ÖDP will Glas an der Isar verbieten - Stadt und Polizei skeptisch
München - Seit ein paar Wochen darf man nachts auf der Türkenstraßen sein Feierabendbier nur noch aus der Dose oder im Plastikbecher trinken. Ein solches Glasflaschenverbot hat die ÖDP auch für die Isar gefordert - und auch die Grünen waren nicht abgeneigt.
KVR: Isar und Maxvorstadt nicht vergleichbar
"Über Glasflaschenverbote nachzudenken, gerade im Naturschutzgebiet, ist deshalb sinnvoll", sagte die zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden von den Grünen vor Kurzem im AZ-Interview.
Die Verwaltung hält von einem Glasverbot an der Isar jedoch nichts. Das geht aus einer Beschlussvorlage hervor, über die der Stadtrat nächste Woche abstimmen soll.
Nach Einschätzung des KVR-Chefs Thomas Böhle (SPD) kann man die Isar und die Maxvorstadt nicht miteinander vergleichen: Die Isar biete eine "beachtliche Größe und Weitläufigkeit, sodass es hier nicht zu dicht gedrängten Menschenmassen und der Stolper- oder Verletzungsgefahr durch Glasbruch kommt", schreibt er.
Müllaufkommen in letzten Jahren rückläufig
Auch die Polizei ist skeptisch, wie sie das Verbot in diesem weitläufigen Gebiet kontrollieren soll. Außerdem würde ein Glasflaschenverbot an der Isar einen Großteil der Besucher einschränken, die nicht ursächlich "für die Ordnungs- und Sicherheitsstörungen" sind, glaubt die Polizei. Zudem gebe es keine Mitteilungen darüber, dass es derzeit vermehrt zu Glasbruch komme.
Tatsächlich ging das Müllaufkommen in den vergangenen Jahren sogar zurück, lässt sich in dem Beschluss nachlesen: Während 2018 250 Tonnen eingesammelt wurden, waren es 2020 nur noch 170 Tonnen Abfall. Dieses Jahr kamen in den ersten sechs Monaten 100 Tonnen zusammen.
Umweltreferat: "Völlig falsches Signal"
Selbst das Umweltreferat ist skeptisch: Ein Verbot von Glasflaschen sende ein "völlig falsches Signal an die Verbraucher aus". Und weiter: "Kunststoffabfälle, die sich kaum zersetzen, stellen in der Natur ein erhebliches Problem dar. Ein nicht unerheblicher Teil dürfte in der Isar landen und von dort über die Donau ins Schwarze Meer gelangen - mit allen bekannten negativen ökologischen Folgen."
Tobias Ruff von der ÖDP, der den Antrag gestellt hat, will trotzdem noch nicht aufgeben. Er hat vor sich vor der Sitzung mit den Grünen zu beraten. Denn abgeschlossen ist die Diskussion noch nicht, wie der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Dominik Krause sagt.
Anders als beim Koalitionspartner SPD. Stadtrat Christian Vorländer findet: Mehr Plastikflaschen und Dosen - das doch könne nicht Sinn der Sache sein.