Duales Plastikmüll-System: Warum gibt es in München keinen Gelben Sack?
Seit Anfang der 90er gehören sie in vielen deutschen Städten zum Straßenbild: Gelbe Tonnen und Säcke, die randvoll mit Plastikmüll auf dem Bürgersteig auf ihre Abholung warten.
1991 verabschiedete die Bundesregierung die Verpackungsverordnung, die in Deutschland das Duale System einführte. Dual deshalb, weil künftig nicht mehr nur die Kommunen, sondern auch der Handel für die Beseitigung von Verpackungsmüll zuständig waren. Fortan prangte der grüne Punkt auf Verpackungen jeder Art, die dann separat gesammelt wurden.
Doch wie die separate Sammlung erfolgen sollte, das blieb den Kommunen überlassen, und während viele Städte sich eben für die leuchtend gelben Säcke oder Tonnen entschieden, zog München nicht mit – und zwar bis heute nicht.
Wertstoffinseln statt Gelber Sack
Stattdessen sollen die Münchner ihren Müll zu den sogenannten Wertstoffinseln tragen. Die gehören nicht dem Abfallwirtschaftsbetrieb (AWM), sondern den jeweiligen Entsorgungsfirmen.
Doch warum will die Stadt keine gelben Entsorgungsbehälter? Für die Verbraucher wäre es doch viel praktischer, Verpackungen direkt vor der Haustür zu entsorgen.
Der Grund ist der Umweltschutz. Denn für den restlichen Abfall- und Verwertungskreislauf sind gelbe Säcke und Tonnen schlecht, nimmt man zumindest bei der Stadt an.
In den Tüten kann man vermeintlich billig den Restmüll entsorgen
Denn, so das Argument, für den Verbraucher wirkt es, als gäbe es die Entsorgung in den gelben Behältnissen kostenlos.
Die Gebühren für den Restmüll dagegen hat jeder klar im Kopf. Und so kommen eben nicht wenige auf die Idee, in den vermeintlich kostenlosen Säcken billig ihren Restmüll zu entsorgen.
In anderen Städten befinden sich laut AWM rund 50 Prozent Restmüll in gelben Säcken und Tonnen. In München hofft man, solche Manöver mit dem Gang zur Wertstoffinsel in Grenzen zu halten.
So wird recycelt
Rund 1.000 Wertstoffinseln gibt es in München. Zwei Firmen kümmern sich um die Entsorgung: Remondis aus Nordrhein-Westfalen und die Firma Wittmann Entsorgungswirtschaft mit Hauptsitz in Gräfelfing.
Das bayerische Umweltministerium empfiehlt eine Wertstoffinsel pro 1.000 bis 2.000 Einwohner. Die Inseln sollten außerdem nicht weiter als 200 bis 300 Meter voneinander entfernt sein. Rund 26.000 Tonnen Glas und 6.500 Tonnen Metall schmeißen die Münchner jedes Jahr in die Container. Dazu kommen rund fünf Kilo Leichtverpackungen, die das Duale System pro Jahr von jedem Bürger einsammelt.
Insgesamt kommen in München jedes Jahr rund 326.000 Tonnen gesammelte Wertstoffe zusammen – etwa 227 Kilo pro Kopf. Doch nicht alles landet auf der Wertstoffinsel: Laut einer Restmüllanalyse des AWM bestehen im Schnitt 10,2 Prozent des Restmülls aus Kunststoffen.
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