"Richtiger Schmarrn": Frust und Ärger nach Wiesn-Aus für Herzkasperlzelt in München
München - Am Dienstag soll es besiegelt werden, das Aus fürs Herzkasperl-Festzelt auf der Oidn Wiesn 2024 – aller Proteste und Unterschriftenaktionen zum Trotz. Die Stadträte sollen sich vorab verständigt haben, bei der nichtöffentlichen Abstimmung über die Zulassungen zum Oktoberfest dem Vorschlag des Wirtschaftsreferats zuzustimmen.
Danach wird das Zelt, in dem Fraunhofer-Wirt Beppi Bachmaier neun Jahre lang mit viel Herzblut Kultur und Tradition gepflegt hat, nicht mehr dabei sein. Weil Konkurrent Peter Schöniger mit seiner "Boandlkramerei" ihn bei der Punktewertung überholt hat.

Festring-Präsident Knoll appelliert seit Jahren an den Stadtrat in München, die Kriterien zu ändern
Eine "unsägliche" Entscheidung, findet Karl-Heinz Knoll, der Präsident des Festrings München und Mit-Erfinder der Oidn Wiesn. "Das ist Humbug", sagt er zur AZ, "ein richtiger Schmarrn ist das. Eine Oide Wiesn ohne Herzkasperlzelt ist eigentlich nicht vorstellbar." Knoll, dessen Festring den Einzug der Wiesnwirte und den Trachten- und Schützenzug organisiert und auch das Oide-Wiesn-Festzelt Tradition betreibt, ärgert sich massiv über das Bepunktungssystem der Stadt – das für die Oidn Wiesn schlicht unpassend sei.
"Das Problem ist seit langem, dass die Oide Wiesn wie die normale Wiesn bei den Zelten behandelt wird", schreibt er in einer Stellungnahme, "obwohl die Tradition, Volkssänger, echte Blasmusik, Trachten, Brauchtum und junge bayerische Volksmusik den Vätern der Oidn Wiesn wichtiger waren, als gastronomische Spitzenleistung und Punktegewinn durch langjähriges Innehaben von Geschäften auf der normalen Wiesn." Er habe persönlich seit Jahren an den Stadtrat appelliert, die Bewertungskriterien zu ändern, "leider ohne Erfolg".

Herzkasperlzelt vor dem Wiesn-Aus: "Was in den Unterlagen stand, war einfach zu dünn"
Grüne und SPD hatten erst Mitte April beantragt, die Bewertungskriterien für die Oide Wiesn zu ändern, damit ihre kulturelle Ausrichtung stärker gewichtet werden kann. Das kommt für die Wiesn heuer aber zu spät und wird erst fürs Oktoberfest 2025 greifen. "Alles andere wäre juristisch anfechtbar", erklärt Wiesn-Stadträtin Anja Berger (Grüne).
Obendrein hat Bachmaier offenbar nicht alle Möglichkeiten in seiner Bewerbung ausgeschöpft. "Er bringt eigentlich alle Leistungen, die man für eine höchste Punktzahl braucht", so die Wiesn-Stadträtin zur AZ. "Aber was in seinen Unterlagen stand, war einfach zu dünn."
Münchens CSU-Chef Manuel Pretzl verspricht: "Nächstes Jahr werden die Karten neu gemischt"
Ob der Festring-Protest an der Abstimmung nun noch etwas ändern kann? Die SPD wollte sich am Montag nicht äußern. Grüne und CSU wollen der Vorlage aber sicher zustimmen. "Beppi Bachmaier hat jahrelang ein herausragendes Kulturprogramm geliefert", sagt CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl, "aber wir müssen uns als Stadtrat an die Qualität der eingereichten Unterlagen halten. Nächstes Jahr werden die Karten neu gemischt."
Dass Bachmaier nicht aufgeben wird, ist auch klar, er hofft auf ein Herzkasperlzelt-Comeback im nächsten Jahr. Für 2025 will er "um jeden Bewertungspunkt kämpfen."
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