Spektakulär, aber nervtötend: Wie München die Nerven der Anwohner strapaziert

Baustellen in München sind oft spektakuläre Hingucker. Aber sie nerven auch, wenn sie über Jahre lärmen, stauben und Stau verursachen. Wie lange dauert es also noch an den Dauerbaustellen in der City? Die AZ hat hingeschaut.
Irene Kleber |
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Von der Sendlinger Straße aus gesehen steht das Sendlinger Tor gerade zur Hälfte im Sand. Immerhin durch einen schmalen Weg zwischen Absperrungen kann man noch durchgehen.
Irene Kleber 9 Von der Sendlinger Straße aus gesehen steht das Sendlinger Tor gerade zur Hälfte im Sand. Immerhin durch einen schmalen Weg zwischen Absperrungen kann man noch durchgehen.
Recht eng ist es vorm Kino am Sendlinger Tor. Der Baum hat aber gerade ohne Asphaltdecke überm Wurzelwerk mehr Luft als sonst.
Irene Kleber 9 Recht eng ist es vorm Kino am Sendlinger Tor. Der Baum hat aber gerade ohne Asphaltdecke überm Wurzelwerk mehr Luft als sonst.
Wo die Gabelsbergerstraße an der Markuskirche auf den Oskar-von-Miller-Ring trifft, sind gerade nicht viele Fahrspuren übrig.
Irene Kleber 9 Wo die Gabelsbergerstraße an der Markuskirche auf den Oskar-von-Miller-Ring trifft, sind gerade nicht viele Fahrspuren übrig.
Und so soll es vor der Markuskirche 2025 aussehen.
kübertlandschaftsarchitektur 9 Und so soll es vor der Markuskirche 2025 aussehen.
Auch eng gerade: über dem Tunnel an der Von-der-Tann-Straße auf Höhe Ludwigstraße.
Irene Kleber 9 Auch eng gerade: über dem Tunnel an der Von-der-Tann-Straße auf Höhe Ludwigstraße.
Der Bahnhofsplatz mit Blick Richtung Schillerstraße – dort ist die Einfahrt für Autos gesperrt.
Irene Kleber 9 Der Bahnhofsplatz mit Blick Richtung Schillerstraße – dort ist die Einfahrt für Autos gesperrt.
Einspurig mit vielen Verschwenkungen: So schaut die Verkehrsführung an der Ludwigsbrücke aktuell aus.
Daniel von Loeper 9 Einspurig mit vielen Verschwenkungen: So schaut die Verkehrsführung an der Ludwigsbrücke aktuell aus.
Auch in der Zweibrückenstraße ein einziges Baustellen-Gewirr.
Daniel von Loeper 9 Auch in der Zweibrückenstraße ein einziges Baustellen-Gewirr.
Die Einfahrt zur Schillerstraße: Bis Jahresende bleibt die Straße hier gesperrt, hinein dürfen nur noch Fußgänger und Rettungsfahrzeuge.
Irene Kleber 9 Die Einfahrt zur Schillerstraße: Bis Jahresende bleibt die Straße hier gesperrt, hinein dürfen nur noch Fußgänger und Rettungsfahrzeuge.

München - Wer die "Servicekarte Baustellen" der Stadt öffnet, sieht sie übersät mit roten Punkten. Allein innerhalb des Altstadtrings zählt die Karte aktuell 868 Baustellen. Schwabing hat 416, rund um die Maxvorstadt sind es 309.

Zu den allerneusten gehört die Brienner Straße, wo seit Mittwoch im Kreuzungsbereich Oskar-von-Miller-Ring/Platz der Opfer des Nationalsozialismus "erhöhte Staugefahr" angekündigt ist, weil am Altstadt-Radlring (und Radschnellweg Richtung Garching) gewerkelt wird, in weiten Teilen geht es nur noch einspurig vorwärts.

Und was ist eigentlich der Stand bei den Dauerbaustellen in der City, wie am Sendlinger Tor, an der Ludwigsbrücke, am Bahnhofsplatz und am Altstadtring?

Baustellen in München: Sandlandschaft am Sendlinger Tor

Nicht pittoresk aber sehenswert ist gerade das Bauzaun-, Sand- und Erdhaufengewirr auf der Oberfläche am Sendlinger Tor, dem Tor zur Fußgängerzone in der Sendlinger Straße. Das Pflaster unter dem Tor und bis vor zum Kino und zur Sonnenstraße ist weggerissen. Sogar die Freischankfläche dahinter ist von Kieshaufen eingerahmt. Wer als Fußgänger aus der Sendlinger kommend Richtung Tram will, muss hier ziemlich slalomlaufen. Und auch die rotweißen Zäune entlang der Kreuzung Sonnen-/Lindwurmstraße sind nach wie vor da.

Die gute Nachricht: Nach inzwischen sechs langen Jahren, in denen die Stadtwerke den unterirdischen U-Bahnhof auf drei Ebenen modernisieren und ausbauen, soll im Untergrund alles "im Wesentlichen im Dezember 2023" fertig werden. Bis es an der Oberfläche richtig hübsch wird, braucht's aber noch Geduld.

Recht eng ist es vorm Kino am Sendlinger Tor. Der Baum hat aber gerade ohne Asphaltdecke überm Wurzelwerk mehr Luft als sonst.
Recht eng ist es vorm Kino am Sendlinger Tor. Der Baum hat aber gerade ohne Asphaltdecke überm Wurzelwerk mehr Luft als sonst. © Irene Kleber

In der "ersten Jahreshälfte 2024" wollen die SWM die Oberflächen, die wegen der unterirdischen Baustelle zerrupft worden sind, wiederherstellen. Und zeitgleich 2024 im Auftrag der Stadt auch die Platzfläche am Sendlinger Tor neugestalten. Dort sollen zusätzliche Bäume gepflanzt werden und auch Sitzgelegenheiten unter die Bäume kommen. Dazu entstehen Radwege in der Sonnen- und Lindwurmstraße.

Auf das Ende von Krach und Staub hier dürften sich sehr viele Münchner freuen. Es kreuzen sich sechs U-Bahn-, fünf Tram- und zwei Buslinien am Sendlinger Tor, täglich steigen eine Viertelmillion Fahrgäste ein-, aus- und um.

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Spurengewirr auf dem Münchner Altstadtring-Deckel

Über fünf Jahre dauern nun schon die Sanierungsarbeiten im 600 Meter langen Altstadtringtunnel zwischen Altstadt und Lehel, jetzt ist das Ende in Sicht: "Noch im August 2023" wird die Nachrüstung der Sicherheitstechnik im Tunnel abgeschlossen, erklärt das Baureferat. Danach bauen Arbeiter auf der Oberfläche der Betriebsstation in der Von-der-Tann-Straße (Bereich Finanzgarten) noch neue Aufbauten auf die Lüftungseinführungen auf.

Viel Baustellengewirr ist seit Mai aber auch oberirdisch zu sehen, wo Tiefbauer mit der Neugestaltung des Tunneldeckels begonnen haben. Wo die Gabelsbergerstraße an der Markuskirche auf den gebogenen Oskar-von-Miller-Ring trifft, geht's für Autofahrer jeweils nur noch einspurig weiter, viele Fahrspuren sind aufgerissen, Sandhaufen, Zäune, Bagger, Markierungen bestimmen das Bild.

Wo die Gabelsbergerstraße an der Markuskirche auf den Oskar-von-Miller-Ring trifft, sind gerade nicht viele Fahrspuren übrig.
Wo die Gabelsbergerstraße an der Markuskirche auf den Oskar-von-Miller-Ring trifft, sind gerade nicht viele Fahrspuren übrig. © Irene Kleber

Der ganze Bereich bekommt viel Grün mit Stauden, Gräsern, neuen Bäumen, Brunnen, Sitzplätzen und Platz für Radler und Fußgänger, dafür fällt Platz für Autos weg.

Umgebaut wird in Teilabschnitten, es laufe "planmäßig", erklärt das Baureferat. Fertig sein soll alles bis Ende 2025, es braucht also Geduld.

Und so soll es vor der Markuskirche 2025 aussehen.
Und so soll es vor der Markuskirche 2025 aussehen. © kübertlandschaftsarchitektur

Ludwigsbrücke: Es zieht sich noch länger

Zäune, Verschwenkungen, Fußgänger und Radler auf Behelfsbrücken, eine unterbrochene Tram – und viel Stau auf nur je einer Fahrspur: Es zieht sich noch mit der Sanierung der Ludwigsbrücke (die eigentlich aus zwei Brücken besteht), die die Innenstadt mit Au-Haidhausen verbindet.

Schon letztes Jahr hätte die Generalinstandsetzung fertig werden sollen, aber es dauert nun bis Herbst 2024, auch wegen Lieferengpässen bei Material und Baustoffen.

Einspurig mit vielen Verschwenkungen: So schaut die Verkehrsführung an der Ludwigsbrücke aktuell aus.
Einspurig mit vielen Verschwenkungen: So schaut die Verkehrsführung an der Ludwigsbrücke aktuell aus. © Daniel von Loeper

Gerade verlegen die Stadtwerke Fernkälteleitungen auf der Ludwigsbrücke. Danach wird die Fernwärme rückverlegt. Diese Arbeiten konnten erst nach der Brückensanierung starten, also später als geplant. Und in der Zweibrückenstraße wird gerade am Gleisbau für die Tram und am Straßenbau gewerkelt.

Dass all das sich länger hinzieht, als vorgesehen, liege auch daran, dass weiter Autos über die Brücke fahren müssen, Gleisbau und Leitungsverlegungen nur eingeschränkt parallel stattfinden können und der Wechsel der Baufelder immer wieder Verkehrsumlegungen nach sich zieht.

Auch in der Zweibrückenstraße ein einziges Baustellen-Gewirr.
Auch in der Zweibrückenstraße ein einziges Baustellen-Gewirr. © Daniel von Loeper

Seit dem Abriss der Empfangshalle am Hauptbahnhof: Durchschlängeln im Bahnhofsviertel

Vier Jahre sind ins Land gegangen, seit die Bahn die Empfangshalle des Hauptbahnhofs hat abreißen lassen. Der große Umbau wird auch noch locker 15 Jahre dauern, weil die Zweite Stammstrecke alles verzögert. Immerhin ist vor dem Megabauzaun am Bahnhofsplatz gerade alles recht übersichtlich aufgeräumt.

Der Bahnhofsplatz mit Blick Richtung Schillerstraße – dort ist die Einfahrt für Autos gesperrt.
Der Bahnhofsplatz mit Blick Richtung Schillerstraße – dort ist die Einfahrt für Autos gesperrt. © Irene Kleber

Das schaut am Eingang zur Schillerstraße anders aus. Die ist seit Mitte Mai komplett für den Autoverkehr gesperrt, nur Fußgänger und Einsatzfahrzeuge können sich durch einen schmalen Weg hineinschlängeln.

Rechts, am Eck Schiller-/Bayerstraße, brauchen Kräne & Co Platz für den Neubau des Büro- und Geschäftshauses "B.munich".

Die Einfahrt zur Schillerstraße: Bis Jahresende bleibt die Straße hier gesperrt, hinein dürfen nur noch Fußgänger und Rettungsfahrzeuge.
Die Einfahrt zur Schillerstraße: Bis Jahresende bleibt die Straße hier gesperrt, hinein dürfen nur noch Fußgänger und Rettungsfahrzeuge. © Irene Kleber

Gegenüber verengen Container die Schillerstraße, vermutlich fürs "Motel One"-Hotel, das dort gebaut werden soll. Weiter hinten wird zudem am Strom gearbeitet. Die Vollsperrung soll zwar nur bis Ende des Jahres bleiben. Kräne werden dort aber noch lange stehen.

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23 Kommentare
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  • Gelegenheitsleserin am 21.08.2023 11:52 Uhr / Bewertung:

    Natürlich sind diese Baustellen sehr ärgerlich, aber fast alle der genannten Arbeiten sind wirklich nötig. Und da sie sehr umfangreich sind, dauert sie lange, manchmal länger als geplant - aber die Gründe sind für mich meist nachvollziehbar.
    Mich würde interessieren, wer von den Nörglern und Kritikern hier tatsächlich so sachverständig und kompetent und informiert ist, dass er ehrlich beurteilen kann, dass die Verzögerungen leicht vermeidbar wären.

  • doket am 21.08.2023 11:33 Uhr / Bewertung:

    Man muss sich mal die Arbeitsräume anschauen, die für die Arbeiter überhaupt übrig bleiben. Damit der Autoverkehr weiter fließen kann und Fuß- und Radverkehr noch durchpassen, arbeiten die auf Minimalstflächen. Einen große Teil der Arbeitsszeit sind die damit beschäftigt die Absperrungen anzupassen. Gleichzeitig sollen die sauber und schnell arbeiten. Wie soll das gehen?

  • Gscheidhaferl68 am 21.08.2023 10:03 Uhr / Bewertung:

    Das wird noch viele Jahre so weitergehen und ist auch gewollt. Die Bürger haben sich für Stillstand entschieden, 1,5 Mrd für Radlentscheid und Radl-Isarbrücke statt Sozialwohnungsbau. Lastenrad vollelektrisch ist der neue Porsche. Das hängt alle ab, die nicht radeln können wg. Alter oder körperl Einschränkungen. Eine bittere Klientelpolitik für die Eliten,die in teuren Innenstadtwohnungen leben und ihre hochbezahlten Innenstadtjobs störungsfrei in 5 minuten mit dem Rad erreichen wollen (SUV in der Garage wenns regnet oder schneit). Das ist nicht mehr mein München

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