Restmüllanalyse: Was der Abfallwirtschaftsbetrieb über die Münchner denkt
Mehr als 80 große Mülltonnen haben Martina Heller und ihr Team analysiert und viel gelernt – über Münchner und Marmelade. Martina Heller ist als Diplom-Ingenieurin beim AWM zuständig für die abfallwirtschaftlich-strategische Planung und hat die Restmüll-Analyse 2016 begleitet.
AZ: Frau Heller, Sie haben bei der Restmüll-Analyse im vorigen Jahr selbst im Müll gewühlt. Wie war das?
MARTINA HELLER: Wir haben unten in der Waschhalle 1 am Georg-Brauchle-Ring sortiert. Die Tonnen haben wir einzeln registriert nach der Bebauungsstruktur, aus der sie kamen, und den Müll auf Sortiertischen dann analysiert. Dafür wurde er sortiert nach 40 verschiedenen Fraktionen, also Müllarten – mit durchstichfesten Handschuhen und Atemmasken. Dann wurde alles einzeln verwogen. Das war schön, das hat richtig Spaß gemacht. Muss man mal gesehen haben. Und gerochen! (lacht)
Wie viel Müll haben Sie da umgewälzt?
Wir haben alle drei Tonnen angesehen: Restmüll, Papier, Bio. Und zwar von zwei Mal drei Wochen – im Frühjahr und Sommer, um die Jahreszeiten-Unterschiede zu berücksichtigen. Eine große Tonne fasst etwa einen Kubikmeter, und wir haben uns in diesen drei Wochen jeweils etwa 40 Kubikmeter Müll angeschaut.
Was denken Sie jetzt über die Münchner?
Das ist schwierig: Abfälle in Großstädten schauen alle ungefähr gleich aus. Aber von der Gesamtmenge sind wir mit etwa 199 Kilo Müll pro Jahr pro Einwohner relativ gut dabei.
Was kann man im Vergleich sagen zur der letzten Studie von 2007 auf 2016?
Der Restmüll in München ist erstaunlich konstant, da hat sich nichts beunruhigend gewandelt. Es sind sogar fast zehn Kilo weniger geworden pro Jahr pro Einwohner. Das ist nicht viel, aber generell erfreulich. Aber da geht noch was. Das ist ja auch unsere Herausforderung: da noch ein bisschen was zu machen.
Hat Sie etwas überrascht?
Ach, wir hatten die Klassiker: Bügelbrett, Surfbrett, Wäscheständer. Dinge, die eigentlich in den Sperrmüll gehören.
Was ist der schlimmste "Fehlwurf", den man machen kann?
Grundsätzlich ist es bei allen Fraktionen im Restmüll so, dass nicht alles für das Recycling geeignet ist, selbst bei der Organik. Ein riesiger Wurzelstock zum Beispiel gehört nicht in die Biotonne. Aber zum Beispiel Behälterglas! Das klassische Marmeladenglas mit Schimmel. Weil die Menschen zu faul sind, das zu recyceln.
Aber wenn der Schimmel schon so hochgewachsen ist, will man das vielleicht nicht in den Glascontainer werfen.
Aufschrauben, in den Biomüll auskippen, zuschrauben, in den Glascontainer werfen. Das wird eh noch mal gewaschen. Als Restmüll schmilzt es im Heizkraftwerk, fließt in die Schlacke und kommt dann einfach als Glas wieder raus. Es ist aber schwer im Transport, kostet Geld bei der Verbrennung und nimmt viel Volumen ein. Glas im Restmüll ärgert mich persönlich am meisten.
Lesen Sie hier Teil 1 der Müll-Serie: Nach der Tonne - Das wird am Ende aus unserem Müll
Lesen Sie hier Teil 2 der Müll-Serie: München an der Spitze - Niemand trennt seinen Müll besser
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