Der Soko-Chef, der das Oktoberfest-Attentat in München aufklären sollte, ist suspendiert worde

Nun also doch: Das LKA entbindet den die Ermittlungen leitenden Beamten von seinen Aufgaben. Es geht um dessen „zwielichtige Rolle“.
von  Helmut Reister
Anwalt Werner Dietrich ist seit Jahre darum bemüht, das Oktoberfestattentat aufzuarbeiten.
Anwalt Werner Dietrich ist seit Jahre darum bemüht, das Oktoberfestattentat aufzuarbeiten. © dpa

Nun also doch: Das LKA entbindet den die Ermittlungen leitenden Beamten von seinen Aufgaben. Es geht um dessen „zwielichtige Rolle“.

München - Noch vor zwei Wochen hatte Landespolizeipräsident Wilhelm Schmidbauer im Gespräch mit der AZ erklärt, dass es für eine Ablösung des hochrangigen LKA-Beamten keine Veranlassung gebe – jetzt der plötzliche Sinneswandel. Der Chef der LKA-Sonderkommission „26. September“ muss gehen!

Der Münchner Anwalt Werner Dietrich, der mehrere Opfer des Bombenanschlags (13 Tote, 211 Verletzte) vertritt und in einem gleichlautenden Schreiben an die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe und an Innenminister Joachim Herrmann die Ablösung des Soko-Chefs beantragt hatte, sprach von einem überfälligen Schritt.

Karl Heinz Hoffmann will kein Rechtsextremer sein

Gegen den leitenden LKA-Beamten und fünf weitere Kollegen ermittelt die Staatsanwaltschaft Nürnberg seit Jahren wegen des Verdachts auf Aktenmanipulation, Falschaussage und Falschbeurkundung.

Sie sollen in Zusammenhang mit der sogenannten „V-Mann-Affäre“ strafbare Handlungen geduldet, gedeckt und dabei selbst strafbare Handlungen begangen haben.

Nach Angaben von Rechtsanwalt Alexander Schmidtgall, der den V-Mann in einem Prozess vor dem Würzburger Landgericht vertrat, sei dabei auch die „zwielichtige Rolle“ des Soko-Chefs angesprochen worden, der bei der Vertuschung strafrechtlicher Vorgänge durch LKA-Beamte eine zentrale Rolle gespielt habe. Die Nürnberger Staatsanwaltschaft wollte sich zur Rolle der einzelnen Beschuldigten nicht äußern. Die Sprecherin der Behörde erklärte aber, dass die Ermittlungen unmittelbar vor dem Abschluss stünden.

Der von seinen Aufgaben entbundene Soko-Chef ist nicht das erste personelle Opfer in der „V-Mann-Affäre.“

Vom Dienst suspendiert wurde bereits der Führer des V-Manns

Für einen kleinen Nebenaspekt der Affäre wurde er in einem abgetrennten Verfahren zu 1500 Euro Geldstrafe verurteilt. Im Zuge der Ermittlungen hatte sich herausgestellt, dass der LKA-Mann über Jahre hinweg seine Nachbarn im Dorf systematisch per Polizeicomputer ausgeforscht hatte.

Ein weiteres „Abfallprodukt“ der LKA-Affäre wird zur Zeit bei der Justiz in Bamberg aufgearbeitet. Dort soll in einem staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsverfahren geklärt werden, wie der Rechtsextremist Karl-Heinz Hoffmann in den Besitz des polizeilichen Zwischenberichts zur „V-Mann-Affäre“ gekommen ist.

Dieser veröffentlichte auf seiner Homepage Ausschnitte aus den Akten und musste danach zulassen, dass sein Anwesen in Ermreuth durchsucht wird. Hoffmannn hält die Durchsuchung für rechtswidrig und hat vor dem Landgericht in Bamberg eine Klage eingereicht.

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