Stadtsparkasse München schließt nachts ihre Filialen: Perfide Taktik vermutet

Warum die Linke im Stadtrat die Bank unserer Stadt, die Grünen und die SPD scharf attackiert.
Felix Müller
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Am Freitagabend kurz nach 22 Uhr schläft ein Mann in der Sparkasse am Baldeplatz. Das wird bald nicht mehr möglich sein.
Am Freitagabend kurz nach 22 Uhr schläft ein Mann in der Sparkasse am Baldeplatz. Das wird bald nicht mehr möglich sein. © Felix Müller

München - Gut möglich, dass der Stadtsparkasse schon wieder die nächste öffentliche Debatte droht. Denn obwohl ihre Ankündigung, bald fast nur noch die Geldautomaten an Außenwänden nachts zugänglich zu halten und die anderen von 22 Uhr bis 6 Uhr abzusperren, überraschend am Freitag vor den Herbstferien verkündet wurde, regt sich schon erster Protest.

Wie berichtet, hat in der AZ schon Sendlings Bezirksausschuss-Chef Markus Lutz (SPD) kritisiert, dass es in Untersendling spätabends keine Möglichkeit mehr geben soll, an Stadtsparkassen-Automaten Geld zu ziehen.

Stadtrat vermutet: Sparkasse schließt nachts die Filialen, um "Obdachlose aus ihren Vorräumen zu vertreiben"

Am Sonntag äußerte sich nun auch Stefan Jagel, der Stadtrats-Chef der Linkspartei. Dass die Bank unserer Stadt die Nacht-Schließzeiten mit der Gefahr von Automaten-Sprengungen durch Kriminelle begründet, überzeugt ihn nicht.

"Die Sparkasse versucht schon seit geraumer Zeit, Obdachlose aus ihren Vorräumen zu vertreiben", sagte er zur AZ. "Dass diese Maßnahmen nun unter dem Vorwand des Schutzes vor Sprengungen durchgeführt wird, ist unverantwortlich und nicht hinnehmbar." Wenn ein Obdachloser nachts in einer Sparkasse Schutz suche, dann tue er das "nicht aus Vergnügen, sondern, weil es draußen zu kalt ist".

Die Einschränkung des Bankangebots treffe "die Menschen in den Stadtteilen hart", sagte Jagel. "Dass Grüne und SPD dies nicht stoppen, zeugt davon, dass sie die Menschen wenig im Blick haben."

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Die Stadtsparkasse hatte unter anderem damit argumentiert, dass man mit den nächtlichen Schließungen einer Empfehlung der Bundesinnenministerin wegen der bundesweiten Sprengungen folge, dass nur drei Prozent der Abhebungen nachts erfolgen, man an mehr als 30 Orten in der Stadt jederzeit Zugang zu den Automaten habe und dass die Sparkasse für Obdachlose spende.

Ohnehin ist es kein einfaches Jahr für die Stadtsparkasse. Einerseits hat sich das Marktumfeld für Banken mit den gestiegenen Zinsen wieder verbessert und die Stadtsparkasse hat viele Neukunden. Andererseits haben die aufgeregten Diskussionen um die neuen Kontomodelle ihrem Image geschadet.

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Und nun also auch noch die Diskussion um die Nacht-Schließungen. Linken-Stadtrat Jagel bringt all das zusammen. Er sagt: "Die Stadtsparkasse trägt eine besondere Verantwortung gegenüber den Bürgern Münchens." Leider komme der Vorstand dieser Verantwortung aber immer weniger nach. Jagels knallhartes Urteil: "Die Bank unserer Stadt – das stimmt nicht mehr."

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  • Kangaroo am 01.11.2023 16:49 Uhr / Bewertung:

    Die Stadt soll gefälligst für entsprechende Unterkünfte für die Obdachlosen sorgen und nicht die Stadtsparkasse. Die rot-grüne Rathaustruppe würde das Geld lieber für grün eingefärbte Radwege rauswerfen, als es für Obdachlosen-Unterkünfte zu verwenden. Aber anscheinend sind abstruse grüne Ideen wichtiger.

  • Max Merkel am 01.11.2023 09:44 Uhr / Bewertung:

    Daß die Stadtsparkasse ein Saftladen ist weiß jeder (wie alle anderen Banken, Postbank oder Deutsche Bank auch). Daß diese öffentl. zugängigen Vorräume dazu genutzt werden sich aufzuhalten, zu schlafen oder seine Notdurft zu machen darf nicht sein. Das ist auch an anderen Orten und Stellen so. Im Stachus Untergeschoß findet man z.B. an jedem Winkel wie Aufzugseingänge Urinpfützen. Sehr apettitlich!!!!

  • Mittelreich am 01.11.2023 09:07 Uhr / Bewertung:

    Wenn die Stadtsparkasse gegen die Obdachlosen in ihren Vorräumen vorgehen möchte, dann ist das grundsätzlich in Ordnung. Aber dann sollte sie dieses Vorgehen bitte auch entsprechend kommunizieren und nicht irgendein Vorwand erfinden.

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