Sex im Sperrbezirk: Freier in München sollen Strafen zahlen – nicht mehr die Prostituierten

Bisher drohen in München und Bayern den Prostituierten Sanktionen, wenn sie bei der Ausübung ihres Jobs im Sperrbezirk erwischt werden. Eine Initiative fordert, stattdessen die Männer zu belangen.
Ralph Hub
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Tabledance ist verbreitet im Bahnhofsviertel, wie hier an der Schillerstraße. Käuflicher Sex ist verboten – Sperrbezirk.
Tabledance ist verbreitet im Bahnhofsviertel, wie hier an der Schillerstraße. Käuflicher Sex ist verboten – Sperrbezirk. © Archiv/imago

München - Das Kommunikationszentrum für Frauen (Kofra) startet eine Initiative. Männer, die sich im Sperrbezirk mit Prostituierten treffen, sollen künftig nicht mehr ungeschoren davonkommen. Bisher sind es nur die Sex-Arbeiterinnen, denen bei Verstößen Strafen drohen.

Münchner Initiative: "Freier sind die wesentlichen Verursacher der Prostitution"

"Freier sind die wesentlichen Verursacher der Prostitution, aber sie bleiben sogar in den Sperrbezirken unbehelligt", kritisiert Inge Kleine von Kofra. Während der Corona-Pandemie gingen Sex-Arbeiterinnen dazu über, sich in Apartments oder Hotels in der Innenstadt einzuquartieren und sich dort mit Männern zu treffen. Was eigentlich verboten ist.

Wenn die Polizei die Prostituierte erwischte, wurden sie angezeigt. Es folgte ein Ermittlungsverfahren und ein Bußgeld. Die Freier kamen dagegen völlig ungeschoren davon. "Der polizeiliche Zugriff trifft die Frauen, jungen Männer und Transpersonen in der Prostitution", kritisiert Inge Kleine gegenüber der AZ. "Sie sind es, deren Personalien polizeilich erfasst werden, sie zahlen Strafen. Bei Wiederholung oder Zahlungsunfähigkeit droht ihnen sogar Gefängnis."

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Durch die jetzige Regelung sähen die Menschen in der Prostitution in der Polizei keinen Schutz, so Kofra, sondern eine Bedrohung. Die Bestrafung zerstöre Vertrauen in deutsche Behörden wie Polizei, Gesundheitszentrum oder KVR, sie erschwere die Voraussetzungen für Schutz und Ausstieg.

München: Initiative fordert Entkriminalisierung von Prostituierten

"Eine Freierbestrafung in den Sperrbezirken kann seitens der Stadt und des Freistaats Bayern schnell eingeführt und umgesetzt werden", sagt Inge Kleine. So wie es inzwischen beispielsweise in Hamburg geregelt sei, so Kleine.

Die Initiative fordert daher:

  • Entkriminalisierung der Prostituierten, Kriminalisierung der Nachfrage.
  • Vertrauensbildende Maßnahmen seitens der Polizei und der Behörden.
  • Aufbau einer wirksamen Ausstiegsbegleitung für die Frauen (jungen Männer, Trans*) inklusive Ausstiegswohnungen.
  • Informationen zu unterstützenden Angeboten in den entsprechenden Vierteln (vor allem um den HBF herum) in mehreren Sprachen.
  • Öffentliche Aufklärung über diese Maßnahmen.

Um auf die Problematik aufmerksam zu machen, hat das Kommunikationszentrum für Frauen an diesem Samstag ab 11 Uhr einen Infostand auf dem Marienplatz angekündigt.

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15 Kommentare
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  • Bluto am 11.06.2023 12:09 Uhr / Bewertung:

    Es fängt schon damit an: Die Prostituierten wissen von Berufs wegen, wo sich ein Sperrbezirk befindet - von einem (ev. auswärtigen) Freier kann man das nicht automatisch erwarten.
    Wie wäre es damit, einfach den Sperrbezirk aufzuheben - dann wäre der Gerechtigkeit auch genüge getan?

  • Witwe Bolte am 11.06.2023 09:47 Uhr / Bewertung:

    Bis jetzt haben hier nur Männer ihren Senf dazugegeben.

  • Rosinerl am 11.06.2023 00:54 Uhr / Bewertung:

    Es ist doch reichlich absurd: Die Tätigkeit wird immer als das Normalste der Welt beschrieben. Der Beruf der Prostitutierten soll ein ganz normaler Beruf sein. Warum bestraft man dann die Freier? Entweder ist es das Normalste der Welt. Dann muß man es auch tolerieren. Oder man sieht es eben nicht als total normal an. Dann muß man sowohl an die Prostituierten, wie auch an die Freier ran. Einseitige Strafen sind heuchlerisch.

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