SPD kritisiert nachhaltiges Bahnhofsgebäude in Haar: "Es ist ein Klotz!"

In Haar ist neben den Gleisen ein neues Häuschen mit Kiosk und Sitzplätzen eröffnet worden – komplett aus Holz. Deutsche Bahn und CSU schwärmen, doch es gibt auch Kritik.
Maximilian Neumair |
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Das neue Holzbahnhofgebäude in Haar am Bahnhofsplatz hat eine rote Lärchenholzverkleidung und ein großes Bullauge auf der Ostseite. Hier können Fahrgäste künftig bei einem Kiosk einkaufen und auf die Züge warten.
Das neue Holzbahnhofgebäude in Haar am Bahnhofsplatz hat eine rote Lärchenholzverkleidung und ein großes Bullauge auf der Ostseite. Hier können Fahrgäste künftig bei einem Kiosk einkaufen und auf die Züge warten. © Hannes Magerstädt

Haar – Wer von der S-Bahn-Station die Treppen Richtung Bahnhofsplatz hochgeht, dem sticht schon seit mehreren Monaten ein tiefroter Tetrisblock mit einem großen, kreisförmigen Fenster aus Glas ins Auge. Dabei handelt es sich um das neue Bahnhofsgebäude der Deutschen Bahn (DB) inklusive Kiosk, das am Montag in Haar eröffnet worden ist. Die Besonderheit: Es ist komplett aus Holz gebaut – Fichte als Baustoff und Lärche als Fassade.

"Mit unserem kleinen grünen Bahnhof in Haar tun wir nicht nur etwas fürs Klima. Wir verbessern mit dem ansprechenden Wartebereich und einem Shop auch die Qualität für die rund 10.000 täglichen Fahrgäste", verkündet Mareike Schoppe, Bahnhofsmanagerin der DB Infrago. Der Wartebereich besteht aus einer langen Holzbank mit Blick auf die Gleise durch das große Glasbullauge. Der Shop verkauft kleine Snacks, etwa Pringles-Chips für 4,29 Euro oder Studentenfutter für 3,99 Euro.

Deftige Preise, die klar über dem Durchschnitt liegen – anders als die Kosten für das Gebäude selbst. "Die Idee ist, mit einfachen Mitteln ein Gebäude zu machen, das nicht teurer als ein herkömmliches ist", sagt Architekt Philipp Luy. Die DB und der Freistaat Bayern steckten 1,6 Millionen Euro in das hölzerne Bahnhofsgebäude.

V. l.: Maximilian Böltl (CSU), Alexander Bonfig, Mareike Schoppe (DB) , Andreas Bukowski (CSU) und Claudia Köhler (Grüne) bei der Eröffnung.
V. l.: Maximilian Böltl (CSU), Alexander Bonfig, Mareike Schoppe (DB) , Andreas Bukowski (CSU) und Claudia Köhler (Grüne) bei der Eröffnung. © Hannes Magerstädt

50 Prozent mehr CO2 beim Bau verursacht

Dafür konnte aber wesentlich schneller und nachhaltiger gebaut werden: Normalerweise hätte ein solches Projekt etwa sechs Monate länger gedauert und 50 Prozent mehr CO2 verursacht, sagt Luy. Durch die Holzmodulbauweise, bei der viele der Teile bereits vorgefertigt sind, stand der Rohbau innerhalb von eineinhalb Wochen, erzählt der Architekt stolz. Insgesamt musste mehr als ein Jahr an dem Gebäude getüftelt werden bis zur Eröffnungsreife. Es ist in Bayern das zweite Bahnhofsgebäude der DB komplett aus Holz, das mit dieser Bauweise gefertigt wurde – "so können in den nächsten Jahrzehnten viele weitere kleine grüne Stationen entstehen", teilt die DB mit.

Außerdem soll das Holzhäuschen auch im Betrieb Kosten und CO2 einsparen, mit Hilfe von Wärmepumpen und künftig auch einer Photovoltaikanlage. Durch die turmhohe Wartehalle wird es außerdem natürlich belüftet.

SPD: "Das Gebäude ist ein Klotz!"

Haars Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU) ist begeistert von der grünen Bauweise – und auch vom Aussehen: "Das Bullauge ist ein echter Hingucker, das Gebäude sieht aus wie eine alte Lokomotive." Er findet gut, dass es heraussteche, weil es so den Blick aufs nachhaltige Bauen lenke.

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Die SPD-Fraktion im Gemeinderat findet hingegen, das Gebäude sei ein "städtebaulicher Fremdkörper im Ortskern". Raul Würfl, Vorsitzender der SPD Haar, sagt im Gespräch mit der AZ: "Es ist ein Klotz!". Außerdem werden so die Pläne für den Busbahnhof durchkreuzt – dort, wo jetzt der Kiosk steht, sollten die Menschen eigentlich durchlaufen. Zusammen mit den Grünen stimmten sie mit einer knappen Mehrheit gegen das Projekt – trotzdem wurde es von der DB umgesetzt. Denn der Gemeinderat hat keine zwingende Mitsprache.

Bukowski kann die Kritik nicht verstehen. Der alte Kiosk sei wirklich "schmuddelig" gewesen und nicht "schön anzuschauen". Er sagt der AZ: "Sie können von den Bürgerinnen  und Bürgern fragen, wen sie wollen: Wollt ihr es so wie früher oder jetzt? Dann sagt jeder, das ist jetzt sauber, ordentlich und aufgeräumt."

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9 Kommentare
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  • Gelegenheitsleserin am 11.07.2024 10:43 Uhr / Bewertung:

    Liebe Az,
    die Zwischenüberschrift "50 Prozent mehr CO2 beim Bau verursacht" ist allerdings sehr missverständlich oder eigentlich sogar falsch - denn der Bau hat eben dieses Mehr an CO2 gerade NICHT verursacht (wie dem Text zu entnehmen ist).

  • Kangaroo am 10.07.2024 09:43 Uhr / Bewertung:

    Vielleicht ärgert er sich, daß er bei der Eröffnung nicht auf dem Foto war.

  • Zwiderwurzn am 10.07.2024 08:27 Uhr / Bewertung:

    So ein "Bahnhofsnebengebäude" wurde vor Jahren auch ganz modern am Bahnhof Neubiberg errichtet und euphorisch beworben. Und dann steht es viele Jahre leer.....

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