So könnte München in 20 Jahren aussehen: U-Bahn-Ausbau, Grünflächen und Verkehrsziele

Das Planungsreferathat einen Stadtentwicklungsplan vorgelegt. CSU und FDP lehnen ihn ab: Sie fürchten zu wenig Platz für Pkw und Parkplätze.
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Die Weißenburger Straße in Haidhausen wurde im August zur Fußgängerzone. Das schmeckt nicht allen Fraktionen im Stadtrat.
Die Weißenburger Straße in Haidhausen wurde im August zur Fußgängerzone. Das schmeckt nicht allen Fraktionen im Stadtrat. © imago

München – Wie würde München aussehen, wenn alle Beschlüsse, die der Stadtrat getroffen, und alle Ziele, zu denen er sich bekannt hat, Realität würden? Wie könnte dann die Stadt in 20 oder 30 Jahren aussehen?

Einen Überblick darüber soll der neue Stadtentwicklungsplan geben (AZ berichtete). Man kann ihn sich online auf der Internetseite der Stadt ansehen, darin herumscrollen, in Quartiere hineinzoomen, bestimmte Themen auswählen, die einen besonders interessieren - Mobilität, Wohnungsbau, die Freiräume. Es gibt sogar extra Karten, die zeigen, wo München zu heiß ist.

"Vieles ist nicht realisierbar"

Das Planungsreferat hat diesen Plan in jahrelanger Arbeit erstellt. Und dass das eine Leistung gewesen ist, haben am Mittwoch alle Stadtratsfraktionen gewürdigt. Trotzdem lehnte die Opposition den Plan größtenteils ab. "Wir halten vieles nicht realisierbar", sagte Heike Kainz von der CSU. Außerdem widerspreche vieles den Grundsatzentscheidungen ihrer Fraktion. Etwa zum Thema Verkehr.

Zum Beispiel steht in dem neuen Stadtentwicklungsplan: "Durch den Wegfall von Autospuren und Parkplätzen entstehen neue Freiräume, die zu einer lebensfreundlichen Umwelt beitragen." Gute Mobiliätskonzepte in den Quartieren sollen das "eigene Auto verzichtbar" machen. Und: Ziel sei, dass bis 2025 mindestens 80 Prozent des Verkehrs mit dem ÖPNV, zu Fuß, auf dem Fahrrad oder mit abgasfreien Kraftfahrzeugen abgewickelt werden sollen.

Für völlig unrealistisch hält das nicht nur die CSUlerin Kainz, sondern auch Tobias Ruff von der ÖDP. Den FDPler Jörg Hoffmann störte ebenfalls, dass "der ganze Individualverkehr raus aus der Stadt soll", wie er sagte.

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Und auch beim ÖPNV-Ausbau gab es Zweifel, ob die Projekte, die der Stadtentwicklungsplan zeigt, wirklich in den nächsten 20 Jahren umgesetzt werden. Zum Beispiel ist in dem Plan eine Verlängerung der U4 Richtung Osten und Norden einzeichnet. Unter der Isar und dem Englischen Garten müsste die Linie gebaut werden.

Auch eine Verlängerung der U3, der U6 und der U5 Richtung Freiham ist enthalten - ebenso wie die neue Linie U9, die die Stammstrecke entlasten soll.

ÖDP: "Wir stehen vor einer katastrophalen Finanzentwicklung"

Die beiden letzten Projekte sind wohl noch die konkretesten. Immerhin baut die Stadt schon an einer U-Bahn Richtung Pasing, eine Verlängerung nach Freiham ist geplant. Und für die U9 hat der Stadtrat Beschlüsse gefasst, auch Bohrungen wurden gestartet.

Doch: "Wir stehen vor einer katastrophalen Finanzentwicklung", sagte Tobias Ruff (ÖDP). Er prophezeite, dass sich die Stadt weder die Verlängerung der U5 noch die U9 leisten kann.

Schließlich debattiere der Stadtrat gerade ständig, bei welchen Projekten er kürzen kann. Sogar beim Schulbau würden Projekte geschoben. Doch ohne ÖPNV und ohne Schulen kann es aus seiner Sicht keine neuen Siedlungen geben. "Wir brauchen einen Wachstumsstopp", forderte Ruff.

Auch die CSUlerin Heike Kainz stellte die Erweiterung von Freiham in Frage: "Wir wissen nicht, wann die U-Bahn kommt. Aber dort werden sich nicht 30.000 Menschen nur mit dem Rad fortbewegen."

"Was für ein Widerspruch!" 

Was die ÖDP noch störte: Wer sich den Plan genauer anschaut, stellt fest: Es geht gar nicht, alles zu realisieren. Oftmals sind dort Grünflächen eingezeichnet, wo es gleichzeitig eine neue Siedlung geben könnte - etwa in Solln an der Muttenthalerstraße. "Was für ein Widerspruch!", sagte Ruff.

SPDlerin Simone Burger klärte auf, dass es gar nicht das Ziel des Stadtentwicklungsplans sei, alle Konflikte (etwa Grün oder Wohnungsbau) auszuräumen, sondern sichtbar zu machen. Aufgabe des Stadtrats sei, abzuwägen und ein Gleichgewicht zu schaffen. Vielleicht lohnt es sich also, vor der nächsten Kommunalwahl noch mal einen Blick hineinzuwerfen.

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53 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Grafiker am 22.09.2024 16:04 Uhr / Bewertung:

    Zu 80% öffentlich fahren? Wenn der öffentliche Nahverkehr nicht deutlich zuverlässiger wird und nicht immer überfüllt ist und die Preise nicht ständig ins unerlässliche gehen, sollten die Öffentlichen glücklich sein, dass sie nicht auf 10% Rutschen. Wie beim E Auto, erst sinnlos investieren und danach kapieren, dass alles umsonst war. Das ist nicht Sim City sondern die Realität und davon scheint ja die ganze Politik geblendet zu sein.

  • kartoffelsalat am 23.09.2024 06:39 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Grafiker

    Was jetzt? Investieren oder nicht?

    80% Umweltverbund im Übrigen.

  • SowasSowas am 22.09.2024 10:03 Uhr / Bewertung:

    Wenn die Stadt konsequent Geschwindigkeitsmessungen, Strafzettel und Abschleppen würde, wären viele Einnahmen da, denn das ist eine Gelddruckmaschine. Denn die Autofahrer die sich nicht an die StVO halten ist da.

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