Stadt München mit Ansturm aufs neue Wohngeld überfordert

Seit Jahresbeginn sind schon fast 5.000 Anträge eingegangen. Die Stadt kommt kaum hinterher. Berechtigte müssen derzeit mit über einem Jahr Wartezeit rechnen.
Nina Job
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Seit Jahresbeginn sind bei der Stadt München mehr als 5.000 Wohngeldanträge eingegangen. Das sorgt für Verzögerung bei der Bearbeitung.
Seit Jahresbeginn sind bei der Stadt München mehr als 5.000 Wohngeldanträge eingegangen. Das sorgt für Verzögerung bei der Bearbeitung. © Robert Michael/dpa

München - Es soll Bürger mit geringem Einkommen entlasten: Das Wohngeld, das die Bundesregierung kurzfristig beschlossen hatte. Seit 1. Januar 2023 gibt es höhere Zuschüsse. 

Wohnungsgeldstelle kann die vielen Anträge kaum bearbeiten 

Tausende Münchner Haushalte, die bislang keinen Anspruch auf Wohngeld hatten, haben nun einen. Die anderen, die bereits berechtigt waren, können mit mehr finanzieller Unterstützung rechnen. Das Wohngeld erhöht sich von durchschnittlich rund 180 Euro auf rund 370 Euro pro Monat.

Doch bis das Geld ankommt, müssen Münchner Berechtigte lange warten. Seit Jahresbeginn sind bereits fast 5.000 neue Anträge bei der Wohnungsgeldstelle eingegangen, wie ein Sprecher des Sozialreferats der AZ am Mittwoch auf Anfrage mitteilte. Zum Vergleich: 2022 waren es insgesamt 14.700. Die zuständige Wohngeldstelle kommt mit der Prüfung der vielen Anträge kaum hinterher.

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"Wir haben viele Haushalte in München, wo alles auf den letzten Cent gestrickt ist", berichtete erst vor wenigen Tagen der Chef der städtischen Schuldnerberatungsstellen Marc Wichlajew. Wer es nicht schafft, seine laufenden Kosten zu zahlen, weil er nicht genug verdient, rutscht schnell in eine Schuldenfalle. Das Wohngeld soll die zuletzt stark gestiegenen Kosten etwas abfedern. Doch: Für viele "ist bis jetzt von dem erhöhten Wohngeld noch nichts angekommen," so Wichlajew.

Wohngeld in München: 30 Mitarbeiter schaffen 1.000 Anträge pro Monat

Woran liegt das? Bereits seit Ende vergangenen Jahres ist die Zahl der Wohngeldanträge sprunghaft gestiegen. Und die Stadt rechnet nicht damit, dass die Antragsflut bald wieder abebbt.

Im Gegenteil: "Wir erwarten, dass sich die Zahl der Wohngeldanträge kurzfristig ab Januar 2023 um mehr als 250 Prozent erhöhen könnte", teilte ein Sprecher des Sozialreferats gestern mit. "Dies wird voraussichtlich zu deutlich verlängerten Bearbeitungszeiten von über einem Jahr führen." Derzeit würden die Mitarbeiter durchschnittlich 1.000 Anträge im Monat schaffen. Allerdings gab es bereits vor der jüngsten Wohngeldänderung einen Bearbeitungsstau - noch von der vorherigen Wohngeldnovelle 2020. Bis dahin waren es rund 4.100 Empfänger, danach stieg die Zahl der Anträge auf fast 16.000.

Sozialreferat macht Bundesregierung und Bürokratie verantwortlich

An den Mitarbeitern im Amt der Wohngeldstelle liege die lange Bearbeitungszeit nicht, heißt es aus dem Sozialreferat. Die Bundesregierung habe die Kommunen im Stich gelassen. Die monatelangen Wartezeiten lägen an den umständlichen Anträgen und der Bürokratie.

Bislang waren in der Wohngeldstelle 30 Mitarbeiter (einige von ihnen in Teilzeit) beschäftigt. Im Dezember hat der Stadtrat 27 neue Stellen bewilligt. Die ersten neuen Mitarbeiter würden derzeit eingearbeitet, teilte der Sprecher mit. "Nach der Einarbeitung des Personals sind wir zuversichtlich, die momentane Bearbeitungszeit von derzeit etwa zwölf Monaten wieder verkürzen zu können."

Nur einen kleinen Trost gibt es für die Münchner, die monatelang auf die finanzielle Unterstützung warten müssen, auf die sie einen gesetzlichen Anspruch haben: Ist das Wohngeld bewilligt, wird es rückwirkend ausbezahlt ab dem Monat der Antragstellung.

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