"Schiefgelaufen": Kritik an Einsatztaktik der Polizei München bei Dragqueen-Lesung in Stadtbibliothek

Der Polizeieinsatz bei der Dragqueen-Lesung in der Stadtbibliothek in München hat viele Fragen zur Einsatztaktik aufgeworfen. Wie konnten rechte Aktivisten fast die Lesung stören? Nun hat das Innenministerium dazu einige Fragen beantwortet und findet: Die Polizei hat alles richtig gemacht.
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Viel Presse, viel Polizei, viel Absperrband: An eine unbeschwerte Lesung der Dragqueens war im Juni nicht zu denken.
Viel Presse, viel Polizei, viel Absperrband: An eine unbeschwerte Lesung der Dragqueens war im Juni nicht zu denken. © Jan Krattiger

München - Wie kann es sein, dass Mitglieder der rechtsextremen "Identitären Bewegung" an der Polizei vorbei in ein Gebäude eindringen konnten? Die sieben Personen hatten im Juni versucht, die Drag-Lesung in der Stadtbibliothek in Bogenhausen zu stören und wurden schlussendlich nur von aufmerksamen Bibliotheksmitarbeitern daran gehindert.

Ob bei der Einsatzplanung der Polizei für diese hochemotional diskutierte Veranstaltung alles richtig gelaufen ist, darüber ist im Nachhinein eine Debatte entbrannt. Der Landtagsabgeordnete Florian Ritter (SPD) hatte dazu eine Anfrage ans zuständige Innenministerium gestellt.

"Identitäre Bewegung" stört Dragqueen-Lesung in München: Polizei will nichts falsch gemacht haben

Die Antworten auf die detaillierten Fragen sind nun da und liegen der AZ vor. Was das Innenministerium zum Polizeieinsatz mitteilt, ist interessant. Obwohl man bei Polizei und Ministerium offensichtlich der Meinung ist, nichts falsch gemacht zu haben.

So bejaht das Innenministerium die Frage, ob man mit Störaktionen gerechnet und das im Vorfeld als mögliches Risiko eingeplant habe. "Diesbezüglich fand im Vorfeld eine polizeiliche Ortsbegehung der Stadtbibliothek statt, um mögliche Gefahrenquellen feststellen zu können", heißt es.

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Polizei München betrachtete Hintereingang zur Stadtbibliothek nicht als Risiko

Offensichtlich betrachtete man bei der Polizei den Hintereingang – durch den die Aktivisten letztlich eindringen konnten – nicht als Risiko. Denn dieser war nicht bewacht. Die Begründung: "Da kein direkter Zugang zur Bibliothek bestand, waren keine Kräfte zur Absicherung dieses konkreten Eingangs zur Volkshochschule erforderlich."

Allerdings war es möglich, über den Hintereingang zur Volkshochschule zu gelangen und über diese in den gemeinsamen Eingangsbereich mit der Bibliothek zu kommen. Außerdem war der Polizei nach Angaben des Innenministeriums bekannt, dass vor der Lesung zwei Mitglieder der "Identitären" die Örtlichkeiten ausgekundschaftet hatten.

Florian Ritter (SPD) kritisiert Münchner Polizei nach Dragqueen-Lesung: "Etwas schiefgelaufen"

Das kritisiert auch der Landtagsabgeordnete Florian Ritter. Zwar könne es immer unvorhersehbare Ereignisse geben. Aber dass die Polizei wusste, dass die Örtlichkeiten von den "Identitären" ausgekundschaftet worden waren und der Hintereingang trotzdem nicht bewacht wurde, findet er verwunderlich.

Der SPD-Abgeordnete Florian Ritter im Plenarsaal im bayerischen Landtag. (Archivbild)
Der SPD-Abgeordnete Florian Ritter im Plenarsaal im bayerischen Landtag. (Archivbild) © Matthias Balk/dpa

Die Polizei habe ja wissen können, dass auch die "Identitären" gemerkt haben könnten, dass die Bibliothek über den Hintereingang zumindest mittelbar erreichbar war. "Da ist bei der Einsatzplanung etwas schiefgelaufen", so Ritter.

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  • Der wahre tscharlie am 11.08.2023 17:35 Uhr / Bewertung:

    Polizei betrachtet Hintereingang nicht als Risiko......eh klar, wahrscheinlich dachte die Polizei, die Identitären kommen über den Haupteingang und klingeln vielleicht vorher noch. Ironie aus.

    Langsam sollte die Polizei schon wissen, auf Grund vergangener Aktionen der Identitären, dass die immer einen Weg finden werden, um ihre Aktionen zu starten. Aber wenn man nicht auspasst....alleine schon, das die zwei Tage vorher da rum geschlichen sind.

    Da hätte doch schon das PAG greifen können und man sie einsperrt, um eventuelle Straftaten zu verhindern.

  • Plato's Retreat am 11.08.2023 13:36 Uhr / Bewertung:

    Und wieder die Frage: Ist es wirklich die Aufgabe einer kommunalen Stadtverwaltung, eine aktivistische Veranstaltung nach der anderen durchzuexerzieren? Wenn bestimmte Eltern meinen, sie tun Ihren Sprösslingen was gutes, wenn die Biene Maja von Drag Queens vorgelesen werden, sollen diese Eltern das bitte privat organisieren (und bezahlen). Dass öffentliche Mittel für so etwas offenbar grenzenlos zur Verfügung stehen, passt in meinen Kopf jedenfalls nicht rein.

    Aber so ein verantwortungsvoller Umgang mit anvertrauten Mitteln, in einem Rechtsstaat an sich eine Selbstverständlichkeit, das interessiert gar nicht mehr. Statt dessen bekommt dieser Aktivismus auch noch Beifall. Beifall aus einem Milieu, das meint. es habe die Moral gepachtet.

  • Shelly am 11.08.2023 17:53 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Plato's Retreat

    Sie lesen ja nicht aus "Biene Maja" vor, sondern aus ganz modernen queeren "Kinderbüchern". Und daß das manchen sauer aufstößt, kann ich durchaus verstehen.

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