"Staatskrise": Markus Söder fordert Neuwahl im Jahr 2024

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hält die Ampel in Berlin nicht mehr für stabil genug, um die Periode bis zum Schluss durchzuziehen und fordert eine Neuwahl. Auch einen möglichen Termin hat er sich schon überlegt.
Stefan Lange |
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Wie geht es mit der Ampel-Koalition weiter? Das treibt gerade auch Markus Söder um.
Wie geht es mit der Ampel-Koalition weiter? Das treibt gerade auch Markus Söder um. © Peter Kneffel/dpa

Berlin/München - Vor dem Hintergrund der Haushaltskrise hat CSU-Chef Markus Söder am Montag in Berlin Neuwahlen gefordert und gleichzeitig eine Wiederauflage der Großen Koalition aus Union und SPD favorisiert. "Wir sind in einer Staatskrise in Deutschland", begründete Bayerns Ministerpräsident seine Forderung und nannte mit dem 9. Juni 2024 auch gleich einen Termin.

An diesem Tag finden die Europawahl sowie Kommunalwahlen in neun Bundesländern statt. Vorgezogene Neuwahlen sind ausnahmsweise nur möglich, wenn der Bundestag durch den Bundespräsidenten aufgelöst wird. Kanzler Olaf Scholz könnte Neuwahlen nicht ansetzen, sie aber einleiten, indem er die Vertrauensfrage stellt.

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Regierungssprecher Steffen Hebestreit machte deutlich, dass dies nicht geplant ist. Söder hingegen bezweifelte, dass die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP die Kraft für grundlegende Veränderungen habe und bis 2025 durchregieren könne. "Ich glaube, dass die Fliehkräfte groß sind", sagte der CSU-Politiker in Berlin. Eine vorzeitige Neuwahl wäre der "richtige Weg". "Die Ampel sollte die Vertrauensfrage stellen. Nicht im Parlament, sondern vor dem deutschen Volk."

Markus Söder fordert Neuwahl: Schwarz-Rot und Schwarz-Grün wären rechnerisch möglich

Rein rechnerisch würde es den Umfragen zufolge für Schwarz-Grün oder Schwarz-Rot reichen. Söder gab letzterem den Vorzug. Weiter sagte Söder, Schwarz-Grün sei "ein gutes Modell für schöne Zeiten, aber für schwere Zeiten einfach nicht". Er glaube auch nicht, "dass die FDP noch in der Lage ist, dauerhaft ein stabiler Regierungspartner zu sein".

Innerhalb der Union wird im Zusammenhang mit Schwarz-Rot auf Hessen verwiesen. Dort wollen nach der Landtagswahl CDU und SPD eine Regierung bilden, nachdem die Konservativen zehn Jahre lang mit den Grünen zusammengearbeitet hatten. Von einer vorgezogenen Neuwahl könnte auch der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz profitieren, der dann mit großer Wahrscheinlichkeit als Kanzlerkandidat ins Rennen gehen würde.

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Vorgezogene Neuwahlen gab es in der Bundesrepublik in den Jahren 1972, 1982 und 2005. Die jeweiligen Kanzler Willy Brandt (SPD), Helmut Kohl (CDU) und Gerhard Schröder (SPD) wollten ihre Macht absichern und sorgten dafür, dass sie im Bundestag mit der Vertrauensfrage scheiterten. Sie erhielten nicht die notwendige Mehrheit im Parlament, der Bundespräsident kam jeweils der Bitte zur Auflösung des Bundestages nach.

Ampel-Koalition in der Krise: Am Dienstag spricht Bundeskanzler Olaf Scholz

Dieses Vorgehen sorgt regelmäßig für Debatten und Klagen vor dem Bundesverfassungsgericht. Kritiker warnen vor politischem Missbrauch und instabilen "Weimarer Verhältnissen" durch wiederholte Parlamentsauflösungen. Mit großer Spannung wird vor diesem Hintergrund die Regierungserklärung von Kanzler Scholz an diesem Dienstag im Bundestag erwartet. Der SPD-Politiker hat 25 Minuten Redezeit, um dem Wahlvolk die Haushaltslage zu erklären, es schließt sich eine zweistündige Debatte an.

Der FDP-Fraktionsvorsitzende Christian Dürr erklärte: "Wir befinden uns in einer herausfordernden Situation, aber wir sind weiterhin dabei, eine Trendwende in der Finanzpolitik herbeizuführen." Ob diese Wende der Ampel Stabilität verleiht, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Allein der koalitionsinterne Streit über die Energiepreisbremsen für Strom und Gas - die FDP will sie auslaufen lassen, die SPD wirbt dagegen für weitere Hilfen - birgt erhebliches Spaltungspotenzial.

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16 Kommentare
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  • Bongo am 29.11.2023 20:14 Uhr / Bewertung:

    Von der Kanzlerschaft ist er jedenfalls meilenweit entfernt. Erst muß er seine Lehre im Wirtschaftsministerium abschließen. Das Zwischenzeugnis schaut schon mal nicht gut aus.

  • Der wahre tscharlie am 28.11.2023 17:26 Uhr / Bewertung:

    Da Söder wieder.....Das Thema Neuwahlen sollte jetzt aber langsam durch sein, insbesonders deshalb, weil sich die AfD heute im Bundestag auch dafür ausgesprochen/gefordert hat. Insofern sind sich CSU und AfD - was dieses Thema betrifft - einig.

    Die Frage aber ist, welche Strategie verfolgt Söder da?
    Interessant wirds bei dem Termin, dem Söder so vorschwebt. Wird er jetzt zum "Schnäppchenjäger"? Neuwahlen und EU-Wahl an einem Tag?
    Denn wieder einmal wurde Manfred Weber zum EU-Spitzenkanditat gekührt. Denn so ein Debakel wie vor 5 J. ( huch, wo kommt plötzlich die v.d.Leyen her) wird es diesmal nicht geben.
    Da wäre es doch schön, für Söder jedenfalls, wenn Weber EU-Präsident würde und gleichzeitig bei Neuwahlen die CDU/CSU gewinnt. Waaaasss für ein Traum für Söder. Dass die AfD mit davon profitiert....geschenkt.

    Nur, was machen wir mit der v.d.Leyen? Die löst Jens Stoltenberg ab, denn da stehen auch Wahlen an. Jede*r bekommt seinen Wunschposten. "Wetten, dass"...Ironie aus.

  • Bongo am 28.11.2023 20:33 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Der wahre tscharlie

    Söder hat halt noch Träume! Deine Grünen haben ihre Träume vom Kanzleramt einfürallemal ausgeträumt!

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