Regen-Wetter im Sommer: So hart trifft es Eisdielen, Kioske und Biergarten-Betreiber in München

Regen, Wind, kalte Temperaturen. Diesen Sommer kann man den August wirklich vergessen. Für Eisdielen-Betreiber, Biergarten-Wirte und Rikscha-Fahrer in München ist das besonders bitter.
Daniel von Loeper, Irene Kleber, Carmen Merckenschlager, Sophie Anfang |
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Ziemlich leer gerade im Hirschgarten – aber Wirt Thomas Fesenmair nimmt's gelassen.
Ziemlich leer gerade im Hirschgarten – aber Wirt Thomas Fesenmair nimmt's gelassen. © Daniel von Loeper

München - Von oben kommt's nass, von vorne bläst der kalte Wind ins Gesicht. Dieser August fühlt sich an wie November. Nichts ist mit Eisschlecken, Limo am Kiosk kaufen und eine Maß im Biergarten trinken. Das Schmuddelwetter mag für Münchner und Touristen nervig sein, für all diejenigen, die im Sommer sonst ihren Hauptumsatz machen, ist das Herbstwetter im Sommer freilich viel schlimmer: nämlich auch finanziell eine Belastung.

Die AZ hat bei verschiedenen Menschen nachgefragt, die im Sommer auf Sonnenschein angewiesen sind, um gut im Geschäft zu bleiben. Und ist auf Menschen gestoßen, die die Hoffnung auf Wetterbesserung nicht verlieren wollen.

Betreiber der Münchner Eisdiele Eismeer: "Mein Glück ist nicht vom Wetter abhängig"

"Es gibt nichts zu jammern", sagt Robert Maier-Kares von der Eisdiele Eismeer in der Pestalozzistraße 21. "Voriges Jahr hatten wir ein sehr gutes Jahr, dieses Jahr läuft etwas schwieriger und birgt vom Wetter her Herausforderungen", erzählt er, als die AZ ihn in seiner Eisdiele besucht.

Vom Eismeer aus der Pestalozzistraße, v.li. : Leo Lütke-Spatz, Robert Maier-Kares, Patrick Becker.
Vom Eismeer aus der Pestalozzistraße, v.li. : Leo Lütke-Spatz, Robert Maier-Kares, Patrick Becker. © Daniel von Loeper

"Natürlich freue ich mich mit meinen Mitarbeitern wie Patrick Becker und Leo Lütke-Spatz über jeden Tag mit sonnigem und warmen Wetter." "Dankbar bin ich dafür, ein wunderbares schönes Leben zu haben", sagt Maier-Kares. "Das Leben bietet Tiefs und Abs – doch daraus lässt sich wachsen und weiterentwickeln. Mein Glück ist nicht von meiner Arbeit oder vom Wetter abhängig."

Vorlieben der Münchner Eis-Esser: Je heißer das Wetter, umso fruchtiger die Eissorten

Was anders ist bei schlechten Wetteraussichten? Dazu sagt Robert Maier-Kares: "Wenn es regnet, dann wird viel Milcheis gegessen. Unser Renner ist Bananen-Stracciatella." Je heißer das Wetter ist, umso fruchtiger seien die Eissorten, die die Kunden am liebsten bestellen.

"Auch vegane Eissorten kommen gut an." Angenehm überrascht sei er gewesen, dass es trotz widrigem Wetters insgesamt gut laufe. "Die Leute konsumieren trotzdem. Wir kompensieren viel durch die Möglichkeit, dass man auch drinnen Eis essen kann."

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Café Münchner Freiheit: "Wir hoffen aufs Wochenende"

Max Eisenrieder vom Café Münchner Freiheit sagt: "Wir freuen uns sehr aufs Wochenende, da soll es schönes Wetter geben. Wir hatten einerseits teils massive Umsatzeinbußen beim Eis, doch teilweise verkaufen wir sogar bei Sturm Eis." Das Schönste sei zu sehen, wie sich die vielen Kinder über ihr Eis freuen.

"Besonders gut gehen die Klassiker Vanille und Schoko, Cookies geht auch sehr gut." Blaues Eis aus Vanilleeis – das sei neu. "Das ist mit einer bestimmten Alge eingefärbt – Kinder lieben das. Ähnlich wie es mal Gletscher- oder auch Schlumpf-Eis gab." Am besten hilft Optimismus, sagt Eisenrieder: "Das kommende Wochenende soll gut werden – und das genießen wir."

Kiosk am Sendlinger-Tor-Platz in München: "Kraft schöpfe ich aus unseren Stammkunden"

Anja Alimovic vom Kiosk am Sendlinger-Tor-Platz: "Ich freue mich jetzt schon auf das Wochenende – da soll es schöneres Wetter haben. Bei verregnetem Wetter kommen nicht so viele Leute. Kraft schöpfe ich aus unseren Stammkunden, die immer gute Laune haben. Außerdem verfolge ich sehr genau die Wettervorhersagen. Eine gute Nachricht ist natürlich, dass das Wetter definitiv wieder schöner werden soll. Und positiv ist, dass es in der Abendzeitung viele gute Nachrichten gibt. An der AZ liebe ich, dass sie handlich und humorvoll ist – und nicht so kompliziert wie die anderen."

Anja Alimovic vom Kiosk beim Sendlinger Tor.
Anja Alimovic vom Kiosk beim Sendlinger Tor. © Daniel von Loeper

Gründer von Rikschaguide.com: "Arabische Touristen fahren gerne durch den Regen"

Falk Hilber, Gründer von Rikschaguide.com: "Wir sind eine Draußen-Branche, wie Eisdielen oder Schwimmbäder. Da merken wir natürlich einen gewissen Rückgang bei den Kunden, wenn es viel regnet. Im Großen und Ganzen ist der Einbruch aber verkraftbar – wir fahren bei jedem Wetter. Außerdem haben wir viel Spontangeschäft, das heißt, wenn die Sonne rauskommt, entscheiden sich viele doch noch für eine Rikschafahrt. Ob das Verhältnis zwischen Einheimischen und Touristen bei schlechtem Wetter anders ist, kann ich nicht sagen. Unsere Gäste kommen aus aller Welt. Menschen aus dem arabischen Raum fahren sogar ganz gerne bei Regen mit uns. Für sie ist das etwas besonderes, sie wollen oft durch den nassen Englischen Garten. Bei geplanten Fahrten ist das anders. Besonders bei Hochzeiten wird der Wetterbericht ständig gecheckt, die wollen schon lieber Sonne haben."

Falk Hilber freut sich auf besseres Wetter.
Falk Hilber freut sich auf besseres Wetter. © Daniel von Loeper

Rikschafahrer von Pedalhelden: "Wir fahren immer"

Mei, Regen, "wir nehmen das immer wie es ist", sagt Joschi Köppl vom Rikscha-Unternehmen Pedalhelden. "Unser Motto ist: Bei schönem Wetter kann jeder fahren, wir fahren aber immer. Wir haben dann zwar nur halb so viele Fahrer draußen, aber Tagestouristen aus Spanien, Portugal, Italien, USA und aus Deutschland sind trotzdem viele in München.

Die im Voraus gebuchten Fahrten finden sowieso statt. Wie neulich die Hochzeitsfeier. Dafür sind wir mit fünf Rikschas vom Standesamt in der Mandlstraße durch den Englischen Garten bis zum Seehaus gefahren. Das war eine supertolle Hochzeitsfeier, und am Ende war der Regen ganz egal."

Innenstadtwirt zum schlechten August-Wetter in München: "Echt ein Drama"

Regen hat ja auch etwas Gutes: Wer draußen nass wird, den zieht es herein ins Wirtshaus. "Der Vorteil der Wirtshäuser in der Innenstadt ist, dass sie meistens mehr Plätze drinnen als draußen haben", sagt Gregor Lemke, Wirt im Augustiner Klosterwirt hinter der Frauenkirche.

Wirt Gregor Lemke holt die Gäste herein, wenn's regnet.
Wirt Gregor Lemke holt die Gäste herein, wenn's regnet. © Daniel von Loeper

"Bei uns sind entsprechend die Räume drinnen brechend voll, und sogar draußen sitzen Leute unter den Schirmen, ich habe also gar keinen Grund zu klagen. Aber für die großen Biergärten, die vom Ausschank im Freien leben, sind so viele Regentage am Stück mitten im Sommer natürlich echt ein Drama. Für die Kollegen wird's Zeit, dass die Sonne wieder rauskommt."

Biergarten Hirschgarten: "Die Hälfte vom Umsatz fehlt"

Thomas Fesenmair, Wirt im Hirschgarten in Nymphenburg (mit 8000 Plätzen der größte Biergarten Münchens): "Gott sei Dank gibt's treue Biergartengänger, die bei jedem Wetter kommen und sich in den überdachten Teil setzen. Und die, die jeden kurzen lichten Moment nützen zum Draußensitzen. Aber wir müssen uns nix vormachen, bei so viel Regen fehlt uns natürlich mehr als die Hälfte vom Umsatz des normalen Biergartengeschäfts. Ich sehe das wie der Karl Valentin: Ich reg mich nicht auf, weil wenn ich mich aufrege, regnet's trotzdem. Da freu ich mich doch lieber, dass morgen die Sonne schon wieder rauskommen soll."

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Freibäder: Nur ein Bruchteil der Gäste

Ins Freibad will gerade niemand. Am vergangenen Wochenende waren – bei 14 bis 15 Grad Außentemperatur – insgesamt knapp 2500 Besucher in den Münchner Freibädern, teilt Stadtwerke-Sprecher Michael Silva auf AZ-Anfrage mit.

"Zum Vergleich: Der bislang besucherstärkste Tag in den Freibädern war in diesem Sommer der Sonntag, 9. Juli, mit knapp 48.000 Badegästen." Allerdings seien viele auf Hallenbäder ausgewichen. Dort waren am Wochenende 22.000 Badegäste.

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41 Kommentare
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  • Matze-G am 08.08.2023 23:41 Uhr / Bewertung:

    Vor 50-60 Jahren nannten wir so einen Sommer ...normal .
    War mal ein Sommer über 10 bis 20 Tage zu heiss dann war es ein Supersommer, waren es über 20 heiße Tage dann war es ein Jahrhundertsommer, wenn es heute regnet, die Sonne scheint, hagelt, zu warm, oder zu kalt ist dann liegt es am Klima.
    Nochmal ....das war vor 60 Jahren auch so und keiner hat Panik gemacht.
    Sorry, doch: man hat mir 1960 schon gesagt,,,,,,in 50 Jahren ist das Erdgas und das Erdöl zuende???
    Hat die Politik vor 60 Jahren schon genauso gelogen wie heute??? Oder waren sie nur genau so doof wie heute und haben an ihren eigenen Geldbeutel gedacht????

  • am 09.08.2023 16:12 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Matze-G

    Ja, man hat uns gesagt, das Erdöl wäre bald aufgebraucht. Seitdem stiegen Förderung und Verbrauch übrigens weltweit betrachtet stets an 😉

  • Ali Kante am 08.08.2023 14:10 Uhr / Bewertung:

    Regen, Gewitter, Starkregen, Dürre, Extremhitze, egal. An Allem ist die AfD schuld. Irgendjemand hier im Forum muss doch eine Brücke dahin schlagen können...

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