"So ein Juwel": Kreativwerkstatt im ehemaligen Tretter-Quartier

6.000 Quadratmeter für die Kreativwirtschaft: Im ehemaligen Tretter-Quartier in der Ridlerstraße beziehen Künstler, Start-ups und Handwerker für mehr als ein Jahr zwei Häuser.
Eva von Steinburg
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Viel los bei der Eröffnung.
Nina Aeberhard/Kontrapunkt 4 Viel los bei der Eröffnung.
Hier kann man auch mal am Boden sitzen.
Mucbook 4 Hier kann man auch mal am Boden sitzen.
Das ist kein Teil einer sehr feinen Wohnung - sondern ein Arbeitsplatz im zwischengenutzten alten Tretter-Gebäude.
Mucbook, Eva von Steinburg 4 Das ist kein Teil einer sehr feinen Wohnung - sondern ein Arbeitsplatz im zwischengenutzten alten Tretter-Gebäude.
Weitläufig: Hier ist Platz für kreative Gedanken.
Mucbook 4 Weitläufig: Hier ist Platz für kreative Gedanken.

München - Tretter, Schuhe für München - dieser Slogan steht noch auf dem Schild im Hof. Hier war die Warenannahme. Die Tretter-Verwaltung residierte im dritten Stock.

Tretter Schuhe hat die Ridlerstraße 13 bis 15 im Westend verlassen - sehr zur Freude der Kreativwirtschaft in der Stadt. Denn das zusammengestückelte Gebäude aus den 50er und 60er Jahren wird jetzt zwischengenutzt: Das alte Schuh-Lager, die Sitzecken in den Küchen, die Besprechungsräume und Büros bevölkern inzwischen junge Kreative.

Kreislaufwirtschaft: alles bekommt neues Leben

Nicht nur die Schreibtische, auch das Besteck und die Gläser in der Kaffeeküche der Tretter-Mitarbeiter werden im Sinne der Kreislaufwirtschaft von ihnen weiterbenutzt. "Alles ist da", sagt eine junge Künstlerin erfreut. Auch etwas Schaufenster-Deko, wie zum Beispiel Engelsflügel, sind unter den Requisiten der Schuhladen-Kette.

Tretter, treten, Kick-off

In München, der Stadt ohne Platz, hat Grundstückeigentümer Eurytos zwei Ex-Tretter-Gebäude dem Mucbook-Clubhaus zur Zwischennutzung überlassen. Unter dem Namen "Kickoff" stehen 6.000 Quadratmeter bis Ende 2023 Start-ups, Kreativen, Künstlern und Handwerkern zur Verfügung. "Der Name Kickoff passt, weil wir Stadtpionieren helfen, ihr Projekt auf die Startrampe zu legen. Der Firmenname Tretter hat mit treten zu tun, jetzt mit dem Kick, etwas loszutreten", erklärt Mucbook-Gründer Marco Eisenack.

Platz zum Austoben: Einige wenige Räume sind noch frei

Mit seinem Team vermietet er im Erdgeschoss und in der zweiten und dritten Etage Ateliers, Büroplätze und Werkstätten an Münchner Bildhauer, Drehbuchschreiberinnen, mehrere Schreiner und andere Holzhandwerker. Einige wenige Räume sind noch frei.

Unter dem Namen "Gabi 3" nutzen junge Münchner Künstler die gesamte erste Etage. Die großzügigen 1.200 Quadratmeter werden vom Münchner Projekt Imal (International Munich Art Lab) bespielt, das jungen Kreativen und Kollektiven kostenfrei Raum anbietet. Gerade war Eröffnung.

Junge Kunstschaffende in der "Gabi 3"

Grafiker Manuel Lorenz, Dozent für Druck und Gestaltung an der Deutschen Journalistenschule, arbeitet hier: "Früher war ich an der Uni. Ich bin heilfroh, dass ich mich jetzt wunderbar austoben kann. Ich weiß kaum wohin mit meiner Freude. Der Ort ist so ein Juwel", sagt der 30-Jährige.

Atelier-Nachbarin Helena Detsch widmet sich hier der Ölmalerei. Sie meint: "Ich habe neue Leute kennengelernt. Der Austausch untereinander ist toll. Zum ersten Mal werde ich Platz haben, um einen Workshop zu geben, selber eine Ausstellung zu machen oder eine zu kuratieren."

Für jeden was dabei: Büroräume und Werkstätten

Die vier Etagen in den zwei Ex-Tretter-Gebäuden, die aneinanderkleben, haben unterschiedliche Atmosphären: Zweiter und dritter Stock sind Büroarbeitsplätze, teils mit Teppichböden, modernem Glasdach und einer Dachterrasse. Freiberufler, darunter Architektinnen, Coachs oder Filmleute haben sich hier eingemietet.

Der untere Bereich: Das Erdgeschoss und der erste Stock haben einen altmodischen Gewerbe-Flair. Die Lampen sind nicht so hell, der Boden ist aus Beton oder PVC. "Alles ist unperfekt, ein bisschen wahllos, rustikal und unverblümt", das mag ich, erklärt Mucbook-Mitarbeiterin Julia Prantl.

Projekte für Jung und Alt

Das Münchner Imal-Projekt im ersten Stock macht vor, wie sich der neue Hafen für Kreative zur Stadt und zum Viertel hin öffnet. Imal-Künstler Michael Rösch hat in Sendling Alt und Jung zusammengebracht: Acht Damen vom Alten- und Service-Zentrum (ASZ) Westpark und 25 Sechstklässler der Mittelschule Fernpaßstraße in Untersendling haben zusammen Linolschnitte und Faltbilder gestaltet - um eine Fassade des ASZ zu erneuern. Rösch: "Das war ein Geben und Nehmen. Der junge Impuls hat den Seniorinnen gutgetan. Die Damen waren happy und haben sich bedankt. Sie wollen sich jetzt mit der Jugend zum Schach treffen."

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Warum passiert so etwas nicht öfter?, fragt Künstler Michael Rösch. Der Raum dafür ist jedenfalls da. Kollektive und junge Kreative, die Interesse daran haben, in der Gabi 3 Räume für einen Workshop oder eine Ausstellung zu reservieren, schreiben eine Mail an: gabriele@gabriele-space.de

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