Sensationsfunde in der Altstadt: Ist München älter als gedacht?
München - Bisher wurde als Datum der Stadtgründung das Jahr der ersten urkundlichen Erwähnung 1158 angenommen. Doch die Münchner Stadtgeschichte könnte bald schon umgeschrieben werden müssen. Denn archäologische Siedlungsreste, die bei Bauarbeiten zutage kamen, belegen einen bislang unbekannten mittelalterlichen Siedlungskern in der Münchner Altstadt.
Bei Grabungen im Jahr 2020 haben die Archäologen Reste von Holzbauten, Ofenanlagen und Keramik entdeckt – Überreste einer alten Siedlung also. Die ersten Auswertungen zeigen nun, dass die Funde aus dem 11. bzw. frühen 12. Jahrhundert datieren und bezeugen die intensive Nutzung des Fundplatzes. Sie gehören damit auch zu den ältesten mittelalterlichen Objekten, die in der Münchner Altstadt gefunden wurden.
Alte Siedlungsreste in München gefunden
Generalkonservator Prof. Mathias Pfeil, Leiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, freuen diese Ergebnisse sehr: "Die Auswertung der Funde wirft ein völlig neues Licht auf die Münchner Stadtgeschichte. Niemand hat bisher vermutet, dass sich auf einem Gebiet außerhalb der später gebauten Stadtmauern bereits so früh öffentliches Leben abspielte."
"Gefunden wurden die Siedlungsreste 2020 bei Untersuchungen eines Baufeldes in der Hochbrückenstraße und nicht etwa bei den Bauarbeiten zur Zweiten Stammstrecke", erklärt eine Sprecherin der AZ. Sie befinden sich auf halbem Weg vom rund 300 Meter östlich liegenden Alten Hof, der bislang als Kern der Münchner Stadtentwicklung gilt, zur etwa 400 Meter östlich verlaufenden Isar. Vor allem die zahlreich vorhandene Keramik "übertrifft alles, was bisher bei anderen Grabungen im Bereich der Altstadt gefunden wurde", heißt es im ersten Grabungsbericht.

Die Funde zeigen, dass die Siedlung mindestens bis in das 14. Jahrhundert hinein bestand. Nach dem Bau der Stadtmauern im 13. Jahrhundert blieb sie wohl eine typische Vorstadtsiedlung. Möglicherweise wurden dort feuergefährliche Gewerke wie die Metallverarbeitung betrieben.
Das müssen nun die weiteren Forschungen zeigen, denn abgeschlossen sind die Untersuchungen noch lange nicht. "Die Funde werden nun im Zuge des eigens für die archäologischen Ausgrabungen im Stadtgebiet München ins Leben gerufenen Projekts 'Archäologie München' weiter untersucht", so die Sprecherin. Das wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Erst dann ist geklärt, ob die Münchner Stadtgeschichte wirklich neu verfasst werden muss.
14. Juni 1158: Als München noch "Munichen" hieß
1158 heißt München noch "Munichen", was auf den Begriff Mönch zurückgeführt wird, – und Gegenstand eines Streits zwischen Bischof Otto von Freising und Heinrich dem Löwen war.
Beide hatten jeweils eine Brücke über die Isar, Heinrich der Löwe am Standort des heutigen Gasteigs, Otto von Freising in Föhring. Beide verlangten von den Salzhändlern, die den Fluss überqueren wollten, einen Wegzoll. Heinrich der Löwe ließ eines Nachts die Brücke seines Konkurrenten abbrennen, um fortan den gesamten Wegzoll zu kassieren.
Am 14. Juni 1158 wurde dieser Zwist vom Kaiser Friedrich Barbarossa mit einer gegenseitigen gütlichen Einigung beendet. Heinrich wird hier aber eher als Sieger gesehen. Die Einigung wurde schriftlich niedergelegt, was zur ersten urkundlichen Erwähnung Münchens führte.
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