Protesttag am 14. Juni: Hunderte Apotheken in München könnten geschlossen bleiben

Bundesweiter Protesttag der Apotheken: Auch in den über 500 Münchner Apotheken ist die Bereitschaft groß, gegen die Gesundheitspolitik der Bundesrepublik zu demonstrieren. Viele Apotheken könnten am heutigen Mittwoch geschlossen bleiben.
Guido Verstegen
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In München gibt es über 500 Apotheken, der Großteil möchte sich am deutschlandweiten Protesttag beteiligen. (Symbolbild)
In München gibt es über 500 Apotheken, der Großteil möchte sich am deutschlandweiten Protesttag beteiligen. (Symbolbild) © imago images/Wolfgang Maria Weber

München - Wer am kommenden Mittwoch (14. Juni) etwas in einer Apotheke kaufen möchte, wird vermutlich vor verschlossener Tür stehen. Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) und die Gewerkschaft der Apothekenangestellten (ADEXA) haben ihre Mitglieder zur Teilnahme am Protest gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung aufgerufen.

Peter Sandmann übernahm vor 23 Jahren die Nauplia-Apotheke in der Säbener Straße von seinem Vater und betreibt zwei weitere Apotheken in München am Tierpark sowie in Englschalking. Der 56-Jährige ist in der Bayerischen Landesapothekenkammer (BLAK) organisiert und erwartet bei der bundesweiten Aktion "eine hohe Beteilung", wie er der AZ am Samstag erklärte.

500 Apotheken in München, Protestbeteiligung von 90 Prozent erwartet 

Knapp über 500 Apotheken gebe es in München, so Sandmann: "Eine Umfrage des Verbandes unter den bayerischen Apotheken in der vergangenen Woche ergab, dass rund 90 Prozent der Apotheken an dem Protest teilnehmen werden." Oder anders gesagt: Rund 450 Apotheken in München könnten am Mittwoch komplett oder teilweise schließen.

Ursache des deutschlandweiten Protests: Unter anderem Lieferengpässe, Personalnot und eine seit Jahren bestehende Unterfinanzierung. Wie die ABDA betont, übergeht die Bundesregierung immer wieder die Probleme der öffentlichen Apotheken in ihren Gesetzesvorhaben.

ADEXA-Bundesvorstand Andreas May betont in einer Mitteilung der Gewerkschaft: "Die Patientinnen und Patienten werden im Vorfeld beziehungsweise im Rahmen der Aktion über die Gründe für die Schließung informiert. Hier kommt gerade den Apothekenangestellten eine wichtige Rolle zu! Es hängt aber letztlich von der Entscheidung der Apothekenleitung ab, ob und in welcher Form die einzelnen Betriebe und Filialverbünde an der Schließung teilnehmen."

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ABDA-Präsidentin mit scharfer Kritik an Bundesregierung

"Für unseren Berufsstand steht fest: Die Bundesregierung hat diesen Protesttag provoziert", wird ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening zitiert.

Die Bundesregierung destabilisiere die Arzneimittelversorgung in Deutschland. Overwiening: "Seit Monaten weisen wir in persönlichen Gesprächen, Interviews und PR-Kampagnen auf die brisante Lage hin. Die Apothekenteams retten jeden Tag Leben, indem sie alternative Präparate für nicht verfügbare Arzneimittel beschaffen. Anstatt die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln über die Apotheken vor Ort zu stabilisieren, wird sie geschwächt."

Wichtig für alle, die am Mittwoch dennoch dringend ein Medikament brauchen: Die Arzneimittelversorgung am 14. Juni bleibe laut Overwiening über die Notdienstapotheken gewährleistet.

Bundesweiter Protesttag der Apotheken: Auch diese Apotheke im bayerischen Bad Reichenhall bleibt 14. Juni ganztags geschlossen.
Bundesweiter Protesttag der Apotheken: Auch diese Apotheke im bayerischen Bad Reichenhall bleibt 14. Juni ganztags geschlossen. © imago images/Rolf Poss

Apotheken fordern Honoraranpassung: "So kann es nicht weitergehen"

Auch der diesjährige "Tag der Apotheke" am 7. Juni stand bereits im Zeichen des politischen Protests. Dr. Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes: "Trotz steigender Kosten und der Inflationsentwicklung haben die Apotheken in den vergangenen zehn Jahren keine Honoraranpassung erhalten. So kann es nicht weitergehen."

Das ist auch für Peter Sandmann, Sprecher der Münchner Apotheken, ein wichtiger Grund dafür, dass er mit seinen drei Filialen bei der Aktion mitmacht. "Das Fixum bei verschreibungspflichtigen Medikamenten ist seit 2004 nicht erhöht worden. Ohne jegliche Anpassung funktioniert das nicht – allein schon wegen der um 60 Prozent gestiegenen Personalkosten und einer immer höheren Inflation."

Münchner Apotheker Sandmann: "Viele Menschen verstehen das Problem nicht"

Zudem wolle man die eigenen steigenden Kosten nicht auf die Kundschaft umlegen, sagt Sandmann und verwehrt sich zugleich gegen den Spruch "Preise wie in der Apotheke!" respektive gegen die Mär von den "Apothekenpreisen".

Peter Sandmann: "Viele Menschen verstehen das Problem nicht. Wir haben diese massiven Lieferengpässe gerade deshalb, weil die Arzneimittel in Deutschland zu billig sind. Wir haben einen globalisierten Markt, und die Hersteller liefern in Länder, in denen sie mehr verdienen können – zum Beispiel nach Polen, Österreich, Italien oder in die Schweiz."

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände stellt Materialien zum Protesttag zur Verfügung.
Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände stellt Materialien zum Protesttag zur Verfügung.

Die Apotheker wollen am 14. Juni mit ihren Patienten ins Gespräch kommen. Die ABDA verweist in diesem Zusammenhang auf ihren Zehn-Punkte-Forderungskatalog, man müsse der Gesellschaft zeigen, "wie dramatisch es wäre, wenn noch mehr Apotheken als verlässliche, soziale Anlaufstellen vor Ort für immer verschwinden würden", heißt es in einem Statement.

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