"Scippatori" geschnappt: Münchner Polizei mit Teilerfolg im Kampf gegen Luxusuhrendiebe aus Süditalien
München - Hier sind ziemlich viele, ziemlich reiche Menschen unterwegs, die das auch gerne zeigen. Es ist also nur logisch, dass neben anderen europäischen Metropolen und Touristen-Hotspots auch München ein Ziel der sogenannten "Scippatori" ist.
Die Superreichen, respektive deren unfassbar teuren Uhren an ihren Handgelenken, sind das Ziel dieser Diebe aus dem Raum Neapel in Süditalien.
Rolex "nur zur Not": Was italienische Luxusuhren-Diebe in München suchen
Eine Rolex klauen sie "nur zur Not", wie es Stefan Grube, der Leiter des Kommissariats 21 der Münchner Polizei am Montag formulierte. Es sind vor allem auffällige Uhren aus dem oberen Luxussegment der Marken "Patek Philippe" oder "Richard Mille", auf die die Diebe es abgesehen haben. Auch einfacher zu öffnende Armbänder aus Kautschuk werden von ihnen offenbar bevorzugt ins Visier genommen. Seit 2021 haben solche Uhrendiebe in München 18 Mal zugeschlagen und Luxusuhren im Einkaufswert von rund 1,5 Millionen Euro erbeutet.

Es war aus Sicht der Polizei ein erfreulicher Grund, warum sie am Montag ausführlich zu diesem Phänomen informierte. Vier Räuber hat sie nämlich beim Versuch eines solchen Raubs am vergangenen Donnerstagnachmittag geschnappt. Die wollten einem 54-Jährigen aus dem Landkreis, der gerade in der Klenzestraße sein graues Ferrari-Cabrio parken wollte, die Uhr klauen. Ein Diebes-Duo auf einem Roller hat die Chance gewittert, der Mitfahrer ist kurz ausgestiegen und hat dem Mann die Patek Philippe Automat (Einkaufswert zwischen 60- und 80.000 Euro) vom Handgelenk gerissen.
Patek Philippe vom Handgelenk geklaut: Polizei München schnappt vier italienische Uhrendiebe
Der Bestohlene alarmierte die Polizei, die sofort eine Großfahndung startete. Die Diebe waren inzwischen auf ein Auto umgestiegen, das zwei ihrer Komplizen fuhren. Einer ersten Kontrolle wollten sie ausweichen, in der Schäftlarnstraße hat sie aber die Polizei geschnappt.
Die Luxusuhr hatten sie da aber schon versucht loszuwerden, nämlich als sie über die Brudermühlbrücke fuhren. Sie haben die Uhr in einem Beutel verpackt aus dem Fenster geworfen. Die Uhr sei "im Uferbereich" der Isar gelandet, so Stefan Grube. Eine Zeugin habe sie da direkt gefunden und gesichert, bis die Polizei sie abholte.
Die vier Diebe sitzen in Untersuchungshaft und haben laut Juliane Grotz von der Staatsanwaltschaft I noch nicht ausgesagt. Sie werden sich wegen gemeinschaftlich begangenem schweren Raub vor Gericht verantworten müssen. Nach dem jetzigen Stand der Ermittlungen erwarte die Staatsanwaltschaft für die Räuber eine Freiheitsstrafe von mehr als vier Jahren, so Grotz.
Ab ins Gefängnis? Diese Strafe erwartet die italienischen Luxusuhren-Diebe
In ähnlichen Fällen wurden bisher fünf Täter verurteilt. Sie erhielten Freiheitsstrafen zwischen zwei Jahren und elf Monaten und drei Jahren und acht Monaten.
Die Münchner Polizei setzt bei diesem Phänomen auch auf internationale Zusammenarbeit: Bei einem sogenannten "Action Day" im vergangenen März in Neapel haben Polizeikräfte aus Italien, Frankreich, Österreich, Spanien und Deutschland versucht, insgesamt 15 Haftbefehle zu vollstrecken.
Dies sei zum Großteil gelungen. "So werden regelmäßig Täter identifiziert", so Grube. Ein Großteil der erbeuteten Uhren verschwindet laut Polizei. Nur selten tauchen Exemplare auf, die ein nichts ahnender Käufer dann zum Beispiel in einem Uhrenladen zum Service bringt.
Polizeisprecher Andreas Franken rät Trägern solcher Luxusuhren, mit einem Bewusstsein dafür unterwegs zu sein, "etwas sehr Hochwertiges am Handgelenk zu haben.
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