Prosecco-Bar in München: Antisemitischer Schmier-Angriff

Der Münchner Gastronom Yoni Carmi ist schwul und jüdisch. In der AZ erzählt der Inhaber der Prosecco-Bar in der Müllerstraße, was bei ihm der Vorfall auslöst.
Ralph Hub
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Ziel einer homophoben und antisemitischen Attacke: Die Proseccobar im Glockenbachviertel.
Ziel einer homophoben und antisemitischen Attacke: Die Proseccobar im Glockenbachviertel. © Google Street View

München - Unbekannte haben die Prosecco-Bar in der Müllerstraße in der Nacht auf Mittwoch mit antisemitischen und homophoben Parolen beschmiert. Die Bar ist seit vielen Jahren ein beliebter Treffpunkt der schwul-lesbischen Szene.

Die Attacke richtet sich offenbar gegen den neuen Chef der Bar, Yoni Carmi. "Ich habe keine Angst", sagte er am Donnerstag zur AZ, "ich bin nur wütend." Seit einem halben Jahr ist der in Israel geborene Münchner Chef im Prosecco. "Ich habe in München meine große Liebe kennengelernt und geheiratet, einen Mann", sagt Yoni Carmi. "Ich habe mir weder meinen Glauben, noch meine sexuelle Orientierung ausgesucht, das wurde mir vom Himmel gegeben."

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Auch in München: Antisemitismus und Homophobie nehmen zu

Yoni Carmi machte die Attacke auf sein Lokal auf Instagram selbst öffentlich. Es ist ein weiterer Vorfall mit einem klar homophoben bzw. antisemitischen Hintergrund im Glockenbachviertel.

Wenige Tage vor dem Angriff auf Carmis Lokal hatten Männer beim Café Nil auf der Straße einige Gäste homophob und antisemitisch bedroht.

Immer öfter gibt es in München antisemitisch oder homophob motivierte Straftaten. Hier eine beschmierte Regenbogenbank.
Immer öfter gibt es in München antisemitisch oder homophob motivierte Straftaten. Hier eine beschmierte Regenbogenbank. © Thomas Michel

Am Abend nach dem Angriff wurden Freunde von Yoni Carmi nach einem Clubbesuch homophob angegriffen, geschlagen und bespuckt. "Solche Angriffe kann man nicht ignorieren, man muss darüber sprechen", betont der Wirt.

Seine Eltern haben beide die Schoah überlebt. "Doch alle anderen aus der Familie sind im KZ gestorben", sagt er.

Kampf gegen Antisemitismus und Homophobie: Nicht mehr nur noch Stammtischparolen

Yoni Carmi und sein Ehemann leben gerne in München, doch sie nehmen auch eine zunehmend homophobe Stimmung in der Stadt wahr. Am Wochenende ist in München die Pride Parade.

Mancher aus der rechten oder homophoben Ecke scheint sich dadurch provoziert zu fühlen. Viele, die früher nur am Stammtisch dumm dahergeredet haben, wagen sich plötzlich aus der Deckung.

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"München ist eine weltoffene und tolerante Stadt", betont Yoni Carmi: "Ein Angriff auf Homosexuelle, auf Menschen, die einfach anders sind oder auch auf Juden ist auch ein Angriff auf die Stadt und ihre Menschen, das darf man nicht tolerieren."

Nach der Attacke auf das Prosecco ermittelt der Staatsschutz, das Kommissariat K 44. Der oder die Täter werden in der rechten Szene vermutet.

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22 Kommentare
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  • Lackl am 23.06.2023 21:34 Uhr / Bewertung:

    Ist der Stammtisch nicht der Platz wo sich das Volk trifft? Diese Tradition zu verpohnen finde ich ein schlechte Methode die Meinung von so vielen Leute zu unterdrücken, nur weil nicht mit dem Mainstream oder momentanben Modeerscheiungen mitmachen.

  • Der wahre tscharlie am 24.06.2023 14:19 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Lackl

    Es geht nicht um den Stammtisch als solches. Das weißt due vermutlich auch, sondern darum, was dort teilweise gesagt wird.
    Und den Kampf gg. Rassismus und Antisemitismus als "momentanben Modeerscheiungen" anzusehen, läßt schon tief blicken......

  • Der wahre tscharlie am 23.06.2023 15:09 Uhr / Bewertung:

    "Viele, die früher nur am Stammtisch dumm dahergeredet haben, wagen sich plötzlich aus der Deckung."

    Das trifft es auf den Punkt. Wenn man die Berichte der letzten Jahre verfolgt, hat man den Eindruck, dass es wieder "salonfähig" geworden ist, seine rechtsnationale Gesinnung zu zeigen.
    Die Hemmschwelle sinkt immer mehr.
    Was auch der Verfassungsschutzbericht des Bundes am Anstieg der rechtsmotivierten Straftaten zeigt.

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