Schockanrufe in München: 4,5 Millionen Schaden

Organisierte Banden machen ein Vermögen, in dem sie Menschen am Telefon einreden, ihre Verwandten hätten Verkehrsunfälle mit Todesopfern verschuldet.
Ralph Hub
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In München werden immer mehr Senioren Opfer einer fiesen Betrugsmasche.
In München werden immer mehr Senioren Opfer einer fiesen Betrugsmasche. © dpa

München - Die Zahlen explodieren regelrecht. Der Gesamtschaden hat sich nach Angaben des Polizeipräsidiums innerhalb nur eines Jahres nahezu verzwanzigfacht. Waren es im vergangenen Jahr noch rund eine Viertel Million Euro, die Trickbetrüger mit Schockanrufen in München erbeuteten, sind es im laufenden Jahr bereits rund 4,5 Millionen.

Welle von Schockanrufen in München: Täter sind immer besser organisiert

München erlebt derzeit eine regelrechte Schockanruf-Welle. Die Fahnder stellen fest, dass die Täter immer besser organisiert sind. Die Beute geht durch immer mehr Hände, wird innerhalb kürzester Zeit verschoben, ins Ausland geschafft und dort gewaschen. "Es wird immer schwerer, diese Geldströme nachzuvollziehen", heißt es im Präsidium.

Die Banden sitzen in Osteuropa, vor allem in Polen. Die Abholer reisen in Deutschland ein, fahren durchs ganze Land von einer Stadt zur nächsten. Oft sind es mehrere Abholer, die gleichzeitig losgeschickt werden. Sie übergeben die Beute an verschiedene Mittelsmänner, die sich dann ins benachbarte Ausland absetzen. Oft dauert es nur Stunden, Geld und Gold außer Landes zu schaffen.

Fiese Masche: So funktioniert der Trick mit Schockanrufen

Die Männer und Frauen in den Callcentern arbeiten immer mit derselben Masche, die von Fall zu Fall leicht variiert: Ein Mann oder eine Frau am Telefon weint, schluchzt herzzerreißend und gibt sich als Sohn, Tochter, Enkel, Neffe oder Nichte aus. Sie hätten einen schweren Verkehrsunfall verursacht, behaupten sie. Dabei sei jemand ums Leben gekommen. Oft wird behauptet, eine schwangere Frau oder eine junge Mutter mit ihrem Kind seien überfahren worden. Die Opfer seien tot oder lägen in einer Klinik im Sterben.

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"Den Opfern solcher Anrufe bleibt in dieser Situation kaum eine Chance, vernünftig nachzudenken, einen klaren Gedanken zu fassen und die Masche rechtzeitig zu durchschauen", sagt Hans-Peter Chloupek, Leiter der AG Phänomene. Es geht immer um einen nahen Verwandten in einer schlimmen Notlage, dem die Opfer natürlich unbedingt helfen wollen. Dafür sind sie bereit, ihre gesamten Ersparnisse zu opfern.

Weitere Trickbetrüger geben sich als Polizist oder Staatsanwalt aus. Sie bieten einen Deal an, dem die Opfer sofort zustimmen müssen, andernfalls würde das Angebot verfallen. Damit der Angehörige nicht im Gefängnis lande, sollen sie eine Kaution bezahlen. Die Gauner fordern Hunderttausende von Euro, je nachdem wie viel Geld die Opfer haben.

Seniorin aus Feldkirchen verliert 400.000 Euro

Eine 84-Jährige aus Feldkirchen räumte Ende November nach einem Schockanruf ihr Bankschließfach leer. Sieben Kilo Gold im Wert von rund 400.000 Euro übergab sie später an der Haustür einem völlig fremden Menschen. Das Gold ist spurlos verschwunden (AZ berichtete).

Der AG Phänomene ist es jetzt in Zusammenarbeit mit dem Polizeipräsidium Oberfranken gelungen, einen 45-jährigen Polen nahe Bamberg festzunehmen. Er und zwei Komplizen sollen von Februar bis November 15 zumeist ältere Menschen in Bayern ausgenommen haben. Schaden: 1,2 Millionen Euro.

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3 Kommentare
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  • Knoedel am 02.12.2022 05:32 Uhr / Bewertung:

    Da hilft zur Abschreckung 20 Jahre Knast oder mehr.

  • Mallory am 02.12.2022 10:18 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Knoedel

    Da helfen zur Abschreckung auch keine 300 Jahre Knast. Den älteren Leuten muss einfach permanent weiterhin eingetrichtert werden, dass KEIN Staatsanwalt oder Polizist bei einem Verwandten anruft und irgendwelche Deals vorschlägt. Vielleicht sollten flächendeckend für Senioren Aufklärungs-Kurse angeboten werden, bei denen solche Anrufszenarien durchgespielt werden.

  • Major Schloch am 01.12.2022 22:13 Uhr / Bewertung:

    Bei uns ruft der Opa an und zieht die Marie

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