"Exoten auf der Wiesn": Ochsenbraterei in München mit Angebot, das es sonst in keinem anderen Zelt gibt
München - Ausgerechnet da, wo sich vorm Zelt der riesengroße Ochse am Spieß dreht, glaubt die Wiesnwirtin ganz fest an eine vegane Zukunft auf der Wiesn. Antje Haberl betreibt zusammen mit ihren Söhnen Luis und Quirin die Ochsenbraterei.
Das Zelt ist bekannt für seine vielen Spezialitäten vom Ochsen. Die Tiere kommen allesamt vom städtischen Gut Karlshof und werden als Braten mit Kartoffelsalat, Ochsenlende mit Rotweinsoße, Ochsen-Hochrippe oder Burger verarbeitet. Besonders beliebt bei den Münchnern ist die Ochsensemmel (9,50 Euro), die man sich dort auf die Hand holen kann.
Oktoberfest: Ochsenbraterei zeigt Namen des Tieres, das gebraten wird
An einem Schild über der Ochsen-Station der Küche können die Gäste immer sehen, wie der Ochse hieß, der gerade gebraten wird. Beim AZ-Besuch am Mittwoch war das bereits der 24. Ochse, und er hieß Toni. "Damit wollen wir den Respekt gegenüber dem Lebewesen ausdrücken", sagt Antje Haberl der AZ.

Dafür ist das Zelt bekannt, und das soll auch alles so bleiben. Aber parallel dazu hat Haberl sich schon im letzten Jahr ausführliche Gedanken über ein größeres vegetarisches und veganes Angebot gemacht. Eines, das mehr als eine lieblose vegane Fleischalternative auf Wurst- oder Leberkas-Art auf der Speisekarte bietet.
Für bewussteren Fleischkonsum: Ochsenbraterei holt veganen Koch Sebastian Copien an Bord
"Wenn ein Fleischesser hier einmal ein veganes Gericht bestellt und hinterher sagt, Mensch, das war gut, dann haben wir erreicht, was wir wollten", sagt Haberl zur AZ. Sie wünsche sich nämlich einen bewussteren Fleischkonsum. 2022 war zum ersten Mal der angesagte vegane Koch Sebastian Copien an Bord der Ochsenbraterei. Der entwickelte verschiedene Gerichte, wie etwa ein veganes Schwammerlgulasch. Davon war die AZ damals schon recht angetan.

Das gibt's auch in diesem Jahr wieder, verfeinert mit einer Art Geschnetzeltem aus Erbsen und Kartoffelknödel (16,40 Euro). Außerdem hat Copien noch ein paar neue Gerichte entwickelt. Haberls Sohn Luis hat selbst einige Veganer im Freundeskreis und weiß, dass diese nicht möchten, dass ihre pflanzlichen Gerichte mit tierischen Produkten in Berührung kommen. Aber ist das in einem Wiesnzelt umsetzbar?
"Exoten auf der Wiesn": Veganes Konzept mit eigener veganer Kochstraße
Richard Lindermeier ist Küchendirektor der Haberl Gastronomie, zu der auch das Restaurant am Chinesischen Turm gehört. Für die Umsetzung der Rezepte von Sebastian Copien hat er ein konsequent veganes Konzept im Wiesnzelt entwickelt. "Wir haben sogar eine eigene vegane Kochstraße in der Küche. Damit sind wir wirklich Exoten auf der Wiesn", sagt er der AZ stolz. "So wie wir das haben, hat das sonst keiner", versichert Lindermeier.
Die vegane Kochstation ist die letzte im Zelt. Damit sie möglichst weit weg ist vom Fleisch, wurde sie direkt neben die süße Gasse platziert, in der Nachspeisen zubereitet werden. Denn die sind ja ohnehin vegetarisch – die Bayerische Creme ist sogar vegan. Das ganze Jahr über haben Ochsenbraterei-Küchenchef Raimund Klapka und der Chefkoch für die veganen Gerichte, Christoph Thiemann, an den Gerichten von Sebastian Copien gefeilt, sich gemeinsam neue Varianten und Zutaten überlegt.
Ochsenbraterei auf dem Oktoberfest: Sogar ein veganes Brotzeitbrettl gibt es hier
Sogar ein veganes Brotzeitbrettl kann man sich in der Ochsenbraterei bestellen. Darauf befindet sich unter anderem ein veganer Feinkostsalat "auf Lyoner-Art". Die Lyoner-Alternative wird aus Sonnenblumenkernen hergestellt, und das schmeckt tatsächlich wie ein Fleischsalat vom Metzger.

Aus Ackerbohnen werden vegane Pflanzerl hergestellt und aus Erbsen Bratwürste. Auch diese produzieren die Haberl-Köche selbst. Im Bierzelt kommen sie mit veganem Kartoffelpürree und einer Pilz-Majoran-Soße auf den Tisch (15,20 Euro). Es wird sich zeigen, ob die sich Zahl der gebratenen Ochsen tatsächlich bald reduziert.
- Themen:
- München
- Oktoberfest