Kabarettisten trommeln für die Wiesn

Die Künstler Luise Kinseher, Dieter Hanitzsch und Christian Springer trommeln dafür, diffuse Ängste beiseite zu schieben – und auf die Wiesn zu gehen: "Das lassen wir uns nicht kaputtmachen".
Von Jasmin Menrad |
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Sie winken mit dem Löwen (v. l.): Wirtin Stephanie Spendler, Dieter Hanitzsch, Christian Springer, Luise Kinseher und Wirt Ludwig Wiggerl Hagn.
Daniel von Loeper Sie winken mit dem Löwen (v. l.): Wirtin Stephanie Spendler, Dieter Hanitzsch, Christian Springer, Luise Kinseher und Wirt Ludwig Wiggerl Hagn.

So viel Durst haben Christian "Fonsi" Springer (51), Luise Kinseher (47) und Dieter Hanitzsch (83) nicht, dass sie 7 400 000 Liter Bier allein trinken können. Deshalb fordern die Kabarettisten die Münchner dazu auf, auf die Wiesn zu gehen. Freilich nicht nur, weil der Bierdurst nicht ausreicht.

"Wir schauen immer nur auf das, was uns Angst macht, nicht auf unsere Stärken", sagt Luise Kinseher. „Die Wiesn ist Ausdruck unserer bayerischen Lebensart, da sagen wir Du zueinander, singen und tanzen zusammen. Diese Offenheit ist unsere Stärke. Das lassen wir uns nicht kaputtmachen.“

"Dann müssen wir auch das Stadion meiden und den Christkindlmarkt"

Die Idee für die Aktion "I geh! Du aa?" kommt vom Fonsi Springer. Der war gestern noch in Ägypten und fliegt morgen in den Libanon. Springer erzählt: "Ich krieg’s ja mit, dass sogar in der Familie diskutiert wird, ob man heuer zur Wiesn gehen soll. Aber wenn wir wegen einer diffusen Terrorangst nicht auf die Wiesn gehen, dann müssen wir auch das Stadion und den Christkindlmarkt meiden. Da können wir gleich daheim bleiben und gar keinen Spaß mehr haben."

Zum Wiggerl Hagn ins Löwenbräuzelt haben die Kabarettisten geladen um zu erklären, warum man jetzt erst recht auf die Wiesn gehen soll. „Dass so ein Aufruf überhaupt nötig ist, zeigt schon, wie weit wir sind. Wir dürfen den Massenmördern nicht das Feld überlassen“, sagt Dieter Hanitzsch.

Lesen Sie hier: Feiern oder nicht? Wie halten Sie’s heuer mit der Wiesn?

Wiggerl erzählt später beim gemütlichen Beisammensitzen, wie das damals war, als der Terror auf die Wiesn kam, als beim Oktoberfest-Attentat am 26. September 1980 der Rechtsextreme Gundolf Köhler mit einer Rohrbombe 13 Menschen tötete und 211 verletzte.

„Der Richard Süßmeier hat mich angerufen und gesagt, dass bei ihm in der Nähe eine Gasflasche explodiert ist. Da hab ich die Ordner zammengerufen, und wir haben nur die Eingänge aufgemacht, die weg von der Explosion geführt haben“, erzählt Wiggerl Hagn.

Hochsicherheits-Wiesn: 600 Polizisten auf dem Oktoberfest

Bis um halb zwölf spielte die Musik weiter, dann setzten sich Wirte und Politiker zusammen und beratschlagten bis um 4 Uhr in der Früh. Sie beschlossen: Das Oktoberfest geht weiter. Es soll aber ruhiger sein. Hagn erinnert sich: „Es war so schrecklich, was da passiert ist. Aber das Leben geht weiter und die Wiesn auch. Und nachdem die Leut’ die ruhigen Lieder im Zelt ned hören wollten, ist der Sepp Maier zur Kapelle und hat sie angewiesen, dass sie jetzt den Defiliermarsch spielen sollen.“

„Wir sollten alle lernen, wie wir uns bei einer Panik verhalten“

Heute freilich würde es sich wie ein Lauffeuer verbreiten, wenn etwas passiert. „Wenn ein Unglück geschieht, dann gibt’s Durchsagen – und die Musik spielt weiter. Das ist wichtig, damit es keine Panik gibt“, sagt Hagn. 90 Sicherheitskräfte hat er immer im Löwenbräuzelt, auch geschult für Panik-Situationen.

„Wir sollten alle lernen, wie wir uns bei einer Panik verhalten. Dass wir Ruhe bewahren und Rücksicht nehmen“, sagt Luise Kinseher. „Wir müssen uns mit Problemen auseinandersetzen, statt zu Hause zu bleiben.“
Und sie beruhigt gleich noch mit Fonsi und Hanitzsch den Löwenbräu-Wirt: „Wir drei sind ja da, Wiggerl. Brauchst dir keine Sorgen um dein Geschäft zu machen.“

 

 

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