Wegen Störversuch: Polizeieinsatz bei Dragqueen-Lesung in München wirft Fragen auf

Rechte Aktivisten wollten die Dragqueen-Lesung für Kinder in der Bibliothek in Bogenhausen stören. Der SPD-Landtagsabgeordnete Florian Ritter hat darum Fragen an die Polizei.
Jan Krattiger
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Vicky Voyage und Eric Big Clit bei der Lesung in der Stadtteilbibliothek Bogenhausen.
Vicky Voyage und Eric Big Clit bei der Lesung in der Stadtteilbibliothek Bogenhausen. © Michelle Walter

München - Es sorgte für viel Aufsehen am 13. Juni, als sieben Aktivisten der rechtsextremen "Identitären Bewegung" versucht hatten, bis zur Dragqueen-Lesung für Kinder in der Bogenhausener Stadtbibliothek vorzudringen.

Schlussendlich waren es Bibliotheksmitarbeiter, die sie aufhalten und die Polizei herbeirufen mussten, wie Bibliothek und Polizei nach dem Vorfall zur AZ sagten.

Dragqueen-Lesung für Kinder: Fragen zum Polizeieinsatz

Wie es so weit kommen konnte, möchte jetzt der SPD-Landtagsabgeordnete Florian Ritter genauer wissen. In einer detaillierten schriftlichen Anfrage, die Ritter am 16. Juni im Landtag eingereicht hat, fordert er von der Staatsregierung Details zum Polizeieinsatz und dessen Vorbereitung.

Die Fragen deuten auch auf bisher unbekannte Aspekte des Polizeieinsatzes hin: So soll neben den festgestellten sieben Identitären ein weiteres Mitglied der Gruppierung, das die Aktion dokumentierte, nicht festgenommen worden sein. Und offenbar sollen "mindestens zwei" der Aktivisten bereits Tage vor der Lesung die Bibliothek ausgekundschaftet haben.

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Wurden Bibliotheksmitarbeiter angegriffen?

Ritter will außerdem wissen, ob Polizisten im für Besucher zugänglichen Bereich der Bibliothek waren und ob das während der Störaktion der Fall war. Und auch, warum Bibliotheksmitarbeiter und Bürger die Polizei über die Störung informieren mussten, "und nicht mit Funk ausgestattete Beamte".

Bisher nicht bekannt und auch Ziel der Fragen ist es, ob es zwischen den Bibliotheksmitarbeitern und den Aktivisten zu Handgreiflichkeiten kam. Zumindest haben die Vorleser und die Kinder samt Eltern im Saal von der versuchten Störung nichts mitbekommen.

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Dass die Drag-Lesung für Kinder Ziel von rechten Störaktionen werden könnte, musste im Vorfeld erwartet werden. Es wundere ihn einfach, so Ritter, "dass das bei der Einsatzplanung so wie es aussieht scheinbar keine Rolle gespielt hat".

Man könne nicht von jedem Streifenpolizisten erwarten, dass er "das gesamte Portfolio an gewaltbereiten Mitgliedern aller möglichen Gruppierungen kennt", sagt Ritter am Mittwoch zur AZ. Aber da müsse im Vorfeld der Staatsschutz und der Verfassungsschutz mit den Beamten reden, damit die sich darauf einstellen könnten.

Fragen zur Dragqueen-Lesung: Staatsregierung muss antworten

Noch sind also viele Fragen offen zum Polizeieinsatz bei der Dragqueen-Lesung für Kinder ab vier Jahren. Die dank des aufmerksamen Bibliothekspersonals vor einer Störung durch rechtsextreme Aktivisten geschützt werden konnte. Wann die Staatsregierung die vielen offenen Fragen dazu beantwortet, ist nicht bekannt.

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22 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Rosinerl am 22.06.2023 18:16 Uhr / Bewertung:

    Der Artikel erweckt den Eindruck, dass die Identitären gekommen wären, um irgendwelche Straftaten zu begehen. Das ist aber falsch. Man kann sie mögen oder auch nicht - solange sie keine Straftaten begehen, haben sie genausoviel Recht auf ihre Weltsicht, wie jeder Linke - selbst wenn ich sie nicht mag.

  • Therapeut am 22.06.2023 17:52 Uhr / Bewertung:

    Deutsche Verfassung:
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. (2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.
    -
    Des weiteren ist Diskriminierung in Deutschland verboten!
    Somit hat niemand das Recht, anderen die Lebensart, den Kleidungsstil oder die sexuelle Gesinnung vorzuschreiben.
    Ebenso hat niemand das Recht, Eltern zu verbieten, ihren Kindern von z.B. drag queens vorlesen zu lassen.
    Ein Eingriff und die Aberkennung der elterlichen Rechte ist strafbar.
    Ob es jemandem passt oder nicht - Deutschland ist keine Diktatur!

  • KassandraReuth am 22.06.2023 11:50 Uhr / Bewertung:

    Identitäre demonstrieren und protestieren offen (ohne Vermummung) und gewaltfrei, im Gegensatz zu manch anderen Genossen!

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