Ex-Chef der Wiesnwache verriet bewusst Kollegen

Zwei Jahre lang hat der Geheimnisverrat eines hohen Beamten intern sowie bei der Justiz keine Folgen gehabt. Am Dienstag war der Fall im Landtag.
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Der Ex-Chef der Wiesnwache verriet bewusst die Razzia  - und damit seine Kollegen.
dpa Der Ex-Chef der Wiesnwache verriet bewusst die Razzia - und damit seine Kollegen.

München - Vor zwei Jahren warnte der Chef der Wiesnwache, Christian W., einen Wirt vor einer Razzia. Am Montag mussten deshalb Landespolizeipräsident Wilhelm Schmidbauer und Münchens neuer Polizeipräsident Thomas Hampel im Landtag vor dem Ausschuss für Fragen des öffentlichen Rechts Rede und Antwort stehen. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Katharina Schulze, hatte einen Antrag gestellt.

Razzia verraten: Polizeiskandal im Ausschuss

Landespolizeipräsident Schmidbauer berichtete, dass Christian W. am 4. September 2018 an einer Einsatzbesprechung teilgenommen hatte. Dabei planten Staatsanwältin, Steuerfahnder, Zoll und Polizei die Razzia am 1. Oktober 2018. Diese richtete sich gegen Akram A., den Chef der Reinigungsfirma im Winzerer Fähndl. A. wurde später zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt.

Laut Schmidbauer schlug W. in der Besprechung vor, den Wiesnwirt vorab zu informieren. Doch dies wurde explizit untersagt - "wegen möglicherweise persönlichen Beziehungen" zwischen Wiesnwirt Peter Pongratz und Akram A.

Wiesnwache-Chef verriet Razzia

Doch Christian W. setzte sich darüber hinweg - und berichtete Pongratz am Vortag von der Polizeiaktion. Das wiederum erzählte er während der Razzia der Staatsanwältin. Diese leitete ein Ermittlungsverfahren gegen ihn ein. Ein Disziplinarverfahren gegen den Chef der Wiesnwache gab's aber nicht. Polizeipräsident Andrä sah davon ab.

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In diesem Frühjahr stand die Beurteilung von W. an. "Als das Innenministerium am 26. März beim Polizeipräsidium anfragte, ob es Hindernisse gegen eine Beförderung gibt, hieß es: Nein", so Schmidbauer gestern. Also wurde W. befördert. Kurz danach wurden die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen W. eingestellt - kein hinreichender Tatverdacht.

Strafbefehl gegen Ex-Chef der Wiesnwache

Doch im Juni nahm der Generalstaatsanwalt die Ermittlungen wieder auf. Am 1. August erging ein Strafbefehl über 80 Tagessätze. Andrä wollte W. daraufhin belehren. Schmidbauer: "Damit war ich nicht einverstanden. Ich war überrascht über die Höhe des Strafbefehls."

Erst jetzt wurden die Zügel angezogen. Andräs Nachfolger, Thomas Hampel, veranlasste eine umfassende Überprüfung und leitete ein Disziplinarverfahren ein. W. wurde von Polizeiaufgaben vorerst abgezogen. Er kümmert sich jetzt um den Aufbau von Impfzentren.

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7 Kommentare
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  • Der wahre tscharlie am 02.12.2020 17:27 Uhr / Bewertung:

    Man kann den Grünen für ihren Fragenkatalog nur dankbar sein, dass da Licht ins Dunkel kommt.

  • Ludwig III am 02.12.2020 09:15 Uhr / Bewertung:

    Die Position muss nur hoch genug sein. Dann kann man sich so manches herausnehmen. Keiner kann ihn bestrafen, ohne sich selbst dabei zu belasten. Außer vielleicht ein Nachfolger. Wäre das die Lösung? Häufiger Plätze tauschen?

  • Le Bavarois am 01.12.2020 20:21 Uhr / Bewertung:

    Die Kontroll- und Sanktionsmechanismen funktionieren. Nicht immer ganz reibungslos, aber wie sollte das auch anders sein, es agieren da nicht seelenlose Roboter, die viele Jahre miteinander grosse Verantwortung getragen haben. Aber sie funktionieren auf eine korrekte, einem demokratischen Rechtsstaat angemessene Weise.

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