Spektakulär, aber nervtötend: Wie München die Nerven der Anwohner strapaziert
München - Wer die "Servicekarte Baustellen" der Stadt öffnet, sieht sie übersät mit roten Punkten. Allein innerhalb des Altstadtrings zählt die Karte aktuell 868 Baustellen. Schwabing hat 416, rund um die Maxvorstadt sind es 309.
Zu den allerneusten gehört die Brienner Straße, wo seit Mittwoch im Kreuzungsbereich Oskar-von-Miller-Ring/Platz der Opfer des Nationalsozialismus "erhöhte Staugefahr" angekündigt ist, weil am Altstadt-Radlring (und Radschnellweg Richtung Garching) gewerkelt wird, in weiten Teilen geht es nur noch einspurig vorwärts.
Und was ist eigentlich der Stand bei den Dauerbaustellen in der City, wie am Sendlinger Tor, an der Ludwigsbrücke, am Bahnhofsplatz und am Altstadtring?
Baustellen in München: Sandlandschaft am Sendlinger Tor
Nicht pittoresk aber sehenswert ist gerade das Bauzaun-, Sand- und Erdhaufengewirr auf der Oberfläche am Sendlinger Tor, dem Tor zur Fußgängerzone in der Sendlinger Straße. Das Pflaster unter dem Tor und bis vor zum Kino und zur Sonnenstraße ist weggerissen. Sogar die Freischankfläche dahinter ist von Kieshaufen eingerahmt. Wer als Fußgänger aus der Sendlinger kommend Richtung Tram will, muss hier ziemlich slalomlaufen. Und auch die rotweißen Zäune entlang der Kreuzung Sonnen-/Lindwurmstraße sind nach wie vor da.
Die gute Nachricht: Nach inzwischen sechs langen Jahren, in denen die Stadtwerke den unterirdischen U-Bahnhof auf drei Ebenen modernisieren und ausbauen, soll im Untergrund alles "im Wesentlichen im Dezember 2023" fertig werden. Bis es an der Oberfläche richtig hübsch wird, braucht's aber noch Geduld.

In der "ersten Jahreshälfte 2024" wollen die SWM die Oberflächen, die wegen der unterirdischen Baustelle zerrupft worden sind, wiederherstellen. Und zeitgleich 2024 im Auftrag der Stadt auch die Platzfläche am Sendlinger Tor neugestalten. Dort sollen zusätzliche Bäume gepflanzt werden und auch Sitzgelegenheiten unter die Bäume kommen. Dazu entstehen Radwege in der Sonnen- und Lindwurmstraße.
Auf das Ende von Krach und Staub hier dürften sich sehr viele Münchner freuen. Es kreuzen sich sechs U-Bahn-, fünf Tram- und zwei Buslinien am Sendlinger Tor, täglich steigen eine Viertelmillion Fahrgäste ein-, aus- und um.
Spurengewirr auf dem Münchner Altstadtring-Deckel
Über fünf Jahre dauern nun schon die Sanierungsarbeiten im 600 Meter langen Altstadtringtunnel zwischen Altstadt und Lehel, jetzt ist das Ende in Sicht: "Noch im August 2023" wird die Nachrüstung der Sicherheitstechnik im Tunnel abgeschlossen, erklärt das Baureferat. Danach bauen Arbeiter auf der Oberfläche der Betriebsstation in der Von-der-Tann-Straße (Bereich Finanzgarten) noch neue Aufbauten auf die Lüftungseinführungen auf.
Viel Baustellengewirr ist seit Mai aber auch oberirdisch zu sehen, wo Tiefbauer mit der Neugestaltung des Tunneldeckels begonnen haben. Wo die Gabelsbergerstraße an der Markuskirche auf den gebogenen Oskar-von-Miller-Ring trifft, geht's für Autofahrer jeweils nur noch einspurig weiter, viele Fahrspuren sind aufgerissen, Sandhaufen, Zäune, Bagger, Markierungen bestimmen das Bild.

Der ganze Bereich bekommt viel Grün mit Stauden, Gräsern, neuen Bäumen, Brunnen, Sitzplätzen und Platz für Radler und Fußgänger, dafür fällt Platz für Autos weg.
Umgebaut wird in Teilabschnitten, es laufe "planmäßig", erklärt das Baureferat. Fertig sein soll alles bis Ende 2025, es braucht also Geduld.

Ludwigsbrücke: Es zieht sich noch länger
Zäune, Verschwenkungen, Fußgänger und Radler auf Behelfsbrücken, eine unterbrochene Tram – und viel Stau auf nur je einer Fahrspur: Es zieht sich noch mit der Sanierung der Ludwigsbrücke (die eigentlich aus zwei Brücken besteht), die die Innenstadt mit Au-Haidhausen verbindet.
Schon letztes Jahr hätte die Generalinstandsetzung fertig werden sollen, aber es dauert nun bis Herbst 2024, auch wegen Lieferengpässen bei Material und Baustoffen.

Gerade verlegen die Stadtwerke Fernkälteleitungen auf der Ludwigsbrücke. Danach wird die Fernwärme rückverlegt. Diese Arbeiten konnten erst nach der Brückensanierung starten, also später als geplant. Und in der Zweibrückenstraße wird gerade am Gleisbau für die Tram und am Straßenbau gewerkelt.
Dass all das sich länger hinzieht, als vorgesehen, liege auch daran, dass weiter Autos über die Brücke fahren müssen, Gleisbau und Leitungsverlegungen nur eingeschränkt parallel stattfinden können und der Wechsel der Baufelder immer wieder Verkehrsumlegungen nach sich zieht.

Seit dem Abriss der Empfangshalle am Hauptbahnhof: Durchschlängeln im Bahnhofsviertel
Vier Jahre sind ins Land gegangen, seit die Bahn die Empfangshalle des Hauptbahnhofs hat abreißen lassen. Der große Umbau wird auch noch locker 15 Jahre dauern, weil die Zweite Stammstrecke alles verzögert. Immerhin ist vor dem Megabauzaun am Bahnhofsplatz gerade alles recht übersichtlich aufgeräumt.

Das schaut am Eingang zur Schillerstraße anders aus. Die ist seit Mitte Mai komplett für den Autoverkehr gesperrt, nur Fußgänger und Einsatzfahrzeuge können sich durch einen schmalen Weg hineinschlängeln.
Rechts, am Eck Schiller-/Bayerstraße, brauchen Kräne & Co Platz für den Neubau des Büro- und Geschäftshauses "B.munich".

Gegenüber verengen Container die Schillerstraße, vermutlich fürs "Motel One"-Hotel, das dort gebaut werden soll. Weiter hinten wird zudem am Strom gearbeitet. Die Vollsperrung soll zwar nur bis Ende des Jahres bleiben. Kräne werden dort aber noch lange stehen.