung habe gezeigt, dass es mit zwei Spuren auch gehe.

Einig sind sich alle Anwesenden in einem weiteren Punkt: Das nächste Umgestaltungsprojekt in Sachen Verkehr und Aufenthaltsqualität in der Altstadt müsse der Isartorplatz sein.

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19 Kommentare
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  • Hosenband am 13.05.2022 14:40 Uhr / Bewertung:

    Ich freue mich darauf, den neuen Radweg bald auszuprobieren. Sieht ganz ordentlich aus.
    Hat die Stadt eigentlich die Tiefgarage mitfinanziert? In Zukunft jedenfalls sollten solche Projekte jedenfalls der Privatwirtschaft überlassen werden. Jeder Autofahrer muss auch die tatsächlichen Kosten zahlen, die er mit seinem Auto verursacht. Die öffentliche Hand sollte keinesfalls mehr das Abstellen von Privateigentum subventionieren, sondern sich auf die eigentliche Aufgabe konzentrieren, nämlich Infrastruktur für den fließenden Verkehr bereitzustellen, in erster Linie natürlich für ÖPNV, Fußgänger und Radfahrer.

  • Wickie712 am 13.05.2022 11:09 Uhr / Bewertung:

    Auf dem bild oben ist eine Geisterardlerin, denn am Zeichen 237 fehlt die Regelung für beide Richtungen Zeichen 1000-31.

    Bodenmarkierungen haben keine Wirkung. aber das Mobilitätsreferat wird es sicherlich noch ändern.

  • wore am 14.05.2022 19:35 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Wickie712

    Soll die Radlerin Verkehrszeichen von der Rückseite lesen? Das blaue Schild am rechten Bildrand ist ein Relikt vom alten Radweg. Bevor Sie diese Radlerin als Geisterradlerin bezeichnen, sollten Sie erst mal prüfen, welches Radverkehrszeichen bei der Maximilianstraße in ihrer Fahrtrichtung steht.
    Zweck der Bodenmarkierung ist, den Querverkehr auf den Radweg aufmerksam zu machen. Ist ja nicht mal blau.

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