Rammstein-Konzert in München: Stadtrat stimmt Silvester-Plänen zu!
München - Am Ende rollte ein Fan, bärtig und schwarz gekleidet, auf der Zuschauertribüne im Rathaussaal die Rammstein-Flagge aus. Er kann sich freuen. Denn, dass seine Band an Silvester in München auf der Theresienwiese spielen darf, ist sehr wahrscheinlich geworden. SPD, CSU und FDP stimmten zu, dass der Veranstalter die Festwiese für ein Silvesterkonzert von Rammstein nutzen darf. Vorausgesetzt er schafft es, ein Sicherheits- und Schallschutzkonzept vorzulegen.
Rammstein in München an Silvester: Viel Kritik
Daran, dass dies bis Silvester gelingen kann, hatte Kreisverwaltungsreferentin Hanna Sammüller-Gradl Zweifel. Grüne, Linke und ÖDP wollten deshalb gar nicht erst in die weitere Prüfung einzusteigen.
Ein Grund für die ablehnende Haltung sind für KVR-Chefin Sammüller-Gradl die schlechten Erfahrungen, die sie mit dem Veranstalter Klaus Leutgeb gemacht hat. Vergangenen Sonntag hat er ein Andreas-Gabalier-Konzert mit 90.000 Zuschauern in der Messe durchgeführt. Die Vorlaufzeit habe elf Monate betragen, so Sammüller-Gradl. Eine endgültige Genehmigung für das Konzert habe ihre Behörde erst am Freitag, also zwei Tage vorher, erteilen können.
145.000 Konzert-Besucher auf der Theresienwiese?
Beim Rammstein-Konzert fällt die Vorbereitungszeit kürzer aus, gleichzeitig sollen noch mehr – nämlich 145.000 – Zuschauer plus tausende Zaungäste kommen. In ihrer Stellungnahme warnte die KVR-Chefin davor, dass eine Situation wie bei der Loveparade in Duisburg 2010 drohen könnte. Damals starben 21 Menschen bei einer Massenpanik.
Aus ihrer Sicht steht die Münchner Genehmigungsbehörde unter Druck, wenn sie ein Konzert, auf das sich Tausende Menschen gefreut haben, doch kurzfristig absagen muss. Sie prophezeite für diesen Fall einen jahrelangen Rechtsstreit mit dem Veranstalter.
CSU-Chef Manuel Pretzl ließ sich von dieser Stellungnahme nicht beeindrucken: Innerhalb von viereinhalb Monaten sollte es aus seiner Sicht möglich sein, ein Sicherheitskonzept zu erarbeiten. Beim Oktoberfest seien schließlich viel mehr Leute "in ganz anderen Zuständen" unterwegs. Doch mit der Wiesn sei das Konzert nicht zu vergleichen, entgegnete Sammüller-Gradl. Schließlich drängen dort nach Konzertende alle auf einmal hinaus. Während die Wiesn-Gäste nach und nach die Zelte verlassen.
Für Grünen-Stadträtin Sybille Stöhr, die zudem Chefin des Bezirksausschusses Schwanthalterhöhe ist, und für Linken-Chef Stefan Jagel gibt es ein anderes Problem: Sie fürchten, dass nach dem Rammstein-Konzert schnell der nächste Veranstalter Interesse an der Theresienwiese anmeldet. "Es spielt keine Rolle, ob das Rammstein ist oder die Kastelruther Spatzen", sagte Stöhr. "Wir müssen uns überlegen, ob wir das wollen."
Für Grünen-Chefin Mona Fuchs ist es zudem unverständlich, warum für den österreichischen Konzertveranstalter Leutgeb anscheinend andere Regeln gelten als für Münchner Musiker, die die Theresienwiese gerne für Konzerte genutzt hätten. Da habe das Wirtschaftsreferat stets auf den Olympiapark verwiesen. Außerdem erinnerte Fuchs, dass im Sommer ohnehin Fans der Band nach München kommen können. Schließlich seien 2023 vier Rammstein-Konzerte im Olympiastadion geplant.
SPD-Chefin Anne Hübner sieht das anders: "München ist eben kein Dorf, München will eine Weltstadt sein." Der Olympiapark sei zwar eine tolle Location, allerdings sei es richtig, über "Grenzen dessen, wie es immer war, hinweg zu denken", so Hübner. "In einer Rammstein-Textzeile heißt es: Ich will eure Ruhe stören. Eine Ruhestörung kann München an Silvester gut vertragen.
Münchner Polizei hat Bedenken
Das KVR und die Verantwortlichen vom Tollwood-Festival, das traditionell eine Silvesterparty mit ruhiger Gala auf der Theresienwiese veranstaltet, wussten von nichts und haben laut eigener Aussage erst aus der Presse von den Plänen erfahren. Auch der Verband der Münchner Kulturveranstalter (VDMK) läuft Sturm und übt Kritik am Münchner Wirtschaftsreferat.
Die Münchner Polizei hat Sicherheitsbedenken und rät ebenfalls vom Großkonzert an Silvester ab.