Bierpreis auf dem Oktoberfest: 2018 teuer wie nie! Das kostet die Maß
München - Manchmal sagt man mehr, wenn man gar nichts mehr sagt. Das gilt für entsetzt schweigende Privatmenschen.
Es gilt auch für Politiker. Wiesn-Chef Josef Schmid (CSU) sagte am Mittwoch, am Tag, an dem die Wiesn-Preise öffentlich wurden: gar nichts.
Über einen Sprecher ließ er nur einen Satz mitteilen: "Zu der Preisentwicklung auf dem Oktoberfest habe ich hinlänglich alles gesagt."
Nun ist es nicht schwer, sich vorzustellen, was Schmid von den teils deftigen Preissteigerungen hält. Er hat 2017 – erfolglos – versucht, eine Bierpreisbremse durchzusetzen und den Maßpreis bei 10,70 Euro für drei Jahre einzufrieren.
Nun tritt ein, was er befürchtet hat: Die Wirte drehen an der Preisschraube – und machen die Stadt dafür alleinverantwortlich. Die gestiegenen Sicherheitskosten hatte das Rathaus 2017 über eine Umsatzpacht auf die Wirte umgelegt. Mit den – geschätzten – Umsätzen lag man daneben, so dass die Pachten angepasst wurden, die großen Wirte zahlen etwas mehr als die kleinen.
Peter Inselkammer, der Sprecher der Wirte, machte am Mittwoch allein die Umsatzpacht für die gestiegenen Bierpreise verantwortlich. "Für uns ist sie um 53 Prozent gestiegen", sagte er der AZ. "Das mussten wir über die Preise abbilden." Hätte man auch bei den großen Zelten nur eine Steigerung von 20 Prozent gehabt – wie die kleinen – "dann wären die Steigerungen ausgeblieben", sagte Inselkammer.
Und so langen die Wirte heuer bei den Wiesn-Besuchern zu: Schon am Dienstag war bekanntgeworden, dass die teuerste Maß heuer 11,50 Euro kostet(AZ berichtete). Dieser Preis wird in der Käfer-Schänke, im Löwenbräu-Zelt und im Marstall abgerufen. Das günstigste der großen Zelte ist das Augustiner, wo die Maß 11,10 Euro kostet (alle Preise lesen Sie hier). Die größte Steigerung verzeichnet Wiggerl Hagn im Löwenbräuzelt: um 70 Cent von 10,80 Euro auf 11,50 Euro.
Kleine Zelte: "Haben versucht, den Bierpreis moderat zu halten"
Ganz anders einige kleine Zelte: Dort bleiben die Preise stabil. So haben die Ammer Hühner- und Entenbraterei (10,80 Euro), der Schichtl (10,70 Euro) und der Stiftl (10,90 Euro) an ihren Preisen gar nichts geändert. Die Münchner Knödelei legt 10 Cent drauf und nimmt jetzt 10,90 Euro.
Der Sprecher der kleinen Wirte, Lorenz Stiftl, erklärte gestern: "Wir wollen ein friedliches Miteinander und dass sich die Münchner die Wiesn noch gerne leisten. Deswegen haben wir versucht, den Bierpreis moderat zu halten."
Wirte führen zusätzliche Reservierungsgebühr ein
Auch der Preis bei den großen Wirten ist moderat geblieben – finden zumindest die Wirte selbst. Dies sei unter anderem dadurch gelungen, dass viele eine neue Reservierungsgebühr einführen. Bei Toni Roiderer im Himmel der Bayern etwa liegt sie bei einem Euro pro Person und Reservierung (zusätzlich zum üblichen Mindestverzehr). Sie gilt für Reservierungen unter der Woche abends und am Wochenende. "Wir wollten, dass der Münchner Normalbürger nicht noch mehr belastet wird", begründete Roiderer den Schritt auf Nachfrage.
Auch Wirtesprecher Christian Schottenhamel führt für sein Zelt eine Gebühr von einem Euro pro Person für Reservierungen ein. "Das ist ein schönes Mittel, damit die gestiegenen Kosten nicht von den Münchnern getragen werden, die spontan rausgehen", sagte er am Mittwoch der AZ.
Die gestiegenen Preise führten gestern im Rathaus schon zu einem hörbaren Grummeln. Die Wirte machten es sich zu einfach, wenn sie den Schwarzen Peter der Stadt zuschöben, hieß es immer wieder. Ganz offensichtlich lägen die Preissteigerungen weit über dem, was man noch mit der gestiegenen Umsatzpacht erklären könne.
So könnte schon bald die Debatte um die Bierpreisbremse neu entflammen. Die CSU zumindest kokettierte gestern schon damit. "Es kann doch nicht sein, dass manche die Preise stabil halten können und gerade die mit den größten Gewinnen angeblich nicht", sagte Fraktionschef Manuel Pretzl der AZ. "Wir haben im Vorfeld gesagt, dass wir die Preisentwicklung sehr genau anschauen werden. Das machen wir jetzt – und diskutieren in der Fraktion, welche Konsequenz zu ziehen ist."
Die Konsequenz einer Bierpreisbremse vielleicht? "Diese Zahlen sind auf jeden Fall nicht geeignet, die Debatte um eine Preisbremse zu beenden", sagte Pretzl. Es klang wie eine erste kleine Drohung in Richtung Wiesn-Wirte.
Lesen Sie dazu auch den AZ-Kommentar "Bierpreis auf der Wiesn: Ungebremst!"