Prozess: Fremder Besucher sticht auf sein Opfer (60) ein
München - Es war eine skurrile Szene, die sich an einem Sommerabend vor fast genau einem Jahr in Obergiesing abspielte.
Versuchter Totschlag: Auf Mann eingestochen
Bei Paul T. (60, Namen geändert) hatte es geklingelt. Der Reifenmonteur schaute aus dem Fenster, weil er keinen Besuch erwartete. Den Mann vor dem Haus kannte er nicht, gleichwohl öffnete er die Tür. Er nahm an, es könnte sich um einen Kunden handeln, erzählt Paul T. im Zeugenstand des Landgerichts. Doch der Fremde wollte keine Reifen wechseln lassen, sondern Stoff für seine Sucht. Ein gewisser Metin habe ihm gesagt, bei Paul T. könne er was bekommen. Der 60-Jährige bot ihm an, gemeinsam Marihuana zu rauchen. Mehr könne er nicht für ihn tun.
Der Besucher nahm das Angebot an. Plötzlich aber sprang er auf und versetzte seinem Gastgeber einen Schlag mit der Faust ins Gesicht. Dann fuchtelte er mit einem langen Messer herum, das er offenbar mitgebracht hatte.
Paul T. bemerkte erst, als er das viele Blut auf seiner Brust sah, dass er einen Stich abbekommen hatte. Das Messer war fünf Zentimeter in seine Brust eingedrungen – bis zur Lunge. Für die Staatsanwaltschaft ist das ein versuchter Totschlag. "Warum stichst du mich?", habe er gefragt. Um den gewalttätigen Besucher loszuwerden, übergab ihm Paul T. sein Bargeld (30 Euro), sein Handy und ein paar Gramm Marihuana, das er in einem Glas aufbewahrt hatte.
Angeklagter wegen Drogenhandels vorbestraft
Auf der Anklagebank sitzt Ho N. (33). Der will zu den Vorwürfen erst einmal nichts sagen, erklärt sein Anwalt Christian Finke. Möglich, dass sein Mandant aber zu einem späteren Zeitpunkt eine Stellungnahme abgebe.
Über seinen Lebenslauf gibt Ho N. jetzt schon Auskunft. Über 20 Berufe – vom Koch über Online-Händler bis hin zum Trockenbauer – habe er bereits ausgeübt, sei viel in der Welt "herumvagabundiert". Auch mit dem Gesetz ist er schon in Konflikt geraten, musste eine zweijährige Haftstrafe wegen Drogenhandels verbüßen. Der Prozess wird fortgesetzt.
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